Die Motorsport-Zukunft von Mick Schumacher ist derzeit offen. Ein Formel-1-Comeback ist spätestens seit der Bekanntgabe der Fahrerpaarung bei Cadillac und einer klaren Absage von Alpine in weite Ferne gerückt, doch auch in der WEC unklar, wie es weitergeht. So ist der Verbleib des ehemaligen Formel-1-Piloten im Sportwagen-Programm der Renault-Marke ungewiss.

Umso brisanter ist deshalb eine Information, die am Freitag öffentlich wurde. In einer Pressemitteilung und gleichzeitig auch auf der Webseite der Rennserie wurde bekanntgegeben, dass Mick Schumacher vor seinem ersten Indycar-Test steht. Der Test findet am 13. Oktober statt und wird mit dem Team Rahal Letterman Lanigan Racing abgehalten. Einer Mittelfeld-Mannschaft, die vom ehemaligen Indycar-Piloten Bobby Rahal angeführt wird und in den letzten fünf Jahren nur ein Rennen gewinnen konnte.

Mick Schumacher testet Indycar in Indianapolis

Die Testfahrt von Mick Schumacher findet auf dem Infield-Kurs in Indianapolis statt. Es ist die erste Erfahrung des Deutschen mit dem Dallara DW12-Einheitschassis, das in der Meisterschaft zum Einsatz kommt. Auf einem älteren Streckenverlauf des Rundkurses der bedeutendsten Strecke der Serie gewann Vater Michael in den 2000er-Jahren fünfmal den USA-GP.

Mick Schumacher bedankte sich bei dem Indycar-Team für die Test-Chance und sagte: "Ich freue mich auf meinen ersten Indycar-Test. Das Gleiche gilt für die erste Fahrt auf dem Indianapolis Motor Speedway, einer Rennstrecke mit einer großen Geschichte, auf der mein Vater schon gefahren ist. Ich bin gespannt, welche Besonderheiten sie zu bieten hat."

Auch darauf, die Charakteristiken des Autos näher zu erkunden, freut sich Schumacher sehr. "Es unterscheidet sich von den Autos, die ich gewohnt bin zu fahren, und trotzdem ist es ähnlich", erwartet er. Auf einen Punkt ist er besonders gespannt: "Ich habe schon oft gehört, wie anstrengend es körperlich ist."

Graham Rahal (Rahal Letterman Lanigan) auf dem GP-Kurs auf dem Indianapolis Motor Speedway (USA) 2021.
Mick Schumacher fährt im Oktober erstmals den Dallara DW12, Foto: Imago / Panoramic by PsnewZ

Die Autos verfügen im Gegensatz zu zahlreichen anderen Rennboliden über keine Servolenkung. Außerdem sind sie mit ihren Firestone-Reifen bekannt dafür, dass Reifenmanagement keine so große Rolle spielt wie etwa in der Formel 1. Eine aggressive Fahrweise hart am Limit mit leichten Rutschphasen oder Querstehern lassen die Autos nicht nur zu, sondern erfordern sie zum Teil sogar. Ein Charakteristikum, das sich erst 2024 durch die Einführung eines Hybrid-Elements an den Motoren und der damit einhergehenden Gewichtszunahme ein bisschen abgeschwächt hat.

Winkt Mick Schumacher eine Indycar-Zukunft?

"Es ist kein Geheimnis, dass ich ein großer Fan von Monoposto-Racing bin, daher wird dieser erste Indycar-Test eine unvergessliche Erfahrung für mich sein, und ich freue mich sehr darauf, ein Auto zu fahren, bei dem ich meine Räder sehen kann", sagte Schumacher. Einem Renncockpit in der Indycar scheint Mick Schumacher nicht abgeneigt zu sein. Der Test wäre natürlich ein idealer erster Schritt auf einer solchen Route. In der Aussendung der Indycar-Serie ist sogar wörtlich davon die Rede, dass der ehemalige Formel-2-Champion den Test "mit Blick auf eine mögliche Teilnahme in der Zukunft" fahre.

Gerüchte, dass es Schumacher in die Indycar ziehen könnte, sind nicht neu. Bereits vor seinem Wechsel zu Alpine in die WEC war er damit in Verbindung gebracht worden. Ähnliche Meldungen gab es seitdem mehrmals. Schumacher war in der Vergangenheit auch schon als Besucher bei der Indycar-Serie zu Gast, in der sein ehemaliger Formel-3-Gegner Alex Palou derzeit mit vier Titeln in fünf Jahren der tonangebende Fahrer ist.

Allerdings konkretisierten sich die Gerüchte um Schumacher in der Vergangenheit nie. Aus seinem Umfeld wurden etwa Zweifel an den Sicherheitsbedingungen der Rennserie laut, vor allem im Zusammenhang mit den berüchtigten ultraschnellen Ovalstrecken. Das Highlight des Saisonkalenders, das 500-Meilen-Rennen von Indianapolis, gilt gleichzeitig auch aufgrund der enormen Geschwindigkeiten von bis zu 380 Km/h als das gefährlichste Rennen im Kalender. So lief das Rennen in diesem Jahr:

In der Vergangenheit waren geteilte Cockpits, in denen ein Fahrer die Rundkurse übernimmt und ein anderer Ovalrennen fährt, keine Seltenheit. Romain Grosjean absolvierte auf diese Art beispielsweise seine erste Saison in der Indycar. In den letzten Jahren hat sich diese Praxis aber zunehmend zurückgezogen. 2025 gab es kein einziges Indycar-Cockpit mehr, das auf diese Art und Weise geteilt wurde.

Rahal Letterman Lanigan hat seine drei Stammcockpits für das nächste Jahr eigentlich schon mit Graham Rahal, Devlin DeFrancesco und Louis Foster besetzt. Das Team verfügt aber auf jeden Fall über ein viertes rennbereites Chassis, mit dem sie in den letzten Saisons vereinzelt ein weiteres Auto an den Start brachten. Auch mit anderen Teams soll sich Mick schon im Kontakt befunden haben. Für die Indycar-Saison 2026 sind laut derzeitigem Stand noch drei Vollzeit-Cockpits offen. Die nächste Indycar-Saison beginnt am 1. März 2026.

RLL-Teameigentümer Bobby Rahal sagte über den Test: "Ich habe Micks Karriere aus der Ferne verfolgt, ebenso wie die seines Vaters, daher finde ich den Gedanken, ihn in einem unserer Rennwagen zu sehen, sehr aufregend." Rahal gab ihm viel Lob mit auf den Weg: "Er hat offensichtlich viel Talent, und da wir ziemlich gute Setups für den IMS-Rundkurs haben, sollte ihm das eine gute Ausgangsbasis bieten." Als Kontext: Das Rennen auf dem GP-Kurs von Indianapolis lieferte in der abgelaufenen Saison das beste Ergebnis des Rennstalles.