Als eine 'harte Prüfung' bezeichnete BMW M Motorsport den ersten Auftritt des brandneuen BMW M4 GT3 bei den 24 Stunden von Daytona in einer Pressemitteilung. Als ein "scheiß Gefühl, auf gut Deutsch gesagt", bezeichnete es der zweifache DTM-Champion Marco Wittmann, angesprochen von Motorsport-Magazin.com auf die Frage, wie man sich als Fahrer nach zahlreichen, frühen Rückschlägen überhaupt noch motivieren kann, das Rennen zu beenden.
Viel schönzureden gab es nicht für Wittmann und seine BMW-Markenkollegen bei der 60. Auflage des Langstrecken-Klassikers im US-Bundesstaat Florida. Dass es für die beiden BMW-Teams von RLL schwierig werden würde, hatte sich schon im Vorfeld des Rennens abgezeichnet. Die Einstufung des BMW M4 GT3 durch die IMSA war sicherlich fragwürdig. Auf den alles entscheidenden Geraden war der neue Top-Kundensportler aus München der Konkurrenz gnadenlos unterlegen.
Das Zugeständnis eines leicht flacheren Heckflügels (minus 2,2 Grad, wobei 1 Grad rund 1 km/h entspricht) bei einer Gewichtszuladung von 10 Kilogramm in der Woche vor dem Rennen reichte nicht im Ansatz aus, um eine echte Konkurrenzfähigkeit in der GTD-Pro-Klasse herzustellen. "Für die IMSA war es schwierig, das richtige Paket zu finden, um nicht zu gut eingestuft zu werden", erklärte Wittmann. "Letztendlich hatten wir leider gar keine Chance, das war auf den Geraden ja offensichtlich."
Diffusor-Schäden an allen drei BMW M4 GT3
Die BMW-Crews hatten sich auf ein schwieriges Rennen in Daytona eingerichtet, nachdem die beiden BMW M4 im Qualifyingrennen vor einer Woche die letzten beiden Plätze in der Klasse belegt hatten. Womit aber wohl niemand gerechnet hatte: Beide GTD-Pro-Autos sowie ein weiterer in der GTD-Kategorie gemeldeter M4 GT3 von Turner Motorsport hatten arge Schwierigkeiten mit dem Diffusor im Heckbereich.
Kurios und bislang nicht vollständig aufgeklärt: Sowohl die #24 (Philipp Eng/Marco Wittmann/Nick Yelloly/Sheldon van der Linde) als auch die #25 (Connor De Phillippi/John Edwards/Augusto Farfus/Jesse Krohn) erlitten ähnliche, aber nicht identische Beschädigungen am Diffusor. Die Schwierigkeiten am Unterboden waren ohne Feindkontakt aufgetreten und warfen beide Werksteams schon früh zurück.
BMW: Keine Probleme bei Daytona-Test 2021
In der ausgiebigen Entwicklungsphase waren derartige Probleme nicht am BMW M4 GT3 aufgetaucht. Auch nicht bei einem kleinen Test des neuentwickelten Fahrzeuges auf dem Daytona International Speedway im Dezember vergangenen Jahres. "Daytona hat ganz eigene Ansprüche mit dem Oval und den hohen Geschwindigkeiten. Vielleicht hatte das im Rennen einen Effekt", grübelte Wittmann.
Rund sechs Wochen bleiben BMW M Motorsport nun Zeit, dem Problem auf den Grund zu gehen. Vor dem nächsten IMSA-Einsatz auf der Rumpel-Strecke von Sebring werden die Autos auf den Kopf gestellt, um die Ursachen für die Diffusor-Schäden herauszufinden.
Letztes Rennen von BMW-Motorsportleiter Mike Krack
"Obwohl wir in der Entwicklungsphase viele Testkilometer abgespult haben, hat sich gezeigt, dass uns ein Einsatz unter Rennbedingungen vor zusätzliche Herausforderungen stellt", sagte BMW-Motorsportleiter Mike Krack, der sich sein letztes Rennen für die Münchner vor dem Abschied in Richtung Formel 1 und Aston Martin anders vorgestellt hatte. "Wir müssen uns gemeinsam sowohl bei der Zuverlässigkeit, den operativen Abläufen, aber auch bei der Performance steigern, denn wir waren zu keinem Zeitpunkt in der Lage, an der Spitze mitzufahren."
Das Endergebnis bei den 24 Stunden von Daytona war für BMW nach all den Rückschlägen auf und abseits der Rennstrecke eher zweitrangig. Ein folgenschwerer Reifenschaden samt größerer Reparaturphase bei der #24 dazu kaum noch erwähnenswert. Beim Zieleinlauf erreichte der #25 BMW mit Schlussfahrer Farfus mit 13 Runden Rückstand den siebten Platz in der Klasse und P31 im Gesamtklassement. Die #24, am Ende von Sheldon van der Linde gesteuert, kam mit 46 Runden Rückstand nicht über den neunten Platz in der GTD-Pro-Klasse hinaus.
Van der Linde: Keine allzu hohen Erwartungen
"Letzte Woche haben wir schon gesehen, dass wir bei der BoP nicht ganz dabei sind", sagte van der Linde zu Motorsport-Magazin.com. "Entsprechend hatten wir keine allzu hohen Erwartungen. Ich will aber nicht zu viel über die BoP sprechen, das haben wir am Ende des Tages nicht unter Kontrolle. Wir wussten, dass es nicht einfach wird und haben versucht, das Beste draus zu machen."
Was lässt sich solch einem Wochenende aus Sicht von BMW, die zum 50-jährigen Bestehen der BMW M GmbH in Daytona groß aufgeschlagen hatten, nun Positives abgewinnen? Auch da musste Wittmann nicht lange überlegen: "Das hat uns als Team zusammengeschweißt, der Spirit war gut. Andere Teams haben ihre Autos abgestellt, als nichts mehr ging. Wir haben versucht, das Rennen zu Ende zu fahren. Da musst du als Fahrer auch mal in den sauren Apfel beißen, wenn du weißt, dass es um die goldene Ananas geht."
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