Als Motorsport-Magazin.com-Reporter erlebt man auf Reisen manchmal Geschichten, mit denen man nun wirklich nicht gerechnet hätte. So wie hier in Daytona, beim legendären 24-Stunden-Rennen im US-Bundesstaat Florida. Wer hätte sich schon ausdenken können, dass wir plötzlich das gesamte Feld der 61 Autos in die Einführungsrunde begleiten würden!

Als sich rund eine halbe Streckenlänge hinter uns das beeindruckende Feld mit all den DPi-Prototypen, LMP2 oder massenhaft GT3-Autos auf dem Ovalkurs auftürmt, dürfen wir das Treiben quasi aus der allerersten Reihe beobachten.

'Front-row seat to history', heißt es da gerne mal im Journalismus. Denn wir haben Glück und konnten einen der höchst begehrten Plätze in der illustren BMW-Auto-Parade ergattern, die die 60. Auflage der 24 Stunden von Daytona einleitete und wenige Minuten vor dem Rennstart dem Feld vorauseilen durfte.

Der Autobauer aus München hat im 'World Center auf Racing' einen großen Aufschlag, und das nicht ohne Grund: Dieses Jahr feiert die BMW M GmbH ihr 50-jähriges Bestehen. Ein guter Zeitpunkt, neben den brandneuen M4 GT3 einige der Schmuckstücke aus der BMW-Geschichte nach Daytona zu verfrachten, darunter Klassiker wie den E36 M3 oder einen roten BMW M1, den Werksfahrer Philipp Eng steuern darf.

Unsere Wahl fällt auf den grau lackierten BMW M5 E39, natürlich passend zum Land, in dem Hubraum noch King ist. 5 Liter, V8-Power, 400 PS und ein für damalige Standards brachiales Drehmoment von 500 Newtonmetern. 'Think big', hieß es offenbar damals auch bei der BMW M GmbH zur Einführung des M5 im Jahr 1998.

Mit diesem BMW M5 sind wir in Daytona mitgefahren, Foto: BMW M Motorsport
Mit diesem BMW M5 sind wir in Daytona mitgefahren, Foto: BMW M Motorsport

Ordentlich Dampf an der Kette braucht es zweifelsohne für den 5,729 Kilometer langen Daytona International Speedway, berühmt für seine waghalsigen Steilkurven. Und was im Fernsehen schon wahnsinnig aussieht, fühlt sich im Auto einfach nur verrückt an! Bis zu 31 Grad Neigungswinkel, das muss man selbst erlebt haben, um die in Motorsport-Europa eher unbekannte Faszination der überhöhten Kurven in Gänze zu verstehen. Noch mehr Neigung gibt es übrigens weltweit nur in Talladega mit sogar 33 Grad.

"Das ist schon etwas Besonderes", meint auch Marco Wittmann. Recht hat er, der zweifache DTM-Champion, der sich in Daytona einen BMW M4 GT3 mit Sheldon van der Linde, Philipp Eng und Nick Yelloly teilt. "Einfach einzigartig, genauso wie die Kulisse mit den riesigen Tribünen. Der Spirit ist einfach anders in Amerika!"

Die Flotte der BMW-Parade vor dem Start zum 24h-Rennen in Daytona, Foto: BMW M Motorsport
Die Flotte der BMW-Parade vor dem Start zum 24h-Rennen in Daytona, Foto: BMW M Motorsport

Ganz so schnell wie Wittmann und Konsorten sind wir auf unserer Einführungsrunde natürlich nicht unterwegs, soll ja alles heil bleiben. Langsam ist mein Fahrer allerdings auch nicht am Steuer des Handschalters. Klar, der Mann kennt sich seit Jahren bestens aus mit Produkten aus dem Hause BMW - und einen in der Automobilszene prominenten 'Chauffeur' wie Timo Resch, seit dem 01. Januar 2022 für die Vertriebs- und Marketingaktivitäten der BMW M GmbH verantwortlich, hat man auch nicht jeden Tag.

Timo Resch und MSM-Reporter Robert: Schnelles Selfie vor dem Rennstart, Foto: Motorsport-Magazin.com
Timo Resch und MSM-Reporter Robert: Schnelles Selfie vor dem Rennstart, Foto: Motorsport-Magazin.com

Auch bei ihm kribbelt es in den Fingern auf dem Weg ins kurvige Infield und dann rein ins erste Oval. Klar, wie oft darf man schon einigen der besten Rennfahrer der Welt vorauseilen, und das auch noch unter dem Jubel der Zuschauer entlang des Kurses. So 'Full House' wie beim Daytona 500 der NASCAR ist es zwar nicht auf der Rennstrecke, die Platz bietet für mehr als 100.000 Besucher. Trotz der kühlen Temperaturen - in der Nacht soll Daytona tatsächlich den Gefrierpunkt erreichen - sind die Campingplätze aber gut gefüllt.

Und so begibt sich das Gespann Resch samt Beifahrer Seiwert und sechs weiteren BMW aus unterschiedlichen Epochen auf eine Runde, die wir alle wohl so schnell nicht vergessen werden. Oder wie es Resch zum Abschluss auf den Punkt bringt: "Jetzt können wir etwas von unserer To-Do-Liste streichen, von dem wir nie gedacht hätten, dass es dort einmal stehen würde."