Seit 2012 fährt Marcel Schrötter in der Moto2-Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft. Eine halbe Ewigkeit im so schnelllebigen Rennsportgeschäft. In der Saison 2022 liegt Schrötter nach elf Saisonrennen auf dem siebten WM-Rang und ist damit auf Kurs in Richtung seines besten Gesamtergebnisses in der Moto2. 2018 und 2019 wurde er jeweils Achter.

Dennoch könnte Schrötter die Klasse mit Saisonende verlassen. Er und sein Manager Michael Kories sehen sich nach einem Platz in der Superbike-Weltmeisterschaft für 2023 um. Doch wirklich reizvolle Optionen scheint es aktuell nicht zu geben. Ein Werksmotorrad von Kawasaki, Ducati, Yamaha, Honda oder BMW wird der 29-Jährige nicht bekommen. Und auch in starken Kundenteams wie GRT Yamaha oder den diversen Ducati-Rennställen wird sich keine Chance auftun.

Die besten WSBK-Plätze sind für Schrötter außer Reichweite, Foto: LAT Images
Die besten WSBK-Plätze sind für Schrötter außer Reichweite, Foto: LAT Images

Einzig realistische Möglichkeit ist wohl ein Vertag bei Bonovo Action BMW. In diesem deutschen Team könnte Schrötters Herkunft natürlich ein Vorteil sein. Team-Manager Michael Galinski und Geldgeber Jürgen Röder sind bekanntermaßen große Förderer des deutschen Motorsports und ermöglichten im Vorjahr bereits Jonas Folger ein Engagement in der Superbike-Weltmeisterschaft.

Über ein wirklich schlagkräftiges Paket verfügt das Team mit der BMW M1000RR aber nicht. Stärkster BMW-Fahrer in der laufenden Saison ist Scott Redding, der mit 48 Punkten auf Gesamtrang zehn liegt. Die Bonovo-Action-Piloten Loris Baz und Eugene Laverty, immerhin fixe Größen im Superbike-Paddock, belegen die Ränge elf und 14.

Die BMW-Armada strauchelt 2022, Foto: LAT Images
Die BMW-Armada strauchelt 2022, Foto: LAT Images

Schrötters aktuelles Moto2-Team von Intact GP würde sich jedenfalls über einen Verbleib des Bayern freuen. "Wir würden gerne mit Marcel weitermachen, wissen aber auch, dass er Interesse an der Superbike-WM hat", so Teammitbegründer und Teilhaber Stefan Keckeisen gegenüber Motorsport-Magazin.com. Sorgen bereiten dem Team Schrötters Superbike-Ambitionen aber nicht. "Wir haben keinen Stress. Uns liegen viele Anfragen vor und wir befinden uns durch den Ausstieg von Suzuki und durch die wahrscheinliche Schließung des VR46-Teams in der Moto2 in einer komfortablen Position. Wir warten jetzt also erstmal ab."

Motorrad-WM 2023 ohne deutschsprachige Fahrer?

Zieht es Schrötter tatsächlich in die Superbike-WM, könnte dem Motorradsport im deutschsprachigen Raum 2023 ein historischer Tiefpunkt drohen. Schon in der laufenden Saison gibt es keine Stammfahrer aus der Schweiz oder Österreich, Schrötter ist der einzige deutsche Fixstarter. Verlässt auch er das Paddock, ist eine Saison ohne deutschsprachige Beteiligung wahrscheinlich, denn andere Fahrer aus dem DACH-Raum drängen sich derzeit nicht auf.