Acura mit dem Team Meyer Shank Racing hat das 24-Stunden-Rennen von Daytona 2022 gewonnen. Bei der 60. Auflage des US-Klassikers setzten sich Oliver Jarvis/Tom Blomqvist/Helio Castroneves/Simon Pagenaud nach 761 Runden durch.

Das Podium im Feld der insgesamt 61 Autos komplettierten der zweite Acura von Wayne Taylor Racing, dem Sieger-Team der vergangenen drei Jahre, mit Ricky Taylor/Filipe Albuquerque/Alexander Rossi/Will Stevens sowie der JDC Miller MotorSports Cadillac (Tristan Vautier/Richard Westbrook/Loic Duval/Ben Keating) in einem an der Spitze bis zum Schluss eng geführten Rennen. Die Top-3 waren um nur 4,4 Sekunden voneinander getrennt.

Meyer Shank Racing mit dem Acura geht gleichzeitig als letzter DPi-Gesamtsieger in die lange Geschichte der 24h Daytona ein, bevor die Prototypen ab 2023 durch die neuen LMDh-Boliden von Audi, BMW, Porsche und Co. abgelöst werden. Die neue Topklasse in der IMSA und in Daytona hört auf den Namen 'GTP', wie IMSA-Präsident John Doonan am Rande des Rennens bekanntgab.

Für US-Rennstall Meyer Shank Racing ist es der zweite Gesamtsieg beim Rennen im US-Bundesstaat Florida, das zur inoffiziellen Triple Crown des Langstreckensports zählt. Zuletzt gewann das Team vor genau zehn Jahren, 2012 bei der 50. Auflage des US-Klassikers. WTR verpasste den fünften Sieg im Verlauf der letzten sieben Jahre um nur drei Sekunden. Schlussfahrer Taylor fand keinen Weg vorbei an Castroneves. Das Rennen wurde im Verlauf der 24 Stunden 17 Mal durch Full-Course-Yellow-Phasen wegen Zwischenfällen unterbrochen.

Kollision bringt Rockenfeller-Cadillac um Siegchancen

Diesmal keine Rolle beim Kampf der sieben DPi um den Gesamtsieg spielte der Ally-Cadillac, den sich Deutschlands letzter Sieger Mike Rockenfeller mit NASCAR-Rekordchampion Jimmie Johnson, Kamui Kobayashi und Neuzugang Jose Maria Lopez teilte. Etwa zur Halbzeit des Rennens kollidierte Johnson mit einem LMP3 und musste zu ausgiebigen Reparaturen in die Garage abbiegen. Beim Zieleinlauf hatte der #48 Ally-Cadillac 22 Runden Rückstand auf den Sieger.

"Jimmie hatte einen Kontakt, dadurch erlitt das Auto einen heftigen Schaden rechts am Heck", sagte Rockenfeller, der dieses Jahr die vier großen IMSA-Rennen bestreiten wird. "Das war Game Over. Aber so läuft es auf der Langstrecke, man verliert und gewinnt zusammen. Wir kommen auf jeden Fall zurück, es ist eine Ehre, mit diesen Autos in Daytona fahren zu dürfen."

Neben dem Ally-Cadillac hatten zwei weitere DPi-Cadillac keine Chance auf den Gesamtsieg. Die #01 (Renger van der Zande/Sebastien Bourdais/Scott Dixon/Alex Palou) verlor wegen eines technischen Problems mehr als 40 Runden. Vom Technik-Pech (Benzinpumpe) verfolgt war auch der #2 Cadillac mit den beiden früheren Formel-1-Piloten Kevin Magnussen und Marcus Ericsson, die sich das Auto mit Earl Bamber und Alex Lynn teilten.

GTD-Pro: Porsche-Schlacht um Klassensieg

In GTD-Pro, der Nachfolger-Klasse der GTLM, ging es ebenfalls bis zum Ende ums Eingemachte. Am Ende setzte sich der #9 Porsche 911 GT3 R von Pfaff Motorsports mit dem ehemaligen Formel-1-Fahrer und künftigem Porsche-LMDh-Piloten Felipe Nasr, Matt Campbell und Mathieu Jaminet durch.

In einer wahnsinnigen Porsche-Schlacht verpasste der Sportwagenbauer aus Zuffenhausen in der letzten Runde den sichergeglaubten Doppelsieg. Pfaff-Schlussfahrer Jaminet und Laurens Vanthoor im KCMG-Porsche schenkten sich nichts in der Schlussphase und kollidierten sogar mehrfach. Durch einen letzten Kontakt drehte sich Vanthoor schließlich und musste den zweiten Platz an den Ferrari 488 GT3 von Risi Competizione (Alessandro Pier Guidi/James Calado/Daniel Serra/Davide Rigon) abtreten.

In der GTD-Pro erlebten die Zuschauer die im Vorfeld erwartete GT3-Schlacht mit insgesamt acht unterschiedlichen Herstellern. Den siegreichen Pfaff-Porsche und den Viertplatzierten Lexus RC F GT3 von VasserSullivan (Jack Hawksworth/Ben Barnicoat/Kyle Kirkwood) trennten weniger als fünf Sekunden nach 711 Runden auf dem Daytona International Speedway.

BMW M4 GT3 von Diffusor-Problemen geplagt

Weniger erfolgreich als bei Porsche, lief das Daytona-Debüt für den brandneuen BMW M4 GT3. Im Jahr des 50-jährigen Bestehens der BMW M GmbH gingen zwei mit Werksfahrern besetzte M4 GT3 in der GTD-Pro-Kategorie an den Start, spielten aber schon früh keine Rolle beim Kampf um den Klassensieg.

