Wenn man auf die Saison von Ducati zurückblickt, dann fällt einem spontan eigentlich das Wort 'pfff?' ein, in Kombination mit einem Stirnrunzeln. Denn irgendwie war man 18 Rennen damit beschäftigt darauf zu warten, dass die Saison für Ducati in Fahrt kommt, Casey Stoner und Nicky Hayden in jedem Rennen vorn dabei sind und mindestens auf dem Podest stehen, oder für spannende Rennen sorgen. Doch Rennen um Rennen verging, ohne dass die Konstanz an der Spitze einkehrte, denn entweder stürzte Stoner, oder Hayden. So bleibt nur, die Ergebnisse einzeln zu betrachten und zusammen zu zählen, was denn nun am Ende herausgekommen ist, in einer Saison die weder erfolgreich, noch vollkommen enttäuschend war.

Das Team-Ergebnis von Ducati erweist sich am Ende noch als am Besten vorzeigbar, denn immerhin reichte es zu Platz drei mit 388 Punkten. Allerdings beträgt der Rückstand auf Honda 63 Punkte und auf das Weltmeisterteam von Yamaha 229 Punkte, obwohl Valentino Rossi vier Rennen lang gar nicht am Start war. Casey Stoner schaffte in der Fahrerwertung nur Platz vier und Nicky Hayden Rang sieben. Bezeichnend dabei, beide Fahrer verloren ihre bessere Position dadurch, dass sie schlichtweg zu viel stürzten, dabei hatte sich Ducati doch mächtig ins Zeug gelegt die Diva umgänglicher für alle zu machen.

Weichenstellung fehlgeschlagen?

Vom erfahrenen Ducati-Testfahrer, zum Manager im sportlichem Bereich., Foto: Milagro
Vom erfahrenen Ducati-Testfahrer, zum Manager im sportlichem Bereich., Foto: Milagro

Dafür wurden vor der Saison, abgesehen von der Teamstruktur, einige Änderungen vorgenommen. Vittoriano Guareschi übernahm vor allem das technische Management im Team, der Testfahrer bildete die Brücke zwischen Techniker und Fahrern, damit die Kommunikation verbessert werden könne. Zudem wurde die Crew von Nicky Hayden ein wenig umgestellt und zumindest am Anfang der Saison schien das auch wirklich entscheidende Fortschritte zu bringen, in fünf Rennen vier vierte Plätze für den Amerikaner war ein deutlicher Sprung nach vorn im Vergleich zu 2009.

Doch auch die Ducati bekam ein ordentliches make over. Man wechselte von einem Screamer auf einen Big Bang Motor, verbesserte die Elektronik, das Chassis, die Radschwinge und die Vorderradaufhängung, als wichtigste Komponenten. Alles das sollte die wilde Ducati zähmen, sie für alle Fahrer 'geschmeidiger' machen. Zudem erhoffte man sich auch eine bessere Kurvendurchfahrt, um mögliche Geschwindigkeitsverluste aufgrund der neuen Motorregelung wieder wett machen zu können. Womit man als Resultat nach den guten Testfahrten in Malaysia und Katar aber überhaupt nicht gerechnet hatte, war die Rückkehr des 'Rolling Stoner'. Ausgerechnet der Australier der seit 2007 gezeigt hatte, was man mit einer störrischen und instabilen Ducati alles machen kann, stürzte 2010 fast so viel, wie 2006 in seinem ersten Jahr in der Königsklasse.

Dabei begann der Auftakt in Katar schon fast traditionell mit der Casey Stoner Show. Zumindest bis zur sechsten Runde des Rennens, denn trotz eines großen Vorsprungs fand sich der 25-Jährige plötzlich im Kiesbett wieder. Ein Patzer? Es wurde analysiert, diskutiert und festgestellt - am Ende meinte Casey Stoner er habe vorn zu viel Gewicht drauf gepackt und der Sturz war das Resultat. Passiert das einmal ist so ein Ausfall natürlich zu verkraften, aber insgesamt warf Casey Stoner fünf Rennen ins Kiesbett. Nach Katar folgten noch Le Mans - 3. Runde, Indy - 8. Runde, Malaysia - 1. Runde und Portugal - 5. Runde und als ob das nicht reicht, schmiss es den Australier auch in Trainings und Qualifikation. Teilweise war man überaus ratlos, wie man die Probleme für Casey Stoner in den Griff bekommen könnte, denn nicht nur stürzte er viel, es dauerte auch bis zum Rennen in Assen, ehe der Weltmeister von 2007 das erste Mal die Pace hatte, um auf das Podest zu fahren. Dafür nahm Ducati auch in Kauf zeitweise auf die alte Vorderradaufhängung zu wechseln, um durch einen direkten Vergleich den Problemen auf den Grund zu gehen und der 'Känguru-Power ein wenig Starthilfe zu geben.

Zwei Ducati-Fahrer auf dem Podium - das sollte 2010 eigentlich regelmäßig der Fall sein, Foto: Milagro
Zwei Ducati-Fahrer auf dem Podium - das sollte 2010 eigentlich regelmäßig der Fall sein, Foto: Milagro

Ducatiland Aragon

Nicky Hayden erging es derweil nicht zwingend besser, aber zumindest musste er sich nicht mit Front-Problem-Rätseln auseinander setzen. Dafür aber mit einer Art Stillstand, denn während er in den ersten Rennen das Podium knapp verpasste, fiel seine Leistung danach ein Stück ab. Nicht einmal bei den Heimrennen in den USA, wo The Kentucky Kid jedes Jahr mindestens eine Schippe drauf legen kann, klappte es mit dem ersten Podestplatz. Wenn nicht Indy, wo dann? In Motorland Aragon kam die Antwort, denn die Ersatzstrecke im Rennkalender 2010 erwies sich als äußerst Ducati freundlich. Natürlich hatte das Team aus Bologna nicht nur auf eine Strecke gewartet, die gute Resultate von alleine bringt, sondern auch weiter daran gearbeitet, die Probleme in den Griff zu bekommen, sogar vor kleinen Flügelchen schreckte man nicht zurück, aber in Aragon, beim 13. Rennen der Saison, passte zum ersten Mal alles perfekt zusammen. Vom ersten Training bis zur Zielflagge. Casey Stoner holte den ersten Saisonsieg und Nicky Hayden setzte sich in der letzten Runde gegen Jorge Lorenzo durch und wurde zum Abschluss eines starken Wochenendes Dritter.

Knoten geplatzt? Angriff nach vorn? Zumindest in der Theorie bekam man den Eindruck, denn Stoner setzte in Japan gleich noch einen weiteren souveränen Sieg drauf und schickte sich an mindestens noch Rang drei in der Gesamtwertung abzusichern. Hayden konnte den Schwung nur bis zur zweiten Runde in Motegi mitnehmen – die Haarnadelkurve wurde ihm fast zum Verhängnis. Es ging durchs Kiesbett und weit zurück im Fahrerfeld, am Ende nur der zwölfte Platz und wichtige Punkte in der Gesamtwertung verloren.

Im Zeichen der Vier

Nach dem Malheur des Casey Stoner in der ersten Runde von Malaysia, ging es zum Heimrennen nach Phillip Island - Stonerland. Das änderte sich auch nicht 2010, in einer Saison in der es im ständigen Wechsel auf und ab ging. Der 25-Jährige holte sich und Ducati den vierten Sieg in Folge auf der anspruchsvollen Strecke. Strahlte wie selten und ließ sich weder von Regen noch Wind aufhalten. Und noch eine Vier gab es, doch der Empfänger freute sich wenig darüber. Nicky Hayden verlor im Kampf um das Podest gegen Valentino Rossi und ärgerte sich entsprechend. Dennoch lag er zwei Rennen vor Saisonende immer noch auf Kurs den sechsten Platz in der Gesamtwertung zu holen, während Spätstarter Stoner Platz drei in Estoril klar machen wollte.

Selten zeigt sich Casey Stoner emotional. Zu hause, nach vier Siegen in Folge, darf aber auch ein Stoner feiern, Foto: Milagro
Selten zeigt sich Casey Stoner emotional. Zu hause, nach vier Siegen in Folge, darf aber auch ein Stoner feiern, Foto: Milagro

Allein, der Wille reichte nicht aus. Wieder erwischte es den Australier eiskalt, dafür konnte er seine Kiesbett-Erforschung weiter ausbauen. Der erneute Sturz gepaart mit dem zweiten Rang durch Platzrivale Rossi bedeutete auch, dass der Dritte Platz in der Fahrerwertung aus eigener Kraft nicht mehr möglich war - eine Erkenntnis, die weder Ducati noch Stoner besonders erfreuten. Hatte der eine seine Chancen bereits in Estoril versenkt, zog der andere beim Saisonfinale in Valencia nach. In der ersten Kurve der dritten Runde erwischte es dieses Mal Nicky Hayden - mit dem Aus im Rennen kam auch der Verlust des sechsten Platzes im Gesamtklassement gegen Landsmann Ben Spies.

Der Durchbruch mit Ducati, ist Nicky Hayden damit auch 2010 noch nicht gelungen, doch der Amerikaner wird sich weiter festbeißen und geduldig die kleinen Schritte bis zum nächsten Fernziel gehen. Zudem glaubt man bei den Italienern mit ihm einen idealen Teamkollegen für den kommenden Valentino Rossi zu haben, die nächsten zwei Jahre werden es zeigen. Derweil ging die Ducati-Stoner-Ära zum Abschluss der Saison zu Ende und für beide Seiten dürfte es schade sein, dass man sich nicht so voneinander verabschieden konnte, wie man 2007 angefangen hatte. Die Entscheidung, ob man nach einer Berg- und Talbahn-Saison nun freudig oder enttäuscht auf 2010 zurückblickt, müssen damit die Beteiligten treffen.