Nach 23 Jahren ist Schluss: Klaus Böttcher verabschiedet sich nach mehr als zwei Jahrzehnten als Bosch-Motorsportchef in den Vorruhestand. Zum 1. Oktober 2022 hat Ingo Mauel als Nachfolger die Leitung von Bosch Motorsport übernommen. Der diplomierte Elektrotechniker zählt ebenfalls zu den Urgesteinen beim größten Autozulieferer der Welt und ist seit 1996 für Bosch tätig.

In seiner neuen Funktion verantwortet Mauel alle weltweiten Motorsport-Aktivitäten des Unternehmens aus dem schwäbischen Abstatt. 2015 übernahm er die Leitung der Abteilung Motorsport Engineering und war verantwortlich für die Entwicklung sowie Fertigung von Motorsport-Komponenten und Systemen und koordinierte die globalen Entwicklungsaktivitäten.

Foto: Bosch Motorsport
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Mauel steht zu seinem Dienstbeginn gleich eine große Herausforderung bevor: Bosch ist exklusiver Lieferant für die Hybridantriebe der neuen LMDh-Rennwagen von BMW, Porsche, Acura und Cadillac. 2024 stoßen mit Lamborghini und Alpine weitere bereits bestätigte Marken hinzu. Die Le-Mans-Daytona-hybrid-Boliden geben ihr Renndebüt am 28. Januar 2023 bei den 24 Stunden von Daytona im US-Bundesstaat Florida.

"Ich bin überzeugt, dass das Interesse an der Prototypenklasse durch den Einstieg der genannten Hersteller deutlich zunehmen wird", sagte Mauel zu Motorsport-Magazin.com. "Mit dem LMDh Reglement ist es dem ACO und der IMSA gelungen ein Reglement zu gestalten, das es den Herstellern ermöglicht an Rennveranstaltungen weltweit teilzunehmen und zudem Fahrzeuge zu bauen, die auch für Teams preislich interessant sind."

Foto: Bosch Motorsport
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Bosch engagiert sich seit mehr als 100 Jahren in sämtlichen Kategorien des Rennsports. Neben dem LMDh-Projekt sind aktuell Partnerschaften mit der Super GT500 - dem japanischen Pendant zur einstigen Class-1-DTM - und der Formel E hervorzuheben. Mauel: "Zukünftig sehe ich viele spannende Projekte, da der Motorsport derzeit im Umbruch ist. Das Thema Nachhaltigkeit wird bei vielen Rennserien immer wichtiger. Ich glaube auch, dass das Thema Hybrid aktuell von vielen Rennserien bewertet wird."

Vorgänger Böttcher hatte zuvor den prestigeträchtigen LMDh-Deal eingefädelt und sich mit Bosch gegen zahlreiche Wettbewerber auch aus Deutschland durchgesetzt. Böttcher, der seit 1996 durchgängig für Bosch Motorsport arbeitete, blickt auf zahlreiche Rennsport-Erfolge des Unternehmens zurück, unter anderem in der DTM als Serienpartner, bei den 24 Stunden von Le Mans mit Audi, Bentley und Peugeot, aber auch im Rallye-Bereich und im Breitensport.

Foto: Bosch Motorsport
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Im Interview für die Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com erinnerte sich Böttcher im vergangenen Jahr an seine schönsten Erlebnisse auf den Rennstrecken dieser Welt: "Den ersten Le-Mans-Sieg mit dem Diesel-Direkteinspritzer 2006 im Audi R10 werde ich nie vergessen. Damals habe ich sogar noch selbst am Fahrzeug mitgearbeitet, das wäre in dieser Position heute undenkbar. Da kannte ich noch jeden Fahrer persönlich und habe Autogramme für meine Kinder gesammelt. Das war ein Highlight und da hatte ich meisten Tränen in den Augen, als das Auto über die Ziellinie fuhr, einfach genial."

Die legendären 24 Stunden von Le Mans, bei denen 2023 auch die LMDh-Boliden von Porsche und Cadillac an den Start gehen werden, haben in Böttchers Karriere stets einen besonderen Platz eingenommen. "Wie 1998 bei meinem ersten Einsatz, als ich mit Norbert Singer beim Rollout des Porsche dabei war - und zwar am Freitag vor dem Rennen auf dem Flugplatz neben der Strecke", so Böttcher. "Damals war das noch erlaubt. Wir haben da einen neuen Motor und Getriebe getestet und immer, wenn ein Flugzeug gestartet oder gelandet ist, mussten wir das Auto an der Seite parken und warten. Heute kann man sich so etwas kaum noch vorstellen."