Herve Poncharal, seines Zeichens Teamchef der Tech 3 Crew und IRTA-Chef, beobachtet in der MotoGP alles sehr genau, schließlich ändert sich momentan Vieles. Die Einführung der CRTs 2012 bezeichnete er gegenüber Motorsport-Magazin.com als vollen Erfolg. "Wir haben die CRTs, denn wie wir schon oft gesagt haben, sonst wären nur zwölf Maschinen im Feld. Jetzt haben wir dank CRT 21 Maschinen. Das ist für mich ein großer Erfolg. Einige Leute waren voriges Jahr sehr negativ gegenüber CRT und sie sagten, es wird gefährlich und sie werden überrundet. Aber sie werden nicht wirklich überrundet, das ist nicht oft passiert. Die Rundenzeiten sind ordentlich", erklärte er.

Sicher sei auch Poncharal nicht entgangen, dass auch die CRT-Fahrer ab und an stürzen, allerdings war der schnellste CRT-Pilot in Assen sogar Achter. "Randy de Puniet fuhr auf dem Sachsenring auch ein echt gutes Rennen. Sicher sind die Nicht-CRTs vorne, aber für mich gibt es nichts Schlechtes über die CRTs zu sagen. Sicher ist nichts perfekt. Ich will nicht sagen, das ist das Beste, was dem Planeten Erde passieren konnte, aber für mich hat CRT die gestellte Mission erfüllt. Das ist ein Labor, das für die Zukunft arbeitet", sagte der Teamchef voller Überzeugung.

Zudem würden Colin Edwards, Randy de Puniet und Aleix Espargaro zu Hause sitzen oder in einer anderen Klasse fahren. "Aber sicher nicht in der MotoGP - das gilt auch für einige andere Fahrer. Für mich funktioniert das. Sicher kann man es noch besser machen, aber das gilt für alles. Auf jeden Fall ist es weit davon entfernt, lächerlich zu sein.

Halb voll oder halb leer

Eine schnelle Lösung für die finanziellen Probleme zu finden, sei schließlich nicht leicht. Poncharal meinte: Yamaha, Honda und Ducati haben nach den 2010 veröffentlichen Regeln eine Maschine gebaut. Sie können das Projekt nicht einfach abbrechen, wir müssen uns also um die Hersteller kümmern, die daran gearbeitet und Geld dafür ausgegeben haben. Sie haben dieses Geld aufgrund der Tatsache ausgegeben, dass sie die Zusicherung haben, dass es diese Spezifikation für fünf Jahre geben wird." Dabei müsse man viele Dinge berücksichtigen.

Ducati sei für Veränderungen offen, Foto: Milagro
Ducati sei für Veränderungen offen, Foto: Milagro

"Es gibt potentielle neue Hersteller, die mit der Serie sprechen und interessiert sind. Wir müssen alle Anfragen zusammenfassen. Yamaha und Honda würden gerne für fünf Jahre alles so lassen, wie es ist. Ducati ist recht offen für Änderungen. Suzuki, Kawasaki, BMW und potentiell ein paar andere wie Aprilia denken über einen Einstieg nach. Aber sie hätten die Regeln gerne anders. Wir haben auch die CRTs im Feld und möchten die Lücke verkleinern. Es gibt also viele verschiedene Interessen, die man berücksichtigen muss", war sich der Tech-3-Teamboss sicher.

Laut Poncharal müsse es entweder einen Diktator geben, der sagt, so wird es gemacht und der Rest ist egal oder man müsse versuchen, einen Konsens zu erzielen. "Zum Glück ist Carmelo [Ezpeleta] offen für Gespräche und möchte einen Konsens. Wir nähern uns jeden Tag, aber Paris, Rom, London oder Berlin wurden auch nicht an einem Tag erbaut. Es braucht also etwas Zeit", stellte er fest. Es gehe immer nur darum, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. "Wenn man negativ sein will, kann man sehr negativ sein, wenn man positiv sein will, gibt es auch positive Dinge."

Poncharal meinte zudem, dass man sich daran erinnern sollte, was vor der Einführung über die Moto2 gesagt wurde. "Es würde ein Desaster werden bla, bla, bla. Heute ist es nicht so schlecht. Ich denke, es läuft sogar sehr gut, aber sagen wir, es geht nicht so schlecht." Das Gleiche gelte für die Moto3, sie funktioniert. "Die Moto3 hat 250cc, Viertakt und eine Einheits-ECU. Die MotoGP ist die vierfache Moto3, vier Mal 250 ist 1000. Honda ist mit einer 250er und einer Einheits-ECU dabei und sie sind glücklich und es funktioniert. Warum kann man das, was in der Moto3 funktioniert, nicht für die MotoGP duplizieren. Es ist möglich. Warum akzeptiert man etwas für die Moto3, aber in der MotoGP ist es nicht akzeptabel? Es gibt also viele Sachen, die wir besprechen müssen. Wir versuchen das so schnell wie möglich zu machen. Wir haben aber Zeit, wir müssen das nicht sofort entscheiden."

Dementi sind lachhaft

Beim Thema BMW musste Motorsport-Magazin.com noch einmal genauer nachhaken. BMW hat also Interesse? "Ich weiß nicht, ich gehöre zu den Teams. Die Person, die das beantworten kann, ist Carmelo oder jemand von BMW", sagte Poncharal. Dabei wurde im Hause BMW erst vor Kurzem ein Interesse an der Prototypen-Klasse dementiert. "Ja, ja. Casey [Stoner] hat in Portugal dementiert, dass er zurücktritt und in beim nächsten Rennen in Frankreich gab er seinen Rücktritt bekannt. Deschamps hat verneint, dass er französischer Nationaltrainer wird und eine Woche später war er es. Dementi bringen mich zum Lachen", sagt Poncharal.

Trotzdem habe er keine Ahnung, da er sich mit niemandem von den Bayrischen Motorenwerken unterhalten habe. "Ich kenne nur die Leute, die hier sind. Vielleicht kommen sie nie, ich weiß es nicht. Aus meiner Warte fährt hier aber ein BMW-Motor mit, der zwar keine offizielle, aber durchaus echte Unterstützung von BMW hat. Und es gibt Unterstützung von Bosch. Ich sehe viele Leute von BMW, also haben sie ein Interesse", schließt Poncharal aus seinen Beobachtungen.

Momentan mache es vielleicht auch mit Audi als Ducati-Besitzer Sinn. "Vielleicht will BMW Audi da ein wenig nachahmen, aber das ist nicht das Thema, denn ich bin nicht in der Position, um für irgendein Unternehmen etwas zu sagen. Das ist ihre Entscheidung und ich respektiere das. Wenn sie kommen wollen, würde sich jeder freuen, denn BMW ist so ein großer Name im Motorsport. Aber wenn sie nicht kommen, müssen wir das respektieren", schloss er ab.