Mit dem Hankook 24H Dubai ist das erste wichtige 24-Stunden-Rennen des Motorsport-Jahres 2023 erfolgreich über die Bühne gegangen. Im Mittelpunkt des Geschehens stand wenig überraschend die lebende MotoGP-Legende Valentino Rossi beim ersten Einsatz als frischgebackener BMW-Werksfahrer.

Besser hätte das Debüt für den neunfachen Motorrad-Weltmeister kaum verlaufen können: In seinem ersten Rennen auf dem BMW M4 GT3 des belgischen BMW-Werksteams WRT errang Rossi auf Anhieb einen Podestplatz. Mit Platz drei im Dubai Autodrome feierte er gleichzeitig seinen ersten Podiumserfolg in einem relevanten Automobilrennen. "Das ist ein Zeichen", war Rossi merklich über das Ergebnis erfreut.

Zu Beginn seines zweiten Jahres im Rennauto schlug sich Rossi beachtlich. Im ihm größtenteils unbekannten BMW M4 GT3 auf Hankook-Reifen gelangen ähnliche Rundenzeiten wie seinen im GT-Sport deutlich erfahrenen Teamkollegen Maxime Martin, Max Hesse und Sean Gelael. Im Rennen erzielte Rossi seine persönliche Bestzeit schon während seines ersten Stints in Runde 146, kurz nachdem er in Runde 144 erstmals den WRT-BMW übernommen hatte.

2:01.700 Minuten benötigte 'Vale' für seine beste Runde auf dem 5,390 Kilometer langen Wüstenkurs. Damit brauchte er sich innerhalb des Teams nicht zu verstecken, hat aber sicherlich noch einiges an Luft nach oben mit zunehmender Erfahrung. Der schnellste Fahrer auf dem #46 BMW war BMW-Rückkehrer Maxime Martin mit einer persönlichen Bestzeit von 2:00.574 Minuten in Runde 5 - also immerhin 1,126 Sekunden schneller als Rossi.

Foto: BMW M Motorsport
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Auch der frühere BMW-Junior und heutige Werksfahrer, der 21-jährige Max Hesse, schaffte es, unter der 2:01er-Marke zu bleiben. Genau 2:00.896 brauchte er für seine beste Runde in Dubai, wobei er innerhalb des Teams sicherlich über die größte Erfahrung im BMW M4 GT3 verfügte. Zu Sean Gelael, der sich inzwischen auf der Langstrecke einen Namen gemacht hat, fehlten Rossi rund sieben Zehntelsekunden. Silber-Fahrer Whale war im Team mit einer 2:02er-Zeit unterdessen wenig überraschend der langsamste Fahrer auf der #46.

Im gemischten Feld der insgesamt 221 Piloten fuhr Rossi übrigens die 51-schnellste Rundenzeit. Spitzenreiter in dieser Kategorie war Ross Gunn, der seinen Mercedes-AMG GT3 von Heart of Racing by SPS in 1:59.444 Minuten über den Kurs bugsierte. Schnellster Fahrer eines BMW M4 GT3 war BMW-Neuzugang Dries Vanthoor (1:59.829 Minuten) aus dem siegreichen WRT-Schwesterauto mit der Startnummer #7, das er sich mit BMW-Werksfahrer Jens Klingmann, Diego Menchaca, Mohammed Saud Fahad Al Saud und Jean-Baptiste Simmenauer teilte.

Dass Rossi einen entscheidenden Anteil am Podestplatz des #46 BMW hatte, ist eindeutig: Bei 100 der insgesamt 619 Runden des Autos saß er am Steuer. Der siegreiche #7-BMW lief mit zwei Runden mehr (621) am Samstagnachmittag ins Ziel ein. Rossi absolvierte im Verlauf der 24 Stunden vier Stints über je 34, 29, 14 bzw. 23 Runden. Außerdem kam ihm die Ehre zuteil, den Part des Schlussfahrers zu übernehmen. Ex-DTM-Pilot Martin fuhr den Start.

"Das Rennen lief gut", bilanzierte Rossi sein Debüt im BMW, den er in der Saison 2023 mehrfach pilotieren wird. "Es war nicht einfach, aber ich habe es genossen und das Podest war unser Ziel. Ich hatte von Beginn an ein gutes Gefühl im Auto." 2022 bestritt Rossi seine erste volle GT-Saison auf einem Audi R8 LMS GT3 Evo2 von WRT, auf den BMW muss sich der 43-Jährige noch einschießen.

Foto: BMW M Motorsport
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Das 24-Stunden-Rennen in Dubai bot dafür sicherlich eine willkommene Gelegenheit. Auch für WRT-Teamchef Vincent Vosse, der nach zehn Jahren mit Audi zunächst die neue BMW-Umgebung kennenlernen muss. "Es war die richtige Entscheidung, das Rennen zu fahren statt weiter zu testen - wir haben viel gelernt", meinte der 51-Jährige.

Ähnlich war im vergangenen Jahr auch das BMW-Team Schubert Motorsport vorgegangen und nutzte das Dubai-Rennen, um den neuen M4 GT3 unter realen Bedingungen zu prüfen. Später gewann die Mannschaft von Torsten Schubert beim DTM-Debüt auf Anhieb die Team-Meisterschaft und den Fahrer-Titel mit Sheldon van der Linde...

Foto: BMW M Motorsport
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Ungeklärt bleibt, ob für Rossi und Co. in Dubai vielleicht sogar noch mehr als der dritte Platz drin gewesen wäre. Amateur-Fahrer Whale hatte Glück im Unglück, als er mit dem BMW in der dritten Stunde auf einer Ölspur ausrutschte und in einem Reifenstapel einschlug. Der Vorfall kostete das Team wertvolle Minuten in der Boxengasse. "Die #46 hatte zu Beginn des Rennens einen kleinen Kontakt, ansonsten, so denke ich, hätte sie mit der #7 an der Spitze gekämpft", meinte Teamchef Vosse.

Der nächste Einsatz von WRT mit Werksunterstützung von BMW M Motorsport und Rossi geht am ersten Februar-Wochenende beim Saisonauftakt der Intercontinental GT Challenge (IGTC) mit dem 12-Stunden-Rennen im australischen Bathurst über die Bühne. Rossi vor seinem Renndebüt am berühmten Mount Panorama: "Das wird eine große Herausforderung. Das ist ein wichtiges Rennen auf einem sehr hohen Niveau. Ich hoffe, dass wir dort auch konkurrenzfähig sein und um Top-Positionen kämpfen können."