Die Formel 1 in Bahrain, MotoGP in Indonesien und nicht zuletzt das 'Super Sebring' in den USA: Was für ein Wochenende für Motorsport-Fans! Die wichtigsten Ereignisse, Ergebnisse und Stimmen des gemeinsamen Events von WEC und IMSA auf dem Sebring Raceway fasst Motorsport-Magazin.com an dieser Stelle zusammen.

*** Beim WEC-Saisonauftakt am Freitag feierte der Grandfathered-LMP1 von Alpine einen völlig überraschenden Sieg. Andre Negrao/Nicolas Lapierre/Mathieu Vaxiviere durchbrachen die neun Rennen anhaltende Toyota-Siegesserie und gewannen ihr erstes Rennen in der Hypercar-Ära der Langstrecken-Weltmeisterschaft. Beim Abbruch-Rennen (Unwetter) mit insgesamt drei roten Flaggen hatte Alpine 37,466 Sekunden Vorsprung auf den #8 Toyota (Buemi/Hartley/Hirakawa) sowie eine Runde Vorsprung auf den einzigen Glickenhaus (Pla/Dumas/Briscoe) im Feld.

*** Drama um den #7 Toyota von Konway/Kobayashi/Lopez! Während der vierten Rennstunde, also zur Halbzeit, kollidierte Jose-Maria Lopez mit einem Dempsey-Proton-Porsche und kam erstmals von der Strecke ab. Der WEC-Weltmeister setzte die Fahrt mit hoher Geschwindigkeit fort, verlor dabei allerdings den Frontsplitter des Toyota GR010 Hybrid sowie die Kontrolle über das Auto, schlug heftig in die Reifenstapel ein und überschlug sich. Lopez konnte das Medical Center nach einem Check zügig verlassen. Toyota muss wahrscheinlich das Monocoque des #7 Toyota vor dem nächsten WEC-Rennen in Spa (07. Mai 2022) austauschen. "Niemand hatte daran Schuld", sagte Teamgründer Akio Toyoda.

*** In der LMP2-Klasse setzte sich United Autosports mit Paul Di Resta, Oliver Jarvis und Josh Pierson vor den beiden WRT-Autos durch. Pierson geht im Alter von 16 Jahren, einem Monat und vier Tagen als jüngster WEC-Sieger in die Geschichtsbücher ein - und das bei seinem erst vierten Rennen in einem LMP2-Boliden.

*** WEC-Weltmeister und Le-Mans-Klassensieger WRT startete seine erste WEC-Saison mit zwei LMP2-Autos mit einem doppelten Podesterfolg. Rene Rast/Robin Frijns/Sean Gelael belegten P2 vor dem Schwester-Auto mit Ferdinand Habsburg/Norman Nato/Rui Andrade. Rast nach seinem WEC-Comeback: "Nach den ersten Stints sah es nicht so gut aus, weil wir Schwierigkeiten mit den wärmeren Bedingungen hatten. Dann konnten wir uns aber durchs Feld kämpfen. Die erste rote Flagge half, die beiden anderen später aber nicht."

*** Sebastien Ogier kam mit Richard Mille Racing bei seinem ersten WEC-Rennen nicht über den zwölften Platz in der LMP2-Kategorie hinaus. Das Team des achtmaligen Rallye-Weltmeisters, der sich das Auto dieses Jahr mit Nachwuchspilotin Lilou Wadoux und Charles Milesi teilt, musste wegen eines Reifenschadens und eines Bremsenproblems zwei zusätzliche Boxenstopps einlegen. Richard Mille hatte beim Rennabbruch drei Runden Rückstand auf Sieger United Autosports.

*** Noch schlechter lief es für WEC-Debütant Vector Sport. Das prominent besetzte LMP2-Team mit dem zweifachen DTM-Vizemeister Nico Müller, Ersatzmann Mike Rockenfeller (fuhr einen Tag später auch IMSA) und Ryan Cullen belegte wegen Handling-Problemen den letzten Platz in der Klasse mit 35 Runden Rückstand.

*** Porsche hat die WEC-Saison 2022 mit einem Sieg und einem weiteren Podestplatz in der LMGTE-Pro-Klasse begonnen. Rückkehrer Michael Christensen und Kevin Estre setzten sich nach einem engen Kampf gegen die Werks-Corvette durch. Der zweite Porsche mit Richard Lietz/Gianmaria Bruni erreichte P3. Die beiden AF-Corse-Ferrari landeten mit deutlichem Rückstand auf den Plätzen vier und fünf. "Bei einem Boxenstopp der Nummer 91 ließ sich ein Rad zunächst nicht herunternehmen. Das müssen wir uns noch einmal anschauen. Dieser Zwischenfall hat einen Zweifachsieg verhindert. Dennoch war es ein guter Auftakt", sagte Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach.

*** Grund zum Jubeln hatte Porsche auch in der LMGTE-Am-Wertung. Der #56 Project 1-911er mit Brendan Iribe, Ben Barnicoat und Ollie Millroy fuhr beim Doppelsieg von Aston Martin auf Platz drei. Der Klassensieg ging an NorthWest AMR mit Nicki Thiim (große Neuigkeiten für diese Woche angekündigt!), Debütsieger David Pittard und Paul Dalla Lana. "Ein Event mit ein paar mehr Tiefen als Höhen", sagte Project-1-Teamchef Axel Funke, der einen Ausfall des zweiten Porsche miterleben musste.

WEC Sebring 2022: Alle Klassensieger

KlasseTeamFahrer
Hypercar#36 Alpine ELF TeamA. Negrao / N. Lapierre / M. Vaxiviere
LMP2#23 United AutosportsP. Di Resta / O. Jarvis / J. Pierson
LMGTE Pro#92 Porsche GT TeamM. Christensen / K. Estre
LMGTE Am#98 Northwest AMRP. Dalla Lana / D. Pittard / N. Thiim

*** Beim 12-Stunden-Rennen der IMSA einen Tag nach dem WEC-Lauf gelang Cadillac ein Dreifachsieg. Der #02 DPi um Earl Bamber, Alex Lynn und Neel Jani (Ersatzmann für Formel-1-Rückkehrer Kevin Magnussen) gewann trotz zwei späten Drehern von Schlussfahrer Bamber. Platz zwei ging an den #5 JDC Miller MotorSports-Cadillac (Vautier/Westbrook/Duval).

*** Mike Rockenfeller kam bei seinem Double-Header aus WEC (mit Vector Sport) und IMSA (Ally-Cadillac und den Toyota-Werksfahrern Lopez, Kobayashi) nicht über Platz sechs in der US-Sportwagenserie hinaus. "Ich bin sehr glücklich, dass ich am selben Wochenende für zwei wirklich konkurrenzfähige Teams fahren konnte", sagte Rockenfeller. "Auf persönlicher Ebene war das Super Sebring jedoch ein Schocker. Das Glück war einfach nicht auf meiner Seite."

*** Nicht ganz glücklich war auch BMW, das mit dem neuen BMW M4 GT3 weiter auf den ersten Podestplatz warten muss. In der GTD-Pro-Klasse verpassten Philipp Eng, Marco Wittmann und Nick Yelloly das Treppchen knapp als Vierte. Ein spätes Getriebeproblem kostete den #24 RLL-BMW ein besseres Ergebnis beim Sieg der #3 Corvette. Nach einem Schaden an der Servolenkung kam das Schwesterauto (Farfus/Edwards/De Phillippi) nicht über den zehnten und damit vorletzten Platz in der Klasse hinaus.

*** Der neue BMW-Motorsportchef Andreas Roos bei seinem ersten Einsatz für den Autobauer aus München: "Nach zwölf aufregenden Rennstunden verlassen wir Sebring mit gemischten Gefühlen. Dieses Rennen hat einmal mehr bestätigt, dass der Langstreckensport neben Höhen auch Rückschläge bereithalten kann, und natürlich waren die finalen Ergebnisse enttäuschend."

*** Das BMW-Team RLL rüstet nach Daytona und Sebring für den Rest der IMSA-Saison auf einen BMW M4 GT3 zurück. Die restlichen Rennen sollen laut Medienberichten Connor De Phillippi und John Edwards bestreiten und in Watkins Glen sowie Road Atlanta Unterstützung von Augusto Farfus erhalten. US-Team RLL soll sich nun verstärke auf die Vorbereitung zum LMDh-Einstieg mit BMW vorbereiten.

*** Apropos LMDh: Wie aus einem Meeting des World Motor Sport Council am Wochenende in Bahrain hervorgegangen ist, dürfen LMDh-Hersteller schon 2022 einzelne Rennen in der WEC bestreiten. Aktuell haben nur Porsche und Cadillac angekündigt, beim LMDh-Debüt 2023 sowohl in der IMSA als auch in der WEC starten zu wollen. Mögliche WEC-Einsätze 2022 außerhalb des Wettbewerbs seien für Porsche eine "interessante Möglichkeit".

*** Ein weiteres WMSC-Ergebnis: Die neue Generation der LMP2-Autos soll erst 2025 eingeführt werden. Geplant war zunächst, dass 2024 neue Boliden kommen sollen, die sich die Chassis-Plattform mit der neuen LMDh-Kategorie teilen.

*** Noch mehr Racing in den USA: Parallel zum Super Sebring gastierte die IndyCar-Serie auf dem Texas Motor Speedway. Wegen einer Änderung des Zeitplans mussten mehrere Fahrer, die zunächst einen Doppelstart in WEC/IMSA und IndyCar geplant hatten, Prioritäten setzen. Josef Newgarden siegte in Texas mit 0,069 Sekunden Vorsprung vor Penske-Teamkollege und Auftaktsieger Scott McLaughlin. Für Traditions-Rennstall Penske war es der 600. Sieg in der US-amerikanischen Formelserie.

IMSA Sebring 2022: Alle Klassensieger

KlasseTeamFahrer
DPi#02 Cadillac RacingE. Bamber / A. Lynn / N. Jani
LMP2#52 PR1 Mathiasen MotorsportsB. Keating / M. Jensen / S. Huffaker
LMP3#33 Sean Creech MotorsportJ. Barbosa / M. Jakobsen / L. Willsey
GTD-Pro#3 Corvette RacingA. Garcia / J. Taylor / N. Catsburg
GTD#47 Cetilar RacingR. Lacorte / G. Sernagiotto / A. Fuoco