Nach zwei Jahren in der Moto2-Weltmeisterschaft kann man bei MZ offensichtlich auch in der Produktion Vollgas geben. Wie die Freie Presse berichtet, haben MZ und Geschäftsführer Martin Wimmer die hart umkämpfte Landesbürgschaft erhalten, die für die Finanzierung der Produktionsanlagen in Zschopau dringend benötigt worden war. "Mit den Mitteln, die uns die Merkur-Bank Sachsen dank der Bürgschaft zur Verfügung stellt, können wir unsere Projekte nun verwirklichen", sagte Wimmer am Freitag.

MZ will sich, wie von Wimmer in den letzten zwei Jahren des Kampfes um die Bürgschaft bereits angekündigt, vor allem auf das Roller-Segment konzentrieren und dabei alternative Antriebe ausbauen. Im Vordergrund steht die Markteinführung des Rollers Emmely EL2-Hybrid, der neben einem Viertakt-Motor auch einen Elektroantrieb erhalten soll. Das Modell e-power max soll lediglich mit Elektroantrieb ausgerüstet sein und ganze 14,95 PS abdrücken. MZ setzt dabei auf eine Kooperation mit einem der größten sächsischen Energie-Versorger, Envia M.

Im Elektro-Roller-Segment ist MZ nicht neu. Schon über ein Jahrzehnt lang wird die Charly-Reihe aufgelegt. Doch diese klein-Roller werden vor allem in den Fahrerlagern der Rennstrecken gesehen, sind dort ein nützliches, leider nicht lang haltendes, Fortbewegungsmittel. Wimmer und Co werden versuchten, die Akkukapazität und damit die Reichweite der Charlys zu erhöhen. Außerdem spricht man von einer dreirädrigen Variante.

Der Traum vom eigenen Chassis

Auf dem Gebiet der 125ccm-großen Viertakter war MZ nach der Wende lange Zeit führend. Die Modellreihen RT, SM und SX kamen mit einem 15-PS-Aggregat, welches in dieser Viertaktklasse lange Zeit das stärkste Serienmodell weltweit war. Gerade bei Jugendlichen ab 16 Jahren fanden diese ebenso formschönen Bikes Anklang. Wimmer möchte dieses Konzept wieder aufgreifen und dabei mit einer speziellen Gaswechselsteuerung experimentieren. Das Patent dazu hat MZ kürzlich erworben. "Damit verfügen wir zunächst exklusiv über diese Technologie", so Wimmer. Weiterhin werden in den MZ-Hallen Elektrofahrräder zusammengeschraubt. Dabei agiert die sächsische Produktionshalle als Subunternehmer der Firma PG-Bikes aus Regensburg.

Ob Wimmer mit seinen Plänen Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Zunächst hatten sich er, seine Ehefrau Martina Häger und der ehemalige Vizeweltmeister Ralf Waldmann zusammengeschlossen, um MZ wieder nach vorn zu bringen. Doch Waldi und die genervte Ehefrau zogen sich aus dem Unternehmen zurück, Wimmer stand kurzzeitig allein da. Mit Peter Ertel sprang ein Bankmann aus Ludwigshaven als privater Investor mit ein.

Bei MZ konnte lange nicht produziert werden, Foto: MZ
Bei MZ konnte lange nicht produziert werden, Foto: MZ

Der Erhalt der Landesbürgschaft ist ein erster Schritt für MZ und Wimmer, das gesamte Unterfangen etwas auf einen solideren Boden zu stellen. Zwei Jahre lang bettelte man beim Staat um Geld, verbrannte aber gleichzeitig in der Moto2-Weltmeisterschaft Hunderttausende Euro - ohne laufende Produktion. Und das was in Zschopau produziert wurde, stellte zum Beispiel Max Neukirchner noch vor der Saison 2011 entnervt in die Ecke, Teamkollege Anthony West folgte bald. Beide fahren derzeit ein britisches FTR-Chassis - mit MZ-Aufklebern. Der Stahl-Gitterrohr-Rahmen Wimmers mit seinem patentierten Gabel-System funktionierte einfach nicht. Wimmer träumt davon, dass seine Piloten nächstes Jahr wieder mit seinem Chassis ausrücken. Die Konkurrenzfähigkeit dessen steht weiter in Frage.