Versöhnliches Ende eines bereits verloren geglaubten Rennwochenendes: Beim Grand Prix von Spanien in Jerez kamen die beiden MZ-Werksfahrer Max Neukirchner und Anthony West auf den Plätzen zehn und elf ins Ziel, obwohl sie von den aussichtslos scheinenden Startpositionen 30 (West) und 36 (Neukirchner) ins Moto2-Rennen gestartet waren - Regen machte es möglich.

Angriff im letzten Moment: In der letzten Rennrunde ging Neukirchner noch an Teamkollege West vorbei, Foto: MZ Racing
Angriff im letzten Moment: In der letzten Rennrunde ging Neukirchner noch an Teamkollege West vorbei, Foto: MZ Racing

Beinahe wäre es dem Regenspezialisten Anthony West sogar gelungen, sein bestes Ergebnis aus dem Vorjahr zu wiederholen, als er beim GP von Portugal in Estoril den siebten Platz erreichte. Doch der im letzten Renndrittel einsetzende stärkere Regen verdampfte am Kühler seiner MZ und ließ sein Helmvisier beschlagen. "Anthony hat fast nichts mehr gesehen und musste deshalb zur Sicherheit früher bremsen, deshalb konnte Max ihn in der allerletzten Kurve noch überholen", sagte MZ-Geschäftsführer Martin Wimmer.

Zuvor war West mit traumwandlerischer Sicherheit auf der nassen Fahrbahn durchs Feld gepflügt, hatte Konkurrent um Konkurrent überholt, bis er auf Platz sieben eine Sieben-Sekunden-Lücke zu Julian Simón vor sich hatte, die er nicht mehr schließen konnte. "Wir sind nicht unzufrieden, auch wenn das Ergebnis noch besser hätte ausfallen können", resümierte Martin Wimmer. "Das Resultat haben wir ganz klar dem Können unserer Fahrer zu verdanken. Was der Grund für Anthonys Probleme war, müssen wir herausfinden, dann werden die nötigen Konsequenzen gezogen. So etwas darf nicht passieren."

Max Neukirchner hatte sein Rennen etwas zurückhaltender eingeteilt als Kollege West und war erst nach der 20. von 26 Runden auf Platz 15 in den Punkterängen aufgetaucht. Seine besonnene Fahrweise bewahrte ihn davor, es elf unvorsichtigeren Gegnern gleichzutun und sich in die ellenlange Sturzliste des Rennens einzutragen.

Kühledampf ließ bei West das Visier beschlagen, Foto: MZ Racing
Kühledampf ließ bei West das Visier beschlagen, Foto: MZ Racing

Max Neukirchner: "Ein Regenrennen ist immer so eine Sache. Entweder man kommt gut durch, oder man kommt in Gefahr zu stürzen. Ich bin sehr kontrolliert gefahren, das hat wirklich Megaspass gemacht. Obwohl es manchmal mehr und manchmal weniger stark geregnet hat, konnte ich konstant schnelle Rundenzeiten fahren. Ich bin natürlich glücklich darüber, dass ich es erstmals in meiner Moto2-Karriere unter die ersten Zehn geschafft habe."

Anthony West: "An meinem Motorrad war das vordere Schutzblech nicht montiert, und als es stärker zu regnen anfing, wurde viel Wasser auf den Motor und die Auspuffkrümmer geschleudert. Der heiße Dampf ist hochgestiegen und hat mein Helmvisier beschlagen. Das wurde immer schlimmer, ich hatte so ein Problem noch nie. Ich habe einfach nichts mehr gesehen und bin über die Randsteine gefahren. Ich bin schon oft im Regen Rennen gefahren, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt. Das Setup des Motorrads war nicht perfekt, aber ich bin damit klar gekommen und habe ja auch viele Gegner überholt."

Marco Nicotari, Crew-Chief Neukirchner: "Das war ein sehr eindrucksvolles Rennen, völlig unglaublich - von Platz 36 loszufahren und dann wie Max auf Platz zehn ins Ziel zu kommen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Max ist ein perfekter Fahrer. Ich glaube, dieser zehnte Platz ist die Belohnung für die viele Arbeit, die wir am Wochenende mit den Sturzreparaturen hatten. Wir haben rund um die Uhr gearbeitet, kaum geschlafen, und dafür hat Max uns dieses Geschenk gemacht. Ich bin einfach nur glücklich."