"Der Richtige hat gewonnen", lachte Johnny Herbert, nachdem er sich im zweiten Rennen in Dubai mit seinem zweiten Sieg in Folge doch noch den Titel in der neuen Speedcar-Serie und damit die 600 000 Dollar Preisgeld gesichert hatte. "Nach den beiden Rennen in Bahrain, wo ich ja zweimal in Führung liegend technische Probleme bekam, habe ich selbst wirklich nicht mehr damit gerechnet. Und selbst nach dem ersten Sieg hier dachte ich, dass es sehr schwierig werden würde." Schließlich hatte Herbert von allen vier Titelkandidaten mit 35 Punkten die schlechteste Ausgangsposition - gegenüber 42 des führenden Uwe Alzen. "Ich wusste also, dass das einzige, was mir wirklich was bringen würde, ein Sieg wäre - und das habe ich halt auch von Anfang an versucht."

Jacques Villeneuve hatte nach seinem Reifenschaden nicht viel zu lachen., Foto: Sutton
Jacques Villeneuve hatte nach seinem Reifenschaden nicht viel zu lachen., Foto: Sutton

So kämpfte sich der Engländer ziemlich schnell durchs Feld, während hinten Katayama und Villeneuve mit Reifenschäden ausschieden, überholte unter anderem Alzen und Johansson und übernahm dann auch die Führung von dem Hongkong-Chinesen Marchy Lee, der sich aus der zweiten Startreihe zwischenzeitlich einen Vorsprung von über vier Sekunden herausgefahren hatte. "Was hinter mir los war, davon hatte ich keine Ahnung, mir war klar, dass ich, wenn ich gewinne, David Terrien auf jeden Fall hinter mir lassen würde. Aber was mit Alzen und Alesi ist, das wusste ich nicht, also auch nicht, wie es in der Meisterschaft steht…" Der Funk im Auto funktionierte so schlecht, dass Herbert erst beim Aussteigen aus dem Auto erfuhr, dass es mit dem Titel tatsächlich geklappt hatte. "Aber vielleicht war das auch gut so, dass ich nichts wusste, so bin ich wenigstens voll konzentriert mein Rennen gefahren, ohne anzufangen zu rechnen oder sonst was."

Viel zu rechnen hätte es allerdings gar nicht gegeben, denn sowohl Alesi als auch Alzen hatten sich bereits in der Anfangsphase selbst um alle Chancen gebracht. Alesi, nach seinem Motorschaden am Freitag von ganz hinten gestartet, traf bei seiner Aufholjagd buchstäblich den aus der ersten Startreihe immer weiter zurückfallenden Lokalmatador Hasher Al Maktoum - und schoss sich so in der sechsten Runde selbst aus dem Titelkampf.

Kurz darauf erwischte es auch Uwe Alzen. Der hatte sich, auf Platz vier liegend und nach dem Ausfall von Alesi mit besten Aussichten auf den Titel, auf ein vorsichtig ausgedrückt, gewagtes Duell mit Stefan Johansson eingelassen - und prompt den kürzeren gezogen. Der Schwede, ohne eigene Titelchancen, steckte nicht zurück, Alzen musste nach dem beinahe vorhersehbaren Crash zu Reparaturarbeiten an die Box und konnte die verlorene Zeit natürlich nicht mehr aufholen. Platz 11, keine Punkte und am Ende nur Platz drei in der Meisterschaft waren die eine Konsequenz, lästernde Fahrerkollegen die andere.

"Alzen - dumm wie immer" wurden Herbert und der Franzose David Terrien, am Ende Zweiter im Rennen und in der Meisterschaft, auf der Siegerpressekonferenz ziemlich deutlich. "Er hätte doch einfach ruhig ins Ziel kommen müssen…" Herbert konnte sich zwar ein Grinsen über die Schützenhilfe durch den Deutschen und seinen Übereifer nicht verkneifen, angesichts der Geschehnisse schwante ihm allerdings schon Böses: "Ich glaube, das erste, was passieren wird, wenn ich Stefan treffe, wird sein, dass er einen Teil meines Preisgelds fordern wird…"