Das Debüt des BMW M4 GT3 bei den 24 Stunden von Daytona 2022 verlief wenig erfolgreich. Die beiden vom Team RLL eingesetzten und mit BMW-Werksfahrern gespickten GTD-Pro-Autos beendeten den US-Klassiker mit vielen Runden Rückstand, ein weiterer in der GTD-Kategorie eingesetzter BMW M4 GT3 von Turner Motorsport fiel vorzeitig aus.

Vorausgegangen waren Beschädigungen am Diffusor im Heckbereich bei allen drei Autos, die ihr erstes Rennen unter Wettbewerbsbedingungen in den USA bestritten haben. So mussten die beiden RLL-BMW einen Großteil des 24h-Rennens komplett ohne den Abtrieb erzeugenden Diffusor bestreiten, was sich für das Team neben den längeren Reparaturpausen als zusätzliche Herausforderung gestaltete.

Inzwischen haben die BMW-Ingenieure offenbar herausgefunden, wie es zu den unerwarteten Schäden, die ohne Fremdkontakt aufgetreten waren, beim Rennen Ende Januar auf dem Daytona International Speedway gekommen ist. Offenbar haben sich Befestigungen am Unterboden der BMW M4 GT3 gelöst, wodurch die Diffusor durch Aufsetzen auf dem Asphalt beschädigt wurden.

BoP-Änderung führt zu BMW-Schäden

Als Hauptursache gilt die Änderung der Balance of Performance nach dem 'Roar before the 24'-Test, wenige Tage vor dem Beginn des Hauptrennens. Während die BMW zehn Kilogramm Zusatzgewicht ins Auto laden mussten, durften sie aufgrund des deutlichen Topspeed-Nachteils den Heckflügel um minus 2,2 Grad zur Nullstellung absenken.

1 Grad soll einen rund 1 km/h höheren Topspeed auf den Geraden bringen, allerdings mussten die Ingenieure dadurch beim Setup die Fahrzeughöhe entsprechend absenken. 1 Grad weniger Heckflügel soll zu einer Absenkung des Autos um etwa 5 Millimeter geführt haben. Im konkreten Fall dürften zumindest die beiden RLL-BMW also rund 10 Millimeter tiefer gefahren sein als eine Woche zuvor bei den offiziellen Testfahrten. Die Mindestfahrhöhe betrug laut IMSA-Vorgaben für alle GT3-Fahrzeuge 50 Millimeter.

BMW M4 GT3: Tiefer als je zuvor

So tief wie beim 24h-Rennen in Daytona soll der BMW M4 GT3 bei vorangegangenen Testfahrten und Testrennen während der Entwicklungsphase nie eingestellt gewesen sein, hat Motorsport-Magazin.com aus BMW-Kreisen erfahren. Die regnerischen Bedingungen bei den Freien Trainings in den Tagen vor dem Daytona-Start dürften nicht geholfen haben, das Problem rechtzeitig zu erkennen. Beim 'Roar'-Test sowie bei einem privaten Test im Dezember 2021 in Daytona seien keine derartigen Schwierigkeiten aufgetreten.

Sollte die spezielle Daytona-BoP also hauptverantwortlich für die Diffusor-Beschädigungen gewesen sein, dürften die BMW-Teams RLL und Turner sowie Paul Miller Racing beim nächsten Einsatz nichts in dieser Richtung zu befürchten haben. Zum zweiten Rennen im IMSA-Kalender, dessen Highlight der Saisonauftakt in Daytona bildete, reisen Teams und Fahrer auf die Rüttelpiste Sebring im US-Bundesstaat Florida. IMSA und WEC tragen dort vom 18. bis 20. März 2022 das gemeinsame Event namens 'Super Sebring' aus.

BMW bei 24h Daytona: Diffusor-Horror und Sheldon van der Lost (14:45 Min.)

BMW bei 24h Daytona chancenlos

Während bei den 24 Stunden von Daytona die RLL-BMW von Philipp Eng/Marco Wittmann/Nick Yelloly/Sheldon van der Linde und Connor De Phillippi/John Edwards/Augusto Farfus/Jesse Krohn schon in der Anfangsphase von den Diffusor-Problemen betroffen waren und wegen Reparaturpausen in Rückstand gerieten, tauchte der Ärger beim Turner-BMW erst einige Stunden später auf.

Ein Grund dafür: Das in der GTD-Klasse gemeldete Auto fuhr mit etwas mehr Abtrieb als die RLL-Kollegen und damit etwas höher angestellt. Offenbar ein Eingeständnis an die Amateur-Fahrer Robey Foley und Michael Dinan, die sich den #96 Turner-BMW mit BMW-Werksfahrer Jens Klingmann und Bill Auberlen teilten. Das Team fiel nach einer Kollision vorzeitig aus. Die RLL-BMW erreichten das Ziel mit 13 und 46 Runden Rückstand auf den Plätzen sieben und neun in der GTD-Pro-Klasse mit insgesamt 13 Entries.

BMW M Motorsport hatte sich in Daytona schon nach den letzten Plätzen der RLL-Autos im Qualifying-Rennen wenige Chancen ausgerechnet. Die BMW M4 wiesen auf den Geraden - genauer gesagt: in den Ovalkurven - einen deutlichen Topspeed-Nachteil gegenüber der Konkurrenz auf. Daran änderte sich auch durch die BoP-Anpassungen nichts. Der BMW - neben der umgebauten GTE-Corvette das einzige neue Auto im Feld - galt als höchst konservativ eingestuft.