Kurios: Sowohl die #24 (Philipp Eng/Marco Wittmann/Nick Yelloly/Sheldon van der Linde) als auch die #25 (Connor De Phillippi/John Edwards/Augusto Farfus/Jesse Krohn) erlitten ähnliche, aber nicht identische Probleme mit dem Diffusor am Heck. Die Schwierigkeiten waren ohne eine Feindkontakt aufgetreten und warfen beide Werksteams schon früh zurück. Dazu kostete eine Reifenpanne, die Teile der Front beschädigte, den #24 BMW eine weitere halbe Stunde Reparaturzeit.

Beim Zieleinlauf erreichte der #25 BMW mit Schlussfahrer Farfus mit 13 Runden Rückstand den siebten Platz in der Klasse und P31 im Gesamtklassement. Die #24, am Ende von Sheldon van der Linde gesteuert, kam mit 46 Runden Rückstand nicht über den neunten Platz in der GTD-Pro-Klasse hinaus. "Ich wäre echt froh, wenn beide Autos ohne Fehler, Strafen und Kratzer ins Ziel kommen", hatte BMW-Motorsportleiter Mike Krack am Freitag zu Motorsport-Magazin.com gesagt. Der Luxemburger erlebte sein vorerst letztes Rennen mit dem Autobauer aus München, bevor er als Teamchef des Formel-1-Rennstalls Aston Martin übernimmt.

Der dritte BMW M4 GT3 im Feld, gemeldet in der GTD-Klasse und anderem mit Profi-Fahrer Jens Klingmann, sah unterdessen die Ziellinie nicht. Eine Kollision samt Schäden am Unterboden sorgte für das vorzeitige Aus des von Turner Motorsport eingesetzten BMW, der ebenfalls ein Problem mit dem Diffusor hatte. BMW M Motorsport wird die Autos nach dem Rennen auseinandernehmen, um den genauen Gründen für die Probleme auf den Grund zu gehen.

Ähnlich ernüchternd verlief das Heimrennen für Corvette Racing. Die beiden auf das GT3-Reglement angepassten Corvette C8.R - eigentlich GTE-Prototypen - fuhren nach technischen Problemen meilenweit hinterher. Das galt auch für den als Sieganwärter gehandelten Lamborghini Huracan GT3 von TR3 Racing (Marco Mapelli/Andrea Caldarelli/Mirko Bortolotti/Rolf Ineichen), der sich im 100-minütigen Qualifyingrennen vor einer Woche die Klassen-Pole gesichert hatte. Für den Lambo war nach 400 Runden vorzeitig Feierabend.

Die Werks-BMW fuhren bis zum Ende, zu holen gab es aber nichts, Foto: LAT Images
Die Werks-BMW fuhren bis zum Ende, zu holen gab es aber nichts, Foto: LAT Images

GTD-Klasse: 80. Daytona-Klassensieg für Porsche

In der GTD-Klasse, in der baugleiche GT3-Autos wie in der GTD-Pro antreten, in Daytona aber mit mindestens zwei Amateur-Fahrern pro Team besetzt sein müssen, setzte sich der Wright Motorsports Porsche 911 GT3 R von Ryan Hardwick/Zacharie Robichon/Jan Heylen/Richard Lietz durch. Damit durfte sich Porsche über einen weiteren Klassensieg in Daytona freuen - Nummer 79 und 80 in der Geschichte!

Prominente Ausfälle - Sorge vor Eisbildung in der Nacht

Der Sieg in der Klasse LMP2 und damit Gesamtplatz fünf ging an DragonSpeed (Patricio O'Ward/Devlin Defrancesco/Eric Lux/Colton Herta). Rene Rast verfehlte einen möglichen zweiten Daytona-Klassensieg wegen eines technischen Problems an seinem LMP2-Rennwagen von G-Drive. Auf Gesamtrang neun und Platz fünf in der Klasse war der dreifache DTM-Champion bester der insgesamt 14 deutschen Starter im 61-Wagen-Feld.

"Dieses Problem, von dem wir noch nicht genau wissen, was es tatsächlich war, ist noch nie zuvor aufgetreten. Insofern schade, dass uns dadurch der mögliche Erfolg leider verwert blieb", meinte Rast, der die schnellste LMP2-Rundenzeit fuhr, zu Motorsport-Magazin.com. "Trotz des Pechs bin ich happy, viele Runden gefahren zu sein - auch in der Nacht. Das war eine gute Vorbereitung für weitere geplante Einsätze in der WEC."

In der LMP3-Kategorie triumphierte das Team Riley Motorsports (Gar Robinson/Felipe Fraga/Kay van Berlo/Michael Cooper). Von den 61 in allen Klassen gemeldeten Fahrzeugen sahen 14 nicht die Ziellinie. Zu den prominenten Ausfällen zählten der Alegra-Mercedes unter anderem mit DTM-Champion Maximilian Götz, der WeatherTech-Mercedes (Cooper MacNeil/Daniel Juncadella/Maro Engel/Jules Gounon), oder auch der High Class Racing LMP2 mit den beiden Schweizern Nico Müller und Fabio Scherer.

Vor allem in den ersten Stunden war das Rennen geprägt von zahlreichen Zwischenfällen, unter anderem musste ein Streckenwart ins Krankenhaus eingeliefert werden, nachdem er von herumfliegenden Autoteilen getroffen wurde. Heikel wurde es auch in der Nacht, als die Temperaturen im 'Sunshine State' zeitweise den Gefrierpunkt erreichten. Das 24-Stunden-Rennen ging bei durchweg trockenen Bedingungen über die Bühne, nachdem es während der Trainings geregnet hatte.