Nicht nur durch seine Ansetzung als Saisonauftaktrennen nimmt der Grand Prix von Katar eine Ausnahmestellung im MotoGP-Kalender ein. Auch seine geographische Lage inmitten einer Wüstenlandschaft sowie die Austragung unter Flutlicht machen das Rennen im Emirat einzigartig. Zu den somit ohnehin gegebenen Eigenheiten dieses Weltmeisterschaftslaufes kommen in diesem Jahr weitere Parameter hinzu, die über Sieg oder Niederlage entscheiden könnten. Wir haben für euch die vier wichtigsten zusammengefasst.

Faktor Strecke

In Katar befindet sich der Sand nicht nur neben der Strecke, Foto: motogp.com
In Katar befindet sich der Sand nicht nur neben der Strecke, Foto: motogp.com

Ein Thema, das in Katar Jahr für Jahr wiederkehrt, ist das schlechte Gripniveau der Strecke. Ständig wird Sand auf den Asphalt geweht, der über die vier Tage erst von den Piloten der drei Klasse aus der Ideallinie gefahren werden muss. Der Grip am Losail International Circuit wird sich also im Laufe des Wochenendes definitiv verbessern, das hat aber auf verschiedene Fahrer auf unterschiedlichen Bikes jeweils andere Auswirkungen. So manchem Piloten könnte die Haftung selbst am Sonntag noch zu gering sein, andere wie zum Beispiel Tech-3-Pilot Bradley Smith zeigten sich bereits heute recht zufrieden: "Der Grip wurde während der Session immer besser. Ich konnte relativ leicht meinen guten Rhythmus halten und ans absolute Limit zu gehen." Eine schnelle Anpassung an die sich ändernden Begebenheiten ist also gefragt.

Faktor Testvorteil

Wirft man einen Blick auf die Zeitenliste des ersten Trainingstages in Katar, wird ersichtlich, dass die dreitägigen Testfahrten vor zwei Wochen in Katar den Werksteams gegenüber der Konkurrenz einen beträchtlichen Nachteil beschert haben. Als Bester der damals Abwesenden landete Repsol-Honda-Pilot auf dem sechsten Rang, ihm fehlte auf die Spitze aber auch bereits mehr als eine Sekunde. Ein Ergebnis, das wenig überraschend kommt, hatte beispielsweise der Schnellste des Donnerstags, Aleix Espargaro, doch bereits 15 Stunden mehr Zeit in Losail zu testen als die Werksfahrer. Das gab der Forward-Pilot auch gerne zu: "Uns ist klar, dass wir im Vergleich zu den Werkspiloten hier einen gewissen Vorteil haben, weil wir hier vor zwei Wochen schon getestet haben und so bereits mit einem guten Setup in die Session starten konnten." Abzuwarten bleibt, wie lange die großen Teams mit ihren umfangreichen Ressourcen brauchen, um diesen Rückstand wettzumachen. Sollte es ihnen nicht bald gelingen, steigen die Chancen für die Espargaro-Brüder, Bradley Smith, Stefan Bradl oder Alvaro Bautista.

Faktor Reifen

Wie schon bei den Testfahrten in Sepang sorgen die neuen Bridgestone-Pneus für ordentlichen Gesprächsstoff. Und wieder ist es Jorge Lorenzo, der sich mit den überarbeiteten Reifen alles andere als zufrieden zeigt: "Abgesehen von meinem Debüt 2008 hatte ich noch nie ein so schlechtes Gefühl für die Reifen, besonders in den langen Kurven. Wenn ich Gas gebe, rutscht mir das Hinterrad weg, als hätte ich keine Traktionskontrolle, aber wenn man sich dann die Daten anschaut, sieht man, dass die Traktionskontrolle extrem viel arbeitet und das bedeutet, dass der Reifen im Vergleich zu vorher einfach keinen Grip hat, besonders an der Flanke." Der Vizeweltmeister ortet bereits Sicherheitsmängel und appelliert an Bridgestone, die Slicks zu verbessern. "Ich habe ihnen gesagt, dass ich keinen Grip habe. Wenn du dann in die Kurven einbiegst und später beschleunigst, dreht das Hinterrad durch. Das ist eine große Gefahr, denn man könnte leicht einen Highsider haben", so Lorenzo. Egal ob der Reifenlieferant seine Bitten erhört oder nicht, an diesem Wochenende wird auch der Yamaha-Pilot mit dem gelieferten Material fahren müssen und aktuell wirkt es so, als habe er damit deutlich größere Probleme als sein Teamkollege Valentino Rossi oder die Konkurrenz von Honda.

Faktor Open-Klasse

Die Vertreter der Open-Klasse präsentierten sich zwar bereits am Donnerstag äußerst stark, ihre große Stunde könnte aber erst am Samstag schlagen. Im Qualifying sollten sie ihre Vorteile gegenüber den Factory-Piloten nämlich am deutlichsten ausspielen kann. Mit dem weicheren Reifen ist Fahrern wie Aleix Espargaro durchaus ein Platz in der ersten Reihe zuzutrauen und aus einer derartigen Position ist mit vier Litern Sprit im Rennen vieles möglich - vielleicht sogar der Sieg.