Entlang der ersten Kurve auf der Nürburgring-Nordschleife wird die Bratwurst beim diesjährigen 24-Stunden-Rennen wohl besonders intensiv duften. Bei der erstmaligen Öffnung für Zuschauer nach zwei Jahren in Folge der Corona-Pandemie dürfte die Sabine-Schmitz-Kurve ein höchst beliebter Sammelplatz für Fans des Eifel-Klassikers werden. Heute vor einem Jahr, am 16. März 2021, verstarb Sabine Schmitz, die anerkannte 'Königin des Nürburgrings', nach langem Krebsleiden im Alter von 51 Jahren.

Die Sabine-Schmitz-Kurve liegt am Ortsrand von Nürburg - nur wenige Meter entfernt von hier wuchs die weltweit beliebte Rennfahrerin auf. Mit einer eigenen Kurve lebt sie in den Erinnerungen der Motorsport-Fans weiter. Ihr gesamtes Leben verbrachte Schmitz an und auf der 20,832 Kilometer langen Nordschleife. Mehr als 30 Jahre lang bewegte sie hier Rennwagen am Limit - mehr als 30.000 Runden waren es insgesamt.

Mit einer eigenen Kurve ordnen die Verantwortlichen des Nürburgrings Sabine Schmitz in die Reihe ihrer prägendsten Persönlichkeiten ein. Neben ihr tragen nur drei weitere Streckenabschnitte die Namen von Rennfahrern: der siebenmalige Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher, Rudolf Caracciola, der legendäre Sieger des Eröffnungsrennens 1927 sowie Stefan Bellof. Der Porsche-Werkfahrer hatte im 956 am 28. Mai 1983 beim Training zum 1.000-Kilometer-Rennen den bis heute bestehenden Rundenrekord (6:11.13 Minuten) bei einer Renn-Veranstaltung auf der etwas mehr als 20 Kilometer langen Nordschleife aufgestellt.

Sabine Schmitz ist nicht nur die erste Rennfahrerin, die in der 94-jährigen Geschichte der Nordschleife eine eigene Kurve auf dem Nürburgring erhält. Sie ist bis heute auch die einzige Frau, die das 24-Stunden-Rennen auf der berühmtesten und anspruchsvollsten Rennstrecke der Welt gewinnen konnte. Dem ersten Triumph 1996 ließ sie nur ein Jahr später einen zweiten Gesamtsieg im ikonischen BMW-Eifelblitz folgen.

Es waren echte Gänsehautmomente, als Schmitz' langjähriger Teamkollege Johannes Scheid im vergangenen Jahr in einem grün-weißen M3-Replikat von 1996 eine Ehrenrunde über die Nordschleife drehte. "Mir fällt das Reden schwer", sagte der sichtlich ergriffene Scheid auf dem Weg zur Gedenkrunde. "Es ist mir eine Ehre, das für sie zu machen. Das sind wir alle Sabine schuldig. Aber Sabine wollte bestimmt auch nicht, dass hier jemand traurig ist. Ich glaube, sie fährt mit mir mit."

Sabine Schmitz: Tribut für die Königin des Nürburgrings (10:49 Min.)

Beim Eifelblitz handelte es sich um ein originalgetreues, von BMW M Motorsport aufgebautes Replikat des damaligen Gruppe-N BMW M3 E36 mit seinem 3,2-Liter-Motor. Für die Namensgebung zeichnete damals Schmitz selbst verantwortlich. Weil das Auto in eher drögem Weiß foliert war, schnappte sich die bekannteste Fahrerin der Nordschleife einen Stift und malte die Silhouette der berühmtesten Rennstrecke der Welt auf die Fahrzeugseite - geboren war der Eifelblitz.

Nicht nur wegen ihrer zahlreichen Erfolge im BMW oder ebenso beliebten Frikadelli-Porsche feierten Rennsport- und Automobil-Fans die gebürtige Adenauerin, sondern vor allem wegen ihrer Authentizität. Verbiegen ließ sich Sabine Schmitz nie, immer frei raus nach Eifeler Schnauze. Ob bei TV-Auftritten in Deutschland oder in England, wo sie in der Kultsendung Top Gear für Furore sorgte und Moderator sowie Auto-Ober-Macho Jeremy Clarkson fahrerisch und verbal in seine Schranken verwies.

Foto: LAT Images
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"Mein Gott, was hatten wir Spaß und Freude, haben gelacht und gefeiert, die Schnüss' war immer zu hören und keiner konnte lauter lachen! Sie war so eine starke Persönlichkeit", schrieb Christian Menzel, selbst Eifeler Urgestein und Nürburgring-Ikone nach dem Tod der Ring-Queen. "Sie war ein echtes Original, ein Stück Nürburgring und Eifel - einfach herrlich! Eine Powerfrau, die bis zum Ende gekämpft hat."

Nicht nur am Nürburgring wird Sabine Schmitz schmerzlich vermisst, ein echtes Eifeler Original samt dem von ihrer Familie betriebenen Restaurant 'Pistenklause' und dem 'Hotel am Tiergarten' neben der Nordschleife. "Wir sind alle zutiefst traurig zu hören, dass Sabine Schmitz verstorben ist. Ein unglaubliches Talent und eine wundervolle Person, die uns alle zum Lächeln gebracht hat", teilte zu ihrem Tod auch die Formel 1 mit und unterstrich damit die weltweite Anerkennung für die schnellste Rennfahrerin in der Geschichte des Nürburgrings.

Bei der diesjährigen 50. Auflage des 24h-Rennen Nürburgring werden wieder Anekdoten die Runde machen, die Rennfahrer-Kollegen wie regelmäßige Nordschleifen-Besucher nach persönlichen Treffen zum Besten geben. Für Autogramme oder einen Plausch im Fahrerlager nahm sich Schmitz fast immer Zeit. "Ohne Zweifel: die Königin des Nürburgrings. Eine faire Sportsfrau, sauschnell, immer gut gelaunt und für einen Spaß zu haben, dazu noch kompetent", erinnert sich Hans-Joachim Stuck, Nordschleifen-Veteran und Schmitz' Kollege bei Taxifahrten rund um den Ring.

Ein anderes Bild kann man sich auch kaum vorstellen bei der Frau, die ihre ersten Kilometer auf der Nordschleife sammelte, noch bevor sie überhaupt im Besitz eines Führerscheins war! Und die schon 1992 bundesweit für Schlagzeilen sorgte, als sie ihm Rahmenprogramm der DTM die dritte und letzte Saison des Ford Fiesta Mixed Cup an der Seite von 'Mister Markenpokal' Thomas Marschall gewann.

Foto: Frikadelli Racing
Foto: Frikadelli Racing

"Ich kenne Sabine seit den Zeiten des Ford Fiesta Cups", sagte Reporter-Legende Rainer Braun. "Trotz allem Ehrgeiz hat sie Lockerheit und Fröhlichkeit nie verloren. Sabine war eine Frohnatur mit großem Herz. Der Nürburgring ist ein Kind von ihr, war ihre Heimat, einfach ein und alles. Wir haben eine Frau verloren, die für den Rennsport gelebt hat." In den Herzen der Motorsport-Fans wird 'dat Bienchen' ewig weiterleben.