Am Wochenende startet die WEC mit dem Super-Sebring-Doubleheader (WEC uns IMSA) in die Saison 2022. Dank einiger Regeländerungen der FIA wird das kommende Jahr ein Vorreiter für Nachhaltigkeit im Motorsport. Diese Saison setzten alle Fahrzeuge in der Langstrecken-Weltmeisterschaft auf 100 Prozent erneuerbare Kraftstoffe. Dadurch werden die CO2-Emissionen der Autos laut Angaben der WEC um 65 Prozent reduziert. Am Motoren-Sound - das wird viele Fans freuen - soll sich unterdessen nichts ändern.

Hersteller Total beliefert das Fahrzeugaufgebot der WEC-Serie mit einem sogenannten Biofuel. Das ist ein Kraftstoff, der auch ohne fossile Ressourcen hergestellt werden kann, jedoch nicht zu verwechseln ist mit einem vollsynthetischen Kraftstoff. Anders als bei synthetischen Kraftstoffen, besteht Biofuel aus biologischem Material.

Klingt im ersten Moment etwas kurios: Im Falle der WEC wird dieser aus landwirtschaftlichen Abfällen und Weinresten aus Frankreich hergestellt!

Der neue FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem ist zuversichtlich, dass die WEC der Vorreiter für Nachhaltigkeit über den Motorsport-Horizont hinaus werden wird: "Motorsport ist nicht nur großartig für die Zuschauer, sondern er bietet auch eine einzigartige Plattform, um die Entwicklung voranzutreiben. Nachhaltige Technologien aus dem Motorsport werden Autofahrern auf der ganzen Welt Vorteile bringen. Naturgemäß sind Langstreckenrennserien die Vorreiter dieser Innovation."

Motorsport: Sind Biofuels die Zukunft?

Foto: LAT Images
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Für den ehemaligen FIA-Präsidenten Jean Todt haben Biofuels ganz klar Zukunft in allen Rennserien unter der Aufsicht des Automobilverbands mit Sitz in Paris. "Es ist ein großes Ziel der FIA, nachhaltige Kraftstoffe in all unseren Rennserien zu etablieren, um unsere CO2-Emissionen zu reduzieren", sagt Todt . Außerdem spricht auch Todt von einer "Race-to-Road-Strategy", bei der die Langstreckenserie WEC der Vorreiter für die großflächige Nutzung im Straßenverkehr sein soll.

Auch in der Königsklasse des Motorsports, der Formel 1, führt kein Weg an einem nachhaltigen Kraftstoff vorbei. Ebenfalls in dieser Saison werden die Boliden mit zehn Prozent Bio-Anteil im Benzin an den Start gehen. Bis 2026 soll auch der Formel-1-Kraftstoff zu 100 Prozent nachhaltig werden.

Warum keine nachhaltigen Kraftstoffe im PKW?

Jetzt kommt die Frage auf, weshalb Biofuels nicht auch in regulären PKWs eingesetzt werden? Die Antwort darauf ist nicht so einfach. Ein großes Manko ist, dass 100 Prozent biologische Kraftstoffe nicht ohne Weiteres in jeden PKW gefüllt werden können. Während Benzin mit einem geringen Bio-Anteil wie E10 problemlos getankt werden kann, braucht es für Kraftstoffe mit höherem Bio-Anteil eine angepasste Motor-Software.

Diese speziell abgestimmten Motoren sind zum Beispiel in Brasilien keine Seltenheit. Fahrzeuge mit einem solchen Motor nennen sich "Flex Fuel Vehicles", diese können Kraftstoffe mit bis zu 85 Prozent Bio-Anteil tanken. Prinzipiell können Biofuels also auch großflächig genutzt werden. Ein weiterer Haken and der Sache ist jedoch die Herstellung der biologischen Kraftstoffe. Zwar werden diese für die WEC aus landwirtschaftlichen Abfällen produziert, großflächig wären solche massiven Mengen an überflüssigem Biomaterial jedoch nicht aufzutreiben.

Darum werden speziell für die Herstellung von biologischen Kraftstoffen Nahrungsmittel angebaut, welche nie ihren Weg auf den Teller finden. Diese Lebensmittel werden im Ganzen ausschließlich für Biofuels verwendet. Dadurch gehen gewaltige Anbauflächen für Lebensmittel verloren, die für den Verzehr viel dringender gebraucht würden. Biofuels sind also nach aktuellem Stand noch keine ideale Lösung für die Nutzung im öffentlichen Straßenverkehr.