Vor knapp zwei Jahren war Jonas Folger einer der aufregendsten Youngsters der MotoGP. Er hatte sich mit Marc Marquez, dem 'King of the Sachsenring', ein großartiges Duell um den Sieg im Deutschland-Grand-Prix geliefert und sein Heimrennen schließlich auf dem hervorragenden zweiten Platz beendet. Eine große Karriere in der Königsklasse schien sich anzubahnen.

Nur wenige Monate später stand Folger aber vor einem sportlichen Trümmerhaufen. Aufgrund gesundheitlicher Probleme konnte er in den letzten vier Saisonrennen 2017 nicht starten, seine Teilnahme für die Folgesaison musste er schließlich komplett absagen. Der sympathische Bayer zog sich völlig aus der Öffentlichkeit zurück und versuchte, seine Akkus wieder aufzuladen.

Im Herbst 2018 dann ein erster Schritt zurück: Folger wurde MotoGP-Testfahrer für Yamaha und entwickelte die M1 von Rossi, Vinales und Co. Am vergangenen Wochenende in Barcelona kehrte Folger schließlich endlich wieder als Einsatzpilot zurück. Er kam als Ersatzmann bei Petronas Sprinta Racing zum Zug.

Folger mit mangelnder Erfahrung

Mit nur wenigen, noch dazu lange zurückliegenden Testtagen auf der vom 765ccm-Triumph-Motor befeuerten Kalex-Maschine ging er in den Katalonien-GP und musste sich dort mit Platz 19 begnügen, bot dennoch eine ansprechende Leistung. Mit seiner Pace in der zweiten Rennhälfte hätte er es problemlos in die Punkteränge geschafft. "Das war absolut okay", meinte auch Folger selbst im Anschluss.

Probleme hatte er aber in der Anfangsphase: "Mein Start war wirklich sehr schlecht. Ich bin es einfach nicht mehr gewohnt, auf dem Motorrad in so eine Hektik zu kommen. Es ist doch eine Weile her, dass ich ein Rennen gefahren bin. Ich bin gleich zu Beginn fast mit Bezzecchi kollidiert, wäre um ein Haar gestürzt und 'Zack', war ich Letzter. Ich habe mich umgesehen und plötzlich niemand mehr gesehen. Es hat dann auch echt lange gedauert, bis ich an Dixon vorbeigekommen bin. Er war zwar deutlich langsamer als ich, aber ich habe es nicht geschafft, ihn zu überholen, weil er richtig spät gebremst hat. Ich habe einfach extrem viel Zeit gebraucht, um wieder in den Rennmodus zu finden. Seit fast zwei Jahren habe ich keinen Fahrer mehr überholt. Das war eine große Herausforderung für mich, die uns im Endeffekt ein besseres Rennen gekostet hat."

Folger musste sich durch das Feld nach vorne kämpfen, Foto: Petronas Sprinta Racing
Folger musste sich durch das Feld nach vorne kämpfen, Foto: Petronas Sprinta Racing

Dass ihm die Übung für das Rennfahren etwas fehlen wird, war Folger aber schon vor dem Wochenende klar: "Wir haben nicht damit gerechnet, im ersten Rennen gleich um das Podium zu kämpfen. Das wäre völlig unrealistisch gewesen. Die anderen Fahrer stehen ja alle voll im Saft, während ich vom Testen komme. Außerdem bin ich ewig nicht mehr auf einer Moto2-Maschine gesessen."

Willkommene Testfahrten für Folger

Die fehlende Erfahrung auf dem Moto2-Bike will Folger nun am Dienstag bei Testfahrten in Barcelona etwas wettmachen. "Wir werden die Tests nutzen um zu sehen, in welche Richtung es mit dem Bike gehen soll. Ich muss auch meinen Fahrstil noch umstellen, weil ich dachte, dass ich aus der MotoGP einiges mitnehmen kann, aber das funktioniert nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich habe es drei Tage probiert und es funktioniert nicht. Mal sehen, was ich da anders machen kann", verrät er seine Pläne.

Am Sonntag konnte er die Petronas-Box auf jeden Fall einmal mit einem Lächeln verlassen: "Es hat eine Menge Spaß gemacht. Die Arbeit mit dem Team ist gut gelaufen und es war auch cool, diese Anspannung vor dem Start und generell schon am Morgen vor dem Rennen wieder zu spüren. Als ich ganz am Ende des Feldes gefahren bin, war ich natürlich nicht mit einem Lächeln unter dem Helm unterwegs. Das ist ganz klar. Wir wissen, dass wir da, wo wir aktuell stehen, nicht hingehören. Es war aber unser erstes Rennen und wir wissen, was wir können. Die Motivation ist da, ich muss nur wieder lernen, richtig Rennen zu fahren."

"Das Feuer für das Rennfahren ist also wieder entfacht?", wollte Motorsport-Magazin.com zum Abschluss wissen. "Genau", stellte Folger entschlossen fest.