Simoncelli musste durch die Boxengasse...und die ist lang, Foto: Milagro
Simoncelli musste durch die Boxengasse...und die ist lang, Foto: Milagro

Mittlerweile sind schon ein paar Tage vergangen, diese Zeit brauchte wohl auch jeder, um das Gesehene beim Frankreich GP erst einmal sacken zu lassen. Hauptthema Nummer eins in der MotoGP war definitiv der Streit über 'faire Überholmanöver'. Was ein echter Sportsmann ist, bewies Casey Stoner schon am Sonntagmorgen. Randy de Puniet war in seine Linie gefahren und hatte ihm die Runde versaut. Da schnelle Runden im Warm-Up natürlich unheimlich wichtig sind, reagierte der Australier ungewöhnlich gereizt mit einem Boxhieb. Zum Dank erntete er den Rennsieg, musste jedoch 5.000 Euro Strafe zahlen und de Puniet eine neuerliche Kiesprobe. So ist das Leben.

Marco Simoncelli wollte nach seinen Stürzen in den letzten Rennen nun endlich aufs Podest. Was geschah? Wieder verpatzt! Dafür krönte sich Il Dottore mit dem ersten Ducati-Podium, für die Fans der hitzköpfigen Italiener auch nicht schlecht. Der bedauernswerte Simoncelli hatte schon am Donnerstag seinen Kopf hinhalten müssen und spielte das schwarze Schaf bei einem Treffen mit der Sicherheitskommission, das er frühzeitig verließ. Eigentlich hätte er es besser wissen müssen, denn Max Biaggi hatte bei der Superbike in Monza doch schon bewiesen, dass Abwesenheit von Italienern mit Strafdurchfahrten endet. Simoncelli spielte nach dem Vorfall mit Pedrosa weiterhin den Unschuldigen, wollte alles gern als Rennunfall abhacken, ärgerte sich lediglich über seine Strafe. Doch selbst sein guter Kumpel Valentino Rossi hieß die Aktion nicht gut. "Für mich war Simoncelli dieses Mal zu hart. Er hat Dani keinen Platz gelassen. Er kam von außen, vielleicht hat er härter gebremst, aber vielleicht war er auch ein wenig zu aggressiv, denn Dani hatte keinen Platz, um irgendetwas zu tun." Das ist wahre Freundschaft.

Und wenn der kleine Spanier stürzt, dann auch meist mit bösen Folgen. Diesmal war das rechte Schlüsselbein durch, Pedrosa auf dem Weg ins Krankenhaus und Alberto Puig richtig sauer: "Ich kann nicht mehr sagen, es ist einfach absolut unverschämt. Dieser Kerl muss einmal gemaßregelt werden!" Während Pedrosa nun hofft, in Barcelona wieder fit zu sein, sollte sich Simoncelli für Katalonien lieber schon einmal warm anziehen. Ruhig Brauner!

Doch, wenn sich zwei streiten, dann freut sich der Dritte, oder so. In diesem Fall sogar noch der Vierte. Denn Dovizioso fuhr durch Pedrosas Sturz und Simoncellis Durchfahrtsstrafe wieder an Rossi vorbei auf sein ersten Podium des Jahres und der neunfache Weltmeister erntete die Lorbeeren für das erste Ducati-Treppchen. Es sei ihnen vergönnt. Jorge Lorenzo hatte noch einmal Glück und durchbrach auch mit dem vierten Platz seine Serie der Bestplatzierungen nicht. Er hielt sich dieses Mal aus den Diskussionen raus und schimpfte lieber wieder übers Material. Es gibt doch immer was zu meckern.

So schnell ist Marc Marquez an der Spitze, Foto: Repsol
So schnell ist Marc Marquez an der Spitze, Foto: Repsol

Angriff von hinten

Yuki Takahashi, Stefan Bradl und Tom Lüthi sollten die warmen Sachen für Barcelona auch dabei haben, denn Marc Marquez ist auf dem Vormarsch. Nach seinen Nullern, gewann er erst im vierten Anlauf - wie übrigens schon im letzten Jahr - das erste Rennen. Wem es nicht mehr im Gedächtnis ist: Nach dem ersten Rennsieg ging es für den jungen Spanier steil bergauf und er schnappte sich den Weltmeistertitel in der 125er-Klasse. Na dann…

Bradl führt zwar die Moto2-Wertung mit 28 Punkten an und punktet jetzt zusätzlich mit einer neu geschaffenen Fan-Seite auf Facebook, hatte aber schon in Le Mans zu kämpfen, aufs Podest zu klettern und wird sich auch demnächst weiter durchboxen müssen.

Dominator in Gefahr?

Auch Nico Terol erlebte am Wochenende sein blaues Wunder und wurde ausgerechnet von einem Rookie geschlagen, der für Paris Hilton antritt. Dem Talent von Maverick Vinales ist nichts abzusprechen und auch wenn er auf einem rosa Motorrad fahren würde, gilt dem Nachwuchsfahrer höchster Respekt. Terol verhielt sich aber im Vergleich zu seinen Vorbildern in der Königsklasse wie ein Sportsmann und gönnte seinem Landsmann den Erfolg. Vielleicht weiß der 22-Jährige auch, dass er nicht wirklich in Gefahr ist. Zu sehr in Sicherheit sollte er sich dennoch nicht wiegen…