Estoril war für unser Kiefer-BOS-Sotin-Racing Team kein allzu leichtes Wochenende, aber es hat am Ende doch ein schönes Resultat von Dirk gebracht. Für Alex Baldolini war es leider durchwegs schwierig. Bei ihm hatten wir durchgehend technische Probleme. Wir haben das ganze Motorrad auf den Kopf gestellt, alles durchgewechselt und haben es bis zuletzt nicht in den Griff bekommen. Das war für uns sehr unangenehm und tut uns auch leid für den Alex.

Der Dirk hatte dafür das ganze Wochenende ein recht gutes Motorrad. Die Geschwindigkeiten waren im Training im sechsten Gang vielleicht nicht ideal, aber das war kein großer Nachteil. Vom Setting am Fahrwerk her war es perfekt und Dirk war auch schneller unterwegs als voriges Jahr. Er war im Training 16. also hat es schon ganz gut funktioniert. Im Rennen lief das Motorrad dann richtig gut, da haben wir es auch beim Motorsetting noch besser getroffen. Dirk fuhr auch ein gutes Rennen. Er hatte zwar wieder einen schlechten Start, war aber in der Lage, relativ schnell auf die Gruppe bis Platz zehn aufzuschließen. Er hat sich in der letzten Runde dann auch gegen Aleix Espargaro durchgesetzt und mit Platz elf ein sehr gutes Ergebnis geholt. Es war natürlich auch etwas Glück, dass vorher zwei, drei Leute ausgefallen sind. Insgesamt waren wir mit Dirk an diesem Wochenende aber sehr zufrieden.

Nun geht es gleich weiter in Japan. Das ist für uns natürlich auch logistisch eine Herausforderung. Vor allem mit Alex Baldolinis Maschine wird es schwierig, die Probleme auszusortieren. Wir mussten unsere Sachen nach dem Rennen direkt in die Überseekisten packen und damit wurde auch das Motorrad eingeladen, wie es ist. Wir hatten noch keine Zeit, zu schauen, was nicht passt. Es ist aber allgemein schon schwierig genug, alles innerhalb weniger Tage von Portugal nach Japan zu bringen. Die IRTA und die Spedition, die das erledigt, hat da einiges zu regeln. Die Sachen kommen wahrscheinlich erst am Donnerstagmorgen in Japan an, es wird also richtig eng.

Bei Alex Baldolini funktionierte es technisch nicht, Foto: Kiefer Racing/Friedrich Weisse
Bei Alex Baldolini funktionierte es technisch nicht, Foto: Kiefer Racing/Friedrich Weisse

Sollte beim Transport irgendetwas schief gehen, dann könnten wir als Team gar nichts machen. Wir müssen uns komplett auf die Spedition der IRTA und der Dorna verlassen. Dazu muss ich allerdings sagen, das funktioniert bislang immer tadellos. In den vergangenen fünf Jahren habe ich nur von ein oder zwei Fällen gehört, bei denen die Sachen verspätet kamen, aber sie kamen auch noch an. Es wäre natürlich unangenehm, sollten wir erst am Freitag unsere Sachen bekommen, aber dann können wir es leider nicht ändern. Es wird auf jeden Fall versucht, alles so schnell wie möglich zu liefern. Am Sonntag musste unser Equipment bis 20:00 Uhr verpackt sein, damit es gleich verschickt werden konnte. Jetzt können wir nur noch abwarten, dass es rechtzeitig kommt.

Aber noch zu etwas sehr Erfreulichem. Stefan Bradl hat im 125er-Rennen eine absolute Weltklasseleistung abgeliefert. Was mich besonders freut, ist, dass er in seinem Alter mit noch relativ wenig GP-Erfahrung Sieger wie Pesek oder Koyama auf der letzten Runde noch überholen und hinter sich lassen kann. Das zeugt von Selbstvertrauen und fahrerischem Talent. Wir sind absolut glücklich, dass wir nächstes Jahr mit ihm zusammenarbeiten können.

Wenn er die Performance weiter halten kann, dann wird Stefan nächstes Jahr weit vorne zu finden sein. Dennoch sollte man vorsichtig sein und jetzt nicht zu viel Druck auf ihn aufbauen. Wir wollen im nächsten Jahr die WM unter den ersten Zehn beenden und wollen schauen, dass wir das eine oder andere Highlight setzen können. Ein guter Vergleich ist Pol Espargaro, der gerade seinen ersten Podestplatz geholt hat und im vorigen Jahr auch spanischer Meister war. Wir sind uns sicher, Stefan wird in der kommenden Saison ganz vorne zu finden sein.

Dazu muss man vielleicht noch erklären, dass die 125er-Klasse vom Material her viel enger beisammen ist als die 250er-Klasse. Der Unterschied zwischen Werks- und Kit-Motorrad ist viel geringer. Als Beispiel passt hier Gabor Talmacsi ganz gut. Er führt die WM an, aber nicht auf einer offiziellen Werksmaschine; er fährt eine Kit. Allerdings macht es Aprilia so, dass die drei besten Kit-Fahrer noch zusätzliche Unterstützung bekommen. Das muss man sich aber erst einmal erfahren - so wie eben Talmacsi. Er führt die WM auf einer Kit an, vor den aktuellen Werksfahrern auf einer RSA, Gadea, Faubel und Pasini.

Das war für uns auch der ausschlaggebende Grund, in die 125er zu wechseln. Der Abstand ist dort eben nicht so groß. Wir hätten den Wechsel auch gemacht, wenn wir nur ein Kit-Motorrad bekommen hätten, denn auch damit hat man eine Chance, einmal ein Rennen zu gewinnen. In der 250er ist das definitiv unmöglich. Der Unterschied, den wir nächstes Jahr mit der Werksmaschine haben werden, ist, dass wir direkt vom Support und dem Input der Aprilia-Werksingenieure profitieren. Das kann hier und da mit Sicherheit von Vorteil sein.