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leider habe ich auch bei meinem Heimspiel auf dem Nürburgring kein gutes Wochenende erwischt. Beginnen möchte ich aber mit etwas anderem und sehr positiven. Am Samstag haben wir in der Eifel ein kleines Meet und Greet für meine Fans veranstaltet. Dank an alle, die da waren, das war eine sehr schöne Sache. Der Grund für dieses Event: Ich habe mir einfach gedacht, dass die Fans zu Formel-3-Zeiten noch zu uns kommen und sich Autogrammkarten abholen konnten. Da bestand einfach noch eine Nähe zu den Zuschauern vor Ort, zu den Leuten, die einen so unterstützen. Jetzt, im Rahmenprogramm der F1, ist das leider nicht mehr möglich und die einzige Möglichkeit ist eigentlich, dass man als Fahrer selbst einmal vor die Türe tritt und diese Nähe bewusst sucht - deshalb wollte ich das machen, da mir auch ein paar Leute geschrieben und gefragt haben, ob man vor Ort an Autogrammkarten kommt.

Alles in allem war das ein super Event und es sind auch wirklich viele Leute erschienen, obwohl wir die ganze Aktion relativ spontan ins Leben gerufen haben, da wir vor Ort auch erst einmal schauen mussten, wo sich so etwas am besten umsetzen lässt und es sich zeitlich ausgeht. Ich habe dort viel netten Zuspruch erfahren und denke, es kam ganz gut bei den Fans an. Es ist einfach schön, wenn man Leute an der Strecke hat, die einen unterstützen und Fahnen mit meinem Namen hochhalten. Vorab hatten mir einige Leute Bilder davon geschickt und ich wollte diesen Leuten zeigen, dass wir dort nicht nur im Kreis fahren und uns das Drumherum nicht interessiert - deswegen war mein Heimrennen ein guter Anlass, einmal etwas zurückzugeben. Sