So ganz perfekt war das Hockenheim-Wochenende vielleicht nicht, aber insgesamt durchaus positiv, obwohl es ja nicht ganz zu meinem ersten GP2-Sieg in Deutschland gereicht hat. Aber wir haben gesehen, dass wir auf die Probleme, die wir am Freitag noch hatten, sehr gut reagieren konnten - das zeigt, wie stark das ganze Team ist. Wir hatten ja anfangs schon mit der Balance zu kämpfen, das Auto hat zu stark untersteuert, deswegen war ich auch im Qualifying nur Sechster. Aber nachdem wir uns dann am Abend noch mal ganz intensiv mit den Daten beschäftigt hatten und einiges an der Abstimmung verändert haben, war das Auto dann am Samstag viel besser. Ich konnte dann ja auch richtig Druck machen, habe Lucas di Grassi in einen Fehler getrieben und hatte mir dann auch schon Buemi zurechtgelegt, als es plötzlich anfing zu regnen.

Aber leider war der Regen diesmal zusammen mit unserer Entscheidung, mich sofort zum Reifenwechsel an die Box zu holen, nicht unbedingt mein Freund. Er hat nämlich nicht lange genug angehalten und war auch nicht so intensiv, wie es nach der Vorhersage, die die Williams-Jungs, an deren Box wir ja immer sind, auf ihren Monitoren hatten, hätte sein sollen. Teile der Strecke sind so ganz trocken geblieben, andere auch schnell wieder abgetrocknet, so dass meine Regenreifen schon nach zwei Runden ziemlich hinüber waren und ich am Ende kaum noch was machen konnte. So ist es halt nur der vierte Platz geworden - bei normalem trockenen Verlauf oder wenn ich nicht gewechselt hätte, wäre ich wohl Dritter geworden. Und wenn es wie angesagt richtig weitergeregnet hätte, wäre ich mit dem frühen Stopp sicher der große Gewinner gewesen... Aber was soll´s, hätte, wenn und aber zählen nicht und zumindest sind wieder ein paar Punkte dabei rausgekommen.

Zumindest den Podiumsplatz konnte ich dann ja am Sonntag nachholen, auch wenn ich nach meinem wirklich nicht besonderen Start erst mal ganz schön kämpfen musste, um den verlorenen Boden wieder gut zu machen, was natürlich den Reifen nicht besonderes gut tat. Einige Leute vor mir haben mir dabei den Gefallen getan, sich selbst in Trouble zu bringen, einschließlich Pantano... An Parente bin ich mit einem schönen Manöver vorbei gekommen, und als ich dann hinter Maldonado und di Grassi hing, habe ich erst mal bisschen Abstand gehalten, weil ich schon kommen sah, dass es da bald krachen würde - und so war es dann ja auch. Maldonado hat viel zu spät gebremst, ist Lucas voll ins Heck geknallt ... Womit ich schon Dritter war und dann ja auch ziemlich zügig an die zwei Spitzenreiter, meinen Teamkollegen Karun Chandhok und Andreas Zuber, heranfahren konnte.

Aber Überholen ist natürlich eine andere Sache, obwohl zumindest Andi schon sichtbar ein paar Probleme bekam und den ein oder anderen Fehler gemacht hat. Aber ich hätte noch zwei oder drei Runden mehr gebraucht, dann wäre vielleicht noch was gegangen. Das ist halt in den kurzen Sonntagsrennen immer das Problem, dass man sehr wenig Zeit hat, um was zu erreichen. Aber ich habe mich auch sehr darüber gefreut, dass Karun jetzt auch mal ein Rennen gewonnen hat, vor allem, weil er ja auch schon ein paar Mal Pech hatte und aus guten Ausgangspositionen am Sonntag nichts machen konnte. So standen wir zu zweit auf dem Podium, das ist auch toll für das Team, eine zusätzliche Motivation. iSport führt damit ja auch wieder in der Konstrukteursmeisterschaft - und für mich ist die auch sehr, sehr wichtig. Und ich bin auch noch mittendrin im Titelkampf, mein Rückstand in der Fahrerwertung auf Giorgio Pantano beträgt jetzt 15 Punkte, das ist noch nicht die Welt, das ist durchaus an den letzten vier Wochenenden noch aufzuholen.

Bruno Senna traf seinen deutschen Fanclub, Foto: adrivo Sportpresse
Bruno Senna traf seinen deutschen Fanclub, Foto: adrivo Sportpresse

Ich habe in Deutschland auch wieder gemerkt, wie viele Fans ich hier habe, am Donnerstag habe ich mich ja auch mit einer Gruppe von Leuten aus meinem deutschen Fanclub im Hotel Motodrom kurz getroffen. Es war wirklich schön, es hat mir auch leid getan, dass ich nicht mehr Zeit hatte, aber die Termine drängen halt auch bei uns in der GP2 schon ziemlich. Mir hat es jedenfalls gefallen, es waren wirklich alle sehr nett, ich hoffe, alle, die dabei waren, hatten in der halben Stunde auch ihren Spaß. Die vielen essbaren Geschenke, die ich dabei bekommen habe, sind übrigens inzwischen verspeist - aber nicht von mir alleine, ich habe die Leckereien mit meiner Familie geteilt, die mich ja in Hockenheim wieder begleitet hat. Alles selbst zu essen wäre nicht so gut gewesen - dann hätte ich vor lauter Muffins und Schokolade bald nicht mehr ins Auto gepasst...

Und das Leistungsgewicht muss ja schließlich auch am nächsten Wochenende in Ungarn wieder stimmen. Letztes Jahr war das ja mein schlechtestes Rennen überhaupt, da waren wir so unglaublich langsam, dass mir zum Teil zwei bis drei Sekunden auf die Spitze gefehlt haben. Aber das beunruhigt mich trotzdem nicht allzu sehr, ich bin überzeugt, dass das damals daran lag, dass wir in meinem damaligen Team einfach auf dem Schlauch standen und das Auto überhaupt nicht hinbekommen haben. Bei iSport sieht das sicher ganz anders aus, ich habe inzwischen auch mehr Erfahrung - es besteht also kein Grund, warum ich diesmal nicht auch in Budapest vor mit dabei sein sollte, so wie zuletzt überall.