Beim bevorstehenden 24-Stunden-Rennen von Daytona (27.-28. Januar 2024) gibt sich die internationale Elite des Langstrecken-Motorsports die Klinke in die Hand. Das Starterfeld verspricht jährlich einen spannenden und abwechslungsreichen Mix, so auch diesmal: Ehemalige Formel-1-Fahrer wie Jenson Button, Felipe Massa oder Romain Grosjean treffen auf 14 Fahrer aus dem letztjährigen IndyCar-Starterfeld samt Champion Alex Palou, dazu gestandene IMSA-Profis und einige Amateurpiloten.
Im Feld der 58 Rennwagen aus den Klassen GTP (LMDh), LMP2, GTD-Pro und GTD (beide mit baugleichen GT3-Autos) mischen auch 14 Rennfahrer aus Deutschland mit. Zusammen mit vier Fahrerkollegen aus Österreich dürfte im Fahrerlager des Daytona International Speedway also das eine oder andere 'Guten Tag' erklingen.
Motorsport-Magazin.com stellt die Deutschen und Österreicher bei der 62. Auflage des Langstrecken-Klassikers im US-Bundesstaat Florida vor.
GTP-Klasse: 1 Deutscher, 1 Österreicher
Für Deutschland hält in der gesamtsiegfähigen GTP-Klasse nur Rene Rast die Fahne hoch. Der dreifache DTM-Champion teilt sich den #25 BMW M Hybrid V8 mit seinen Werksteamkollegen Connor De Phillippi, Nick Yelloly und Maxime Martin. Im vergangenen Jahr war Marco Wittmann der einzige deutsche Starter in der Top-Klasse von Daytona und belegte mit BMW beim Debüt der LMDh-Autos den sechsten Platz. Der zweimalige DTM-Champion Wittmann geht dieses Jahr wie Rast in der Langstrecken-WM (WEC) an den Start.
Rast zählt in Daytona schon beinahe zu den alten Hasen und steht vor seinem zehnten Start beim 24-Stunden-Rennen auf dem Ovalkurs. 2012 gelang ihm ein Klassensieg mit Magnus-Porsche, 2017 fuhr er mit einem Riley-Prototypen und seinen Teamkollegen Renger van der Zande/Marc Goossens als Dritter sogar aufs Gesamtpodium. 2019 ließ Rast im DPi-Mazda von Joest Racing noch eine Pole Position folgen.
Holt der 37-Jährige dieses Jahr gar den Gesamtsieg mit BMW, wäre er der erste Deutsche seit Mike Rockenfeller, dem dieses seltene Kunststück 2010 gelang. Der erfolgreichste Daytona-Pilot aus heimischer Sicht ist der 1983 verstorbene Rolf Stommelen mit vier Gesamtsiegen in den Jahren 1968, 1978, 1980 und 1982 - allesamt mit Porsche erzielt.
Während Rast die 24h Daytona auch zur Vorbereitung auf die WEC nutzt, beginnt für BMW-Kollege Philipp Eng gleich der Ernst der Saison. Der Österreicher startet 2024 erneut zur vollen Saison in der US-Sportwagenmeisterschaft IMSA, deren Auftakt und gleichzeitiges Highlight das 24-Stunden-Rennen im Ovalkurs bildet. Eng wechselt sich am Steuer des #24 BMW M Hybrid V8 mit seinem Stamm-Teamkollegen Jesse Krohn sowie Augusto Farfus und Dries Vanthoor ab. Eng könnte sich als erster Österreicher seit Karl Wendlinger (2000 auf Dodge Viper) in die Gesamtsiegerliste eintragen.
LMP2-Klasse: 1 Deutscher, 1 Österreicher
Der Österreicher Ferdinand Habsburg startet zum vierten Mal bei den 24 Stunden von Daytona. In der LMP2-Kategorie greift er für Tower Motorsport mit seinen Teamkollegen Scott McLaughlin, John Farano und Michael Dinan nach dem Klassensieg und einer der begehrten Rolex-Daytona-Uhren. 2018 beim Debüt gelang Habsburg auf Anhieb der fünfte Gesamtplatz mit Jackie Chan Racing und seinen bunt zusammengewürfelten Teamkameraden Ho-Pin Tung, Alex Brundle sowie Antonio Felix da Costa.
Habsburg hat sich längst in der LMP2-Prototypen-Welt etabliert: 2021 feierte er einen Klassensieg in Le Mans und den Gewinn der LMP2-Weltmeisterschaft, 2022 ließ er einen Titelgewinn in der European Le Mans Series folgen. Dieses Jahr steigt Habsburg mit Alpine an der Seite von Mick Schumacher in die WEC-Hypercar-Klasse auf.
Der einzige deutsche Teilnehmer in der LMP2-Klasse ist Laurents Hoerr (High Class Racing, zusammen mit Seth Lucas/Dennis Andersen/Scott Huffaker). Der 26-Jährige gab 2021 sein Debüt in Daytona und landete in der inzwischen eingestellten LMP3-Kategorie auf Anhieb einen Podestplatz. Nach einigen Jahren im 'kleinen' LMP3-Auto, stieg Hoerr 2023 vollständig in die leistungsstärkeren LMP2-Boliden um startete in der European Le Mans Series.
GTD-Pro-Klasse: 8 Deutsche
Im Feld der 13 in der GTD-Pro-Klasse gemeldeten GT3-Autos können sich acht Piloten aus Deutschland Hoffnungen auf den Klassensieg ausrechnen. Allen voran Maro Engel, der 2023 mit SunEnergy1-Mercedes bereits triumphieren konnte. Jules Gounon stößt erneut als Teamkollege auf dem #75 Mercedes-AMG GT3 hinzu, dazu die beiden Neuankömmlinge Luca Stolz und Kenny Habul.
Deutschlands letzter Daytona-Sieger Mike Rockenfeller spielt diesmal keine Rolle im Kampf um den Gesamtsieg, würde mit seinem neuen Arbeitgeber Ford im Falle eines Klassensieges aber eine ähnliche Sensation schaffen. Der US-Autobauer bestreitet in Daytona sein erstes Rennen mit dem neuentwickelten Ford Mustang GT3 und hat neben Rocky mit Ex-Audi-Ass Christopher Mies und Dirk Müller noch weitere 'German Expertise' an Bord geholt. Rockenfeller und Mies starten zusammen mit Harry Tincknell auf dem #64 Ford, Müller samt Ex-DTM-Pilot Joey Hand und Frederic Vervisch auf der #65.
Für Laurin Heinrich begann die Premiere in Daytona bereits vielversprechend: AO-Racing-Porsche-Teamkollege Seb Priaulx eroberte im Qualifying die Pole Position. Den beiden Youngsters wird mit Michael Christensen ein Porsche-Werksfahrer, Langstrecken-Veteran und früherer Daytona-Sieger zur Seite gestellt.
McLaren-Werkspilot Marvin Kirchhöfer startet auf einem stark besetzten McLaren 720 S GT3 des früheren Porsche-Kundenteams Pfaff Motorsports zusammen mit Alexander Rossi, James Hinchcliffe und Oliver Jarvis. Mario Farnbacher (#23 Heart of Racing) geht schon zum zwölften Mal in Daytona an den Start, nach bisherigen Teilnahmen mit Porsche, Mercedes und Acura nun erstmals auf einem Aston Martin Vantage GT3.
GTD-Klasse: 4 Deutsche, 2 Österreicher
Die GTD-Pro-Kategorie ist auf dem Papier zwar höher angesiedelt als die Pro/Am-gemischte GTD-Klasse, aus deutschsprachiger Sicht brauchen sich die Fahrer hier aber absolut nicht zu verstecken. Für Österreich gehen der amtierende DTM-Champion Thomas Preining und Landsmann Klaus Bachler auf zwei Porsche 911 GT3 R an den Start. Während Bachler (#86 MDK Motorsports) schon zum neunten Mal dabei ist, steht Preining (#43 Andretti Motorsports) vor dem Debüt in Daytona.
Mit Maximilian Götz (#32 Korthoff/Preston Motorsports) begrüßt die GTD einen weiteren DTM-Meister, der AMG-Fahrer schnappte sich 2021 den Titel in der deutschen Traditionsserie. Der 37-Jährige fährt zum dritten Mal einen Mercedes-AMG GT3 in Daytona und hat unter anderem mit Mikael Grenier einen ehemaligen DTM-Weggefährten an seiner Seite. Das Ex-DTM-Trio auf Seiten von Mercedes-AMG perfekt macht der gebürtige Münchner Philip Ellis (#57 Winward Racing).
Im einzigen BMW M4 GT3 der GTD-Klasse nimmt Werksfahrer Jens Klingmann (#96 Turner Motorsport) Platz, der schon 2015 einen BMW Z4 und später den M6 in Daytona pilotierte. Lars Kern (#13 AWA), eigentlich Porsche-Spezialist auf der Nürburgring-Nordschleife und dort mit mehreren Rundenrekorden dekoriert, sattelt diesmal auf eine Corvette Z06 GT3.R um. Der 36-Jährige startet seit 2019 durchgängig in Daytona, zuletzt in der LMP3-Klasse. Mit Kern und seinen Teamkollegen Alex Lynn, Matt Bell und Orey Fidani kann sich das Corvette-Team AWA einiges ausrechnen.
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