Du gehst in die zweite Saison mit der Ducati. Was hat sich im Vergleich zum Vorjahr geändert?
Günther Knobloch: Es hat sich einiges geändert. Die technische Seite ist der eine Punkt. Da haben wir eine Weiterentwicklung der Auspuffanlage, es gibt Updates im Bereich der Elektronik, was bei der Technik-Performance sicher die Hauptpunkte sind. In Spanien werden wir noch einige Sachen bei Fahrwerk und Reifen testen. Pirelli bringt einige neue Gummis heraus, die sich schon in Portimao beim letzten Test gut angefühlt haben. Auf der Seite passiert also einiges.

Fahrerisch hoffe ich, dass wir durch die mittlerweile gesteigerte Frequenz beim Fitness-Training auch einen Schritt gemacht haben. Die körperliche Vorbereitung ist dieses Jahr sicher auf einem besseren Level als voriges Jahr und das wird auch einiges bringen. Das ist natürlich ein ganz wesentlicher Punkt. Das ist im Motorradsport wohl noch gravierender als bei den Autos und ich denke, dass ich das positiv merken werde.

Die technischen Weiterentwicklungen hast du schon angesprochen. Wie siehst du dein Paket jetzt im Vergleich zur Konkurrenz?
Günther Knobloch: Es ist schwer zu sagen, was die anderen gemacht haben. Der Level in der IDM ist allgemein sehr hoch. Es treten einige Teams mit direkter Hersteller-Unterstützung an. Der Begriff Werksteam wird diesbezüglich zwar auch gerne in den Mund genommen, aber das stimmt nur bei solchen Leuten wie Rossi, Pedrosa oder Stoner. KTM kommt mit einem Werkseinsatz als österreichisches Team, aber sonst sind es eher vom Hersteller unterstützte Projekte. Da sind diesmal einige dabei.

Stefan Nebel mischt auch mit, Foto: KTM
Stefan Nebel mischt auch mit, Foto: KTM

Von KTM wusste man ja schon, dass sie mit zwei Top-Piloten kommen. Sie haben den dreifachen deutschen Meister Stefan Nebel und den ehemaligen Superstock 1000 Weltmeister Didier Van Keymeulen aus Belgien dabei. Seit kurzem ist auch bekannt, dass BMW einsteigt. Das wird über alphaTechnik passieren, die auch den Superbike-WM-Einsatz koordinieren. Da wird es auch ordentlich Gegenwind für uns geben. Sie haben mit Werner Daemen einen Top-Piloten, der bereits in der WM erfolgreich gefahren ist. Das Feld wird also sicherlich deutlich stärker sein. Deswegen müssen wir uns ordentlich steigern, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen.

Yamaha kommt wieder mit Jörg Teuchert und auch Renn-Lady Nina Prinz ist nicht zu verachten. Honda hat wieder Martin Bauer und den auch immer schneller werden Michael Schumacher. Eventuell ist auch Kai-Borre Andersen wieder im Einsatz, der vor zwei Jahren schon einmal Vize-Meister auf der Honda war. Suzuki hat auch einige heiße Eisen im Feuer. Da wäre Philipp Hafeneger, der schon in der Superbike IDM-Rennen gewonnen hat; er ist wieder neu dabei. Der alte Haudegen Andi Meklau ist auch wieder am Start. Ein deutsches Ducati-Team gibt es auch noch mit der Hertrampf Mannschaft. Dort kommen zwei Youngsters. Einerseits Dario Giuseppetti, der bei einigen Rennen im vorigen Jahr schon schnell war, vor allem zu Saisonbeginn. Und dann den Finnen Kari Vehniäinen, auf den man auch schauen muss. Mit KTM und BMW als zusätzlicher Hersteller in der Serie gibt es zu den Fahrern aus dem Vorjahr sicher noch vier oder fünf gute Leute. Die Meisterschaft hat also sicher ein sehr hohes Niveau.

Michael Schumacher hat weiter Lust auf die IDM, Foto: www.knobi.at
Michael Schumacher hat weiter Lust auf die IDM, Foto: www.knobi.at

Kurze Zwischenfrage: weißt du schon genauer, wie viele Rennen Schumacher fahren wird?
Günther Knobloch: Nein, nicht wirklich. Er hält sich natürlich vornehm zurück. Ich weiß, dass er mehr fahren will, ich habe gehört, dass man ihn wahrscheinlich sogar fix einschreibt. Voriges Jahr war er das ja nicht. Man wird sehen. Ich denke, er hat seinen Spaß dran und hat Lust, wieder in der IDM zu fahren. Ob er wirklich alle Rennen fährt oder nicht, wird er wohl spontan entscheiden. Ich bin mir sicher, er wird so wie im vorigen Jahr versuchen, den Medienrummel zu vermeiden und da keine großen Ankündigungen dazu machen. So, wie er zuletzt geredet hat, möchte er aber wieder fahren. Wie viele Rennen es dann werden, hängt sicher auch von seinen anderen Verpflichtungen ab. Für ihn ist es natürlich in erster Linie Spaß, auch wenn er mit der Akribie und Professionalität an die Sache herangeht, mit der ein Michael Schumacher eben arbeitet.

Angesichts der starken Konkurrenz, wie lauten deine Ziele?
Günther Knobloch: Wir wollen auf jeden Fall zurück auf das Podium. Das ist das erklärte Ziel. Wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen, ist es gar nicht so unrealistisch, dass wir das Projekt in den Top Fünf abschließen. Dafür müssten wir aber einige der zuvor genannten und direkt vom Hersteller unterstützten Piloten schlagen. Ein bisschen Glück werden wir sicherlich brauchen, aber wir sind gut vorbereitet und auf dem Level der IDM hat man den Vorteil, dass man mit einem guten Privat-Team durchaus schlagkräftig sein kann, was das Material und die Rahmenbedingungen angeht. Ich glaube, wir sind dieses Jahr gut aufgestellt, deswegen halte ich einiges für möglich. Gewinnen ist wieder eine andere Baustelle. Es ist sicher nicht realistisch, dass wir dieses Jahr um den Titel mitfahren können, aber wenn wir die Ziele erreichen, die wir uns gesetzt haben, sind wir mit Sicherheit die beste Privatmannschaft. Im Bereich der Top Ten gibt es da wohl ohnehin nur noch Roman Stamm, der auch sein privates Team betreibt. Der Rest dort vorne ist semi-professionell oder ganz professionell.

Du hast bereits angesprochen, dass du dieses Jahr ein genaues Auge auf die Fitness hast. Wie sieht dein Programm aus?
Günther Knobloch: Es ist natürlich ein Mix aus Ausdauer- und Krafttraining, wobei der Schwerpunkt im Ausdauer- also im Kardio-Bereich liegt. Das ist schon ein wichtiger Punkt, den man auch an der Rundenzeit-Variation ablesen kann. Natürlich spielen da immer die Reifen mit hinein, aber voriges Jahr habe ich es selbst gemerkt, dass die Ducati ein Motorrad ist, das körperlich mehr fordert als beispielsweise eine R6. Wenn man bei Rennmitte merkt, dass man bei Konzentration und Kraft ans Limit kommt, dann lässt die Aufmerksamkeit nach und man macht einen kleinen Fehler. Der kostet Zeit und deswegen halte ich es für wichtig, in die Richtung zu arbeiten. Ich versuche jetzt auch, die Frequenz des Trainings zu erhöhen. Wir haben einen Plan aufgestellt und ich merke auch schon die ersten Fortschritte. Fitness ist eben etwas, das kann man sich nicht kaufen, das muss man erarbeiten. Da muss man dranbleiben und fleißig trainieren. Ich bin dran, aber es dauert ein wenig, bis man den gewünschten Level erreicht.

Auf welche Körperpartien musst du beim Krafttraining besonders schauen?
Günther Knobloch: Da geht es um die Stützkräfte fürs Bremsen und Verzögern allgemein. Aus der Kurve heraus müssen die Lenkimpulse schon sehr präzise sein. Das sind Schnellkraft-Impulse. Man braucht also die Stützkräfte und die Schnellkraftimpulse. Wenn man MotoGP aufmerksam verfolgt, dann sieht man bei einem Stoner beim Herausfahren aus den Kurven, dass er nicht wirklich im Sattel sitzt, sondern sich recht stark auf den Fußrasten abstützt. Man steht also ein wenig in der Maschine drin und das braucht auch wieder Kraft. Dieses ganze Spektrum, mit Bremsen, Beschleunigen und Kurvenfahrt, lässt einen permanent arbeiten und das geht an die Kondition. Die Pulsfrequenz dabei ist sicher sehr spannend und wir werden das bei den Tests einmal checken und schauen, in welchem Bereich man sich da so bewegt.

Bei deiner Präsentation hast du Partner vorgestellt, die aus dem Fitnessbereich kommen. Inwieweit hilft dir das bei deiner Vorbereitung?
Günther Knobloch: Das hilft natürlich auf zwei Ebenen. Zum einen habe ich im Twins perfekte Trainingsbedingungen und dort sind auch die Technogym-Geräte. Das passt perfekt zusammen. Es ist natürlich die Idealsituation, dass man einen Sponsor hat, aus dem man direkt einen Nutzen ziehen kann. Da fällt es einem leicht, voll hinter den Produkten zu stehen und das ist hier der Fall. Man hat auch direktere Inputs, weil der Partner selbst auch ein Interesse hat. Er will wissen, was für Anforderungen gestellt werden, es gibt einen Top-Trainer und es wird gefragt, wie geholfen werden kann. Da ist schon starker Input und viel Interesse da. Die zweite Sache ist das Finanzielle. Es ist ein wesentlicher Punkt, dass wir bei einem Sport auf dem Niveau auch alles finanzieren können. Die Absicherung des Budgets ist ein wesentlicher Posten, damit man die Tests und weiteres realisieren kann.