Jorge Lorenzo vs. Valentino Rossi - auf dieses Duell um den Titel werden sich die MotoGP-Fans in der zweiten Saisonhälfte freuen dürfen. 13 Punkte trennen das Yamaha-Duo aktuell. Erst mit einem Rückstand von 61 (Andrea Iannone) und 65 (Marc Marquez) Punkten auf WM-Leader Rossi folgen die ersten beiden Verfolger aus anderen Teams.

Die Dominanz von Yamaha hat für Lorenzo zwei Gründe: Einerseits die verbesserte M1, andererseits die Sturzserie von Titelverteidiger Marquez. "Valentino und ich haben sieben von neun Rennen gewonnen - so etwas schafft man nur mit einem fast perfekten Motorrad", erklärte Lorenzo im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Man könne deshalb aber nicht behaupten, dass die Yamaha in dieser Saison das bessere Motorrad als die Honda sei. "Die Yamaha ist ein gutes, siegfähiges Bike und wir haben die meisten Rennen in diesem Jahr gewonnen. Aber in Katar hätte die Sache anders ausgehen können, wenn Marc nicht schon in Kurve eins den Ausritt gehabt hätte. In Austin hat er gewonnen und auch in Argentinien hat er bis zu seinem Sturz kurz vor Schluss geführt. Wenn die Honda also schlechter als die Yamaha wäre, hätte er nie solche Ergebnisse holen können", ist sich Lorenzo sicher.

Yamaha hat augeholt

Technischen Vorteil, wie etwa zu Beginn der letzten Saison, habe Honda aber keinen mehr. Yamaha holte im Winter auf, sodass die beiden erfolgreichsten Hersteller in der Geschichte der Motorrad-WM zumindest gleichauf sind. "Wir konnten den guten Cornerspeed und die Beschleunigung aus dem Vorjahr halten, uns aber im Kurveneingang verbessern", so Lorenzo. "Genau an den Bremspunkten haben wir im Vorjahr am meisten auf Honda eingebüßt. Auf eine Runde konnten wir schon damals um eine Zehntel schneller sein als Honda, in den Kurven und beim Beschleunigen vielleicht sogar zwei Zehntel."

"Aber beim Bremsen haben wir stets zwei oder drei Zehntel verloren. Damit waren wir in der Endabrechnung grundsätzlich langsamer als Honda. Nun sieht es so aus, dass wir in den Kurven zwei Zehntel schneller sind, auf der Bremse aber nur noch eine halbe Zehntel verlieren." Dennoch ist die M1 für den Perfektionisten Lorenzo noch lange nicht am Limit des vollen Leistungsvermögens: "Bei den Bremsen stehen wir vielleicht bei 70 Prozent und auch bei der Power ist noch Luft nach oben. Uns fehlen nach wie vor fünf bis sechs km/h auf den Geraden."

Rossi und Lorenzo mit Rekorden

Fakt ist, dass Yamaha in der ersten Saisonhälfte einige Rekorde brach: Nie zuvor hatte der japanische Hersteller sechs Rennen in Serie gewonnen (Yamaha blieb von Argentinien bis Assen ungeschlagen), insgesamt führten Rossi und Lorenzo in diesen sechs Rennen 124 Runden hintereinander das Feld an - MotoGP-Rekord! Sieben Siege und 207 Punkte zu Halbzeit der Konstrukteurs-WM hatte Yamaha auch noch nie zuvor auf dem Konto.

"Zur Zeit sieht es so aus, als würde es auf ein Titelduell zwischen mir und Vale hinauslaufen, aber einen Marc Marquez darf man nie unterschätzen", ist sich Lorenzo sicher. Marquez müsste in den letzten neun Rennen Rossi aber mindestens 7,3 Punkte pro Wochenende abnehmen, damit er den Italiener noch abfangen würde. Aus eigener Kraft nicht mehr machbar. Aus Sicht des Weltmeisters sollten sich Rossi und Lorenzo öfter gegenseitig in die Quere kommen. Am besten an jedem der verbleibenden Rennwochenenden.