Casey Stoner und Honda haben die bisherigen Wintertests dominiert, der Australier stand am Ende jedes Sepang-Tests an der Spitze der Zeitenliste. Stoner wird die neue 1000ccm Ära am 8. April als Titelfavorit beginnen, aber auch die YZR-M1 von Yamaha beeindruckte bei den Tests. Jorge Lorenzo und Ben Spies waren beide mit der Leistung ihres neuen Bikes zufrieden, nachdem sie sich durch eine Reihe von Motoren, Chassis, Elektronik- und Getriebeteilen gearbeitet hatten.

Lorenzo glaubt, dass die 2012er Yamaha mit Hondas neuer RC213V mithalten kann, nachdem er im letzten Jahr auf der 800er Probleme hatte, Stoner zu schlagen. Der Mallorquiner war nach dem Sepang-Test in der letzten Woche sicher, dass er die Lücke zu Honda ein wenig schließen konnte. Auch Yamaha-Boss Lin Jarvis ist zuversichtlich, dass die YZR-M1 2012 ein ernstzunehmender Gegner wird. "Es ist zu früh irgendwelche Vorhersagen zu machen, denn die Rennen sind ein seltsames Spiel, aber wir sind glücklich", äußerte der Yamaha-Boss bei MCN.

"Man weiß, wenn man eine neue Saison startet nie, ob man im richtigen Bereich ist oder hinter dem Tempo zurückhängt und gegen die Zeit arbeiten muss, um konkurrenzfähig zu werden. Ich denke, was wir am oberen Ende der Zeitenliste gesehen haben, ist ein gutes Zeichen", fuhr Jarvis fort. Ihm war auch nicht entgangen, dass Cal Crutchlow in diesem starken Bereich liegt und damit bestätigte, dass die Basis des Motorrads eine gute sei. "Was die Saison angeht bin ich optimistisch, aber nicht in der 'das ist großartig, wir werden gewinnen' Weise. Aber ich bin optimistisch, denn es scheint, als würde es starke Rennen geben und wir scheinen konkurrenzfähig und auf einem Niveau mit Honda zu sein, was vor einem Jahr nicht der Fall war", ergänzte Jarvis.

Neue Elektronik soll helfen

Außerdem plant Yamaha eine neue Generation ihrer MotoGP Elektronik zu Beginn der Saison 2012 einzuführen. Masahiko Nakajima, Hauptgeschäftsführer von Yamahas Motorsport Entwicklungsabteilung, erklärte, dass das aktuelle Kontrollsystem der 1000er M1 eine weiterentwickelte Technologie von dem ist, das in der 800ccm Maschine benutzt wurde. Die nächste Generation von Elektronik werde momentan parallel entwickelt.

Für Jerez wird Yamaha nicht viele große Änderungen bringen, Foto: Milagro
Für Jerez wird Yamaha nicht viele große Änderungen bringen, Foto: Milagro

"Wir haben für die 1000er die elektronischen Kontrollen verändert, besonders die Traktionskontrolle, die Wheelie-Kontrolle und auch die Motorbremse. Aber die Elektronik-Kontrolle ist keine neue Generation", erklärte Nakajima letzte Woche beim Sepang-Test. "Die aktuellen Entwicklungen basieren auf der gleichen Elektronik-Kontroll-Strategie wie im letzten Jahr, aber parallel entwickeln wir die neue Generation. Sobald wir mit der neuen Generation gute Ergebnisse erzielen, werden wir sie einführen", fuhr er fort. Der Japaner konnte zwar noch kein genaues Datum bestimmen, hofft aber auf einen frühen Zeitpunkt in dieser Saison.

Diese neue Elektronik-Generation entwickelt Yamaha seit dem letzten Jahr in Zusammenarbeit mit Magneti Marelli. Nakajima erklärte das System: "Die bestehende Generation von Computern besteht aus einem Motorradmodell, also wissen die Rechner Dinge wie 'nun wird das Bike aufgerichtet oder liegt schräg oder bremst, welche Kurve'. Das ist normal. Unsere Kontrollsysteme funktionieren auch so. Für die nächste Generation brauchen wir ein genaueres Motorradmodell im Computer, womit wir auch Motor und Chassis effektiver steuern können. Man muss diese Bereiche bedenken, bevor man einen weiteren Schritt geht."

Zudem wird die Beziehung zwischen Fahrer und Elektronik als wichtig erachtet. "Wenn ein Fahrer seinem Bike vertraut, dann kann er schneller fahren. Zum Beispiel zerstört die Traktionskontrolle oder die Wheelie-Kontrolle momentan die Kontrolle des Fahrers", erläuterte der Entwicklungschef weiter. "Sie wollen beschleunigen, aber wenn die Reifen dann durchdrehen, greift die elektronische Motorsteuerung im falschen Moment oder in der falschen Art und Weise. Das Timing und die 'Philosophie' der Kontrolle ist sehr wichtig. Es ist ein sehr kritischer Bereich."

Mit der neuen Elektronik soll auch die Beschleunigung verbessert werden, was Nakajima als Yamahas Hauptziel für die 2012er M1 sieht. "Nach dem letzten Jahr haben wir die Beschleunigungsleistung zu unserer obersten Priorität gemacht", sagte er in Bezug auf Chassis, Motor und Elektronik. Dazu habe Yamaha bereits die Chassis-Steife geändert. "Es sieht von außen nicht anders aus, aber was die Steifheit angeht, ist es ganz anders." Der 1000ccm Motor habe auch besondere Drehmoment-Eigenschaften, die der Beschleunigungsleistung helfen und das Bike für den Piloten fahrbarer machen sollen.

Nakajima bemerkte, dass Lorenzo und Ben Spies bei konstantem Tempo etwa zwei bis drei Zehntelsekunden auf Stoner einbüßen. Allerdings wird Yamaha am dritten und letzten Vorsaisontest in Jerez keine größeren neuen Teile einführen, sondern sich auf das Setup für das Eröffnungsrennen konzentrieren. "In Jerez müssen wir uns auf den Saisonauftakt konzentrieren. Also werden wir nicht zu viel ändern. Wir haben in Sepang viele Dinge probiert, aber in Jerez konzentrieren wir uns auf die Richtung, in die wir gehen wollen, damit die Fahrer beim ersten Rennen nicht verwirrt sind", schloss Nakajima ab.