Auch in Brünn wollen sich die Schweizer Fahrer gut präsentieren. Am Freitag gelang das vor allem Tom Lüthi und mit Abstrichen Dominique Aegerter. Die Leistungen und Stimmen der Eidgenossen:

Sonntag

Thomas Lüthi (7.): Bereits in Kurve drei übernahm Thomas Lüthi die Führung im Rennen. Es sollte nur ein kurzes Strohfeuer sein. Einen Umlauf später überholte ihn Johann Zarco. Von da an ging es unaufhaltsam nach hinten für Lüthi. Immerhin konnte er sich in den letzten Runden noch erfolgreich gegen Sandro Cortese zur Wehr setzten und Rang sieben ins Ziel retten. "Ich war zu Beginn absolut mit der Pace für einen Podestplatz unterwegs. Leider hat der Hinterreifen viel früher als gedacht an Haftung verloren", ärgert sich Lüthi. "Über den Rest des Rennens gibt es nicht viel zu sagen. Ich war ständig am Limit, rutschte in jeder Kurve wild mit dem Heck herum und ein Gegner nach dem andern kam an mir vorbei."

Dominique Aegerter (13.): Auch nach hinten ging es für Dominique Aegerter. Der Eidgenosse konnte sich anfangs noch in den Top-10 halten. Doch mit zunehmender Renndauer bauten seine Reifen immer mehr ab, sodass Aegerter letztlich noch von Glück reden kann, Platz 13 und damit drei Pünktchen gerettet zu haben. "Eine Riesenenttäuschung und ein insgesamt wieder schwieriges Weekend für mich", resümiert Aegerter folgerichtig. "Obwohl ich am Samstag in der Qualifikation einen sehr guten sechsten Startplatz herausfahren konnte, wusste ich gleichzeitig, dass ich über dem Limit gefahren war. Im Rennen haben die Reifen sehr schnell abgebaut. Ich habe gekämpft wie ein Löwe, um wenigstens noch ein paar Punkte zu retten."

Randy Krummenacher verpasste die Punkteränge deutlich, Foto: JiR Racing Team
Randy Krummenacher verpasste die Punkteränge deutlich, Foto: JiR Racing Team

Randy Krummenacher (20.): Die Ausgangslage für ein Punkteresultat war mit Startposition 14 gut für Randy Krummenacher. Doch der Schweizer tat es seinen Landsleuten gleich und fiel im Rennen zurück. Am Ende reichte es nur zu Platz 20, eine Position hinter Marcel Schrötter. Ein Rückschlag für die Ambitionen Krummenachers. "Über das heutige Rennen gibt es nicht viel zu sagen. Nur so viel, dass wir die gute Qualifying-Performance leider nicht in ein gutes Rennergebnis ummünzen konnten. Wir werden uns nun alles genau anschauen und für Silverstone schon einen Plan machen. Bis dahin gilt es den Kopf freizubekommen und in guter, alter Frische zurückkehren. In Silverstone in zwei Wochen wird wieder angegriffen", äußert sich Krummenacher kämpferisch.

Jesko Raffin (26.): Das Wochenende in Brünn stand unter keinem guten Stern für Jesko Raffin. Das Rennen sollte da keine Ausnahme bilden. Raffin musste dem Highsider von Robin Mulhauser übers Kiesbett ausweichen und verlor so den Anschluss zu den anderen Piloten. Das Rennen beendete Raffin als 26. und Letzter.

Robin Mulhauser (Ausfall): Ein kurzes Vergnügen war der tschechsiche Grand Prix für Robin Mulhauser. Das Rennen des Schweizers dauerte gerade einmal drei Runden lang. Dann verabschiedete sich Mulhauser per Highsider im Omega aus dem Rennen. Beinahe hätte er noch seinen Landsmann Raffin mit ins Aus gerissen. "Das Weekend verlief leider nicht sehr erfolgreich für mich. Als ich beim Start die Kupplung losliess, machte die Kalex einen Satz nach vorn und ich musste die Kupplung erneut ziehen. Alle haben mich überholt, ich war weit hinten an letzter Stelle. Auch mein Motor schien auf der Geraden nicht besonders in Form zu sein", gibt Mulhauser frustriert zu Protokoll. "Also habe ich auf der Bremse versucht, wieder ein paar Plätze nach vorne zu kommen. Das ging leider nicht gut und ich bin gestürzt."

Ohne Verkehr wäre für Thomas Lüthi im Qualifying noch mehr drin gewesen, Foto: Tobias Linke
Ohne Verkehr wäre für Thomas Lüthi im Qualifying noch mehr drin gewesen, Foto: Tobias Linke

Samstag

Thomas Lüthi (5.): Fast schon zum Dauerkandidat auf die Top-5 mutierte Thomas Lüthi in Brünn. Der Schweizer beendete das Qualifying nach starker Vorstellung als Fünfter und steht damit in einer rein deutschsprachigen zweiten Reihe. Mit Platz sechs im dritten freien Training unterstrich Lüthi seine eindrucksvolle Konstanz und seine Ansprüche auf ein Top-Resultat in der Tschechischen Republik. Der Start in die Session war gut für Lüthi: "Ich habe bereits in der zweiten Runde meine Bestzeit und auch die beste Zeit des Weekends geschafft. Dabei hatte ich noch nicht einmal alles riskiert. Ich war deshalb zuversichtlich, dass ich die zwei Zehntel, die mir fehlten, noch finden würde. Aber leider habe ich es nicht mehr geschafft. Mit meinen letzten Reifen war ich nach zwei von vier Sektoren schneller als je zuvor, doch dann ist mir Julian Simón in die Quere gekommen und hat meine Runde zerstört. Das ärgert mich sehr, weil ich unbedingt in die erste Startreihe wollte."

Dominique Aegerter (6.): Die deutschsprachige zweite Reihe komplettiert neben Sandro Cortese und Thomas Lüthi Dominique Aegerter. Der Teamgefährte von Lüthi und Robin Mulhauser fuhr seine schnellste Runde im Sog von Weltmeister Esteve Rabat. Der Windschatten beflügelte Aegerter derart, dass ihm dabei der Sprung von knapp außerhalb der Top-10 bis auf Rang sechs gelang. "Die Klassierung ist super, aber der Abstand zur Spitze mit mehr als acht Zehnteln viel zu gross. Ich habe nie wirklich den optimalen Rhythmus gefunden. Die Bestzeit habe ich im Schlepptau von Rabat geschafft, aber sie widerspiegelt leider kaum mein tatsächliches Niveau", gibt Aegerter zu Bedenken. "Wenn das Rennen auf einem leicht tieferen Niveau spielt wie die Qualifikation, habe ich eine Chance, vorne mitzufahren."

Randy Krummenacher (14.): Eine unauffällige Session war das Qualifying für Randy Krummenacher. Der Eidgenosse lag wie immer mi gesicherten Mittelfeld und schaffte letztendlich die vierzehnte Zeit. Damit steht Krummenacher in der fünften Startreihe und darf sich berechtigte Hoffnungen auf ein Punkteresultat machen. Über das Ergebnis freut sich Krummenacher aus zwei Gründen: "Erstens war es ein gutes Qualifying, doch viel mehr freue ich mich über die Tatsache meine bislang schnellste Rundenzeit auf dieser Piste endlich geknackt zu haben. Und das gleich um 0,8 Sekunden, das ist mit Sicherheit der positivste Aspekt. So gesehen habe ich bestimmt eine gute Richtung eingeschlagen, doch das soll noch lange nicht heissen, dass wir dort angekommen sind, wo wir eigentlich hinwollen."

Robin Mulhauser (24.): Im Rahmen seiner Möglichkeiten war im Qualifying Robin Mulhauser unterwegs. Der Schweizer etabliert sich in den Top-25, fuhr sich im Qualifying auf Startplatz 24, 2,2 Sekunden hinter Zarco. Für den Sprung in die Top-20 fehlten Mulhauser vier Zehntelsekunden. Trotzdem ärgert sich Mulhauser: "Ich bin ziemlich wütend auf mich, denn die Top-20 waren heute in Reichweite. Ich bin zwei Mal gestürzt, ziemlich heftig am Morgen im 3. Freitraining und in der Qualifikation am Nachmittag gleich nochmals. Ich habe deswegen fünfzehn Minuten verloren. Danach bin ich wieder auf die Strecke gegangen und habe allein und ohne Windschatten 2:03,9 min geschafft; mit einem guten Windschatten wäre noch einiges mehr drin gelegen."

Jesko Raffin beendete das Qualifying als Letzter, Foto: SAG
Jesko Raffin beendete das Qualifying als Letzter, Foto: SAG

Jesko Raffin (31.): Völlig von der Rolle ist Jesko Raffin in Brünn. Er bekleidet in Tschechien genau die Rolle, die Florian Alt in Indy inne hatte: den permanenten Träger der roten Laterne. Auch im Qualfying landete Raffin abgeschlagen auf Platz 31, eine halbe Sekunde hinter seinem Vordermann Xavi Vierge und 3,3 Sekunden hinter Pole-Mann Zarco.

Freitag

Tom Lüthi (2.): Starker Auftritt von Tom Lüthi am ersten Tag in Brünn. Der 28-Jährige zeigte vor allem im zweiten Training eine starke Leistung, was mit Rang zwei im Tagesklassement belohnt wurde. Um satte sieben Zehntel konnte er seine Zeit vom Vormittag verbessern. "Wir haben am Nachmittag eine ziemlich gute Lösung für diese hohen Temperaturen gefunden", freute er sich. "Das sind ganz besondere Verhältnisse, weil man ziemlich mit den Reifen zu kämpfen hat. Man muss es aber so nehmen wie es ist und sich daran anpassen."

Dominique Aegerter (9.): Zweimal solide unter die Top-10 kam Dominique Aegerter. Der Abstand nach ganz vorne beträgt knapp eine Sekunde, der Technomag-Pilot muss eher aufpassen, dass er im Qualifying die Basis für Punkte legt, denn Platz 16 war nur zwei Zehntel entfernt. "Ich habe auf dieser Strecke immer etwas Mühe", gestand er. "Heute war das insbesondere beim Einlenken der Fall. An diesen Stellen verliere ich die entscheidende Zeit. Von den Zahlen her ist der neunte Rang nach den beiden Trainings sicher keine Katastrophe, aber der Rückstand zur Spitze ist zu groß."

Aegerter verlor viel Zeit auf die Spitze, Foto: Tobias Linke
Aegerter verlor viel Zeit auf die Spitze, Foto: Tobias Linke

Randy Krummenacher (19.): Nur Rang 19 steht für Randy Krummenacher am Ende des ersten Tages in Brünn zu Buche. Zu den Punkten fehlten allerdings nur zwei Zehntel. "Der heutige Trainingsauftakt verlief definitiv positiver als zuletzt in Indianapolis", stellte er deshalb fest. "Ich habe mein Vertrauen mit dem Motorrad zurückgewonnen. Zudem haben wir heute unser Hauptaugenmerk auf die Konstanz hinsichtlich der Race-Pace gelegt, was offensichtlich schon recht gut funktioniert."

Robin Mulhauser (25.): Der 27-Jährige belegte in der Endabrechnung einen durchwachsenen 25. Rang. Während der Abstand zum direkten Verfolger jedoch mit sieben Zehnteln recht deutlich war, wäre er mit demselben Abstand nach vorne bereits in den Punkten. Es zeigt sich: Mulhauser ist Teil des Mittelfeldes, nach vorne ist noch etwas möglich. "Ich bin vom Resultat etwas enttäuscht, weil ich zuvor lange in den Top-20 gelegen hatte", gab Mulhauser offen zu. "Aber ich habe heute enorm viel gelernt, nicht zuletzt, weil ich mehrere Runden lang dem WM-Leader Johann Zarco folgen konnte. Ich werde jetzt noch mit Tom Lüthi diskutieren, ob es eine Möglichkeit gibt, in der Qualifikation einige Runden gemeinsam zu fahren. So kann er von meinem Windschatten profitieren, und ich von seinem."

Robin Mulhauser scheint von seinem ersten Punkt in Indianapolis beflügelt, Foto: Milagro
Robin Mulhauser scheint von seinem ersten Punkt in Indianapolis beflügelt, Foto: Milagro

Jesko Raffin (31.): Das Ende des Feldes zierte (mal wieder) Jesko Raffin. Zwar war er bis auf eine Zehntelsekunde an Florian Alt dran, aber bereits auf Rang 29 fehlten sieben Zehntel. Auch in Brünn geht es bei Raffin wohl nur darum, nicht Letzter zu werden. "Der erste Tag hier war ziemlich kompliziert, weil die Strecke technisch sehr schwierig ist und ich viele Runden gebraucht habe, um mich anzupassen", verriet Raffin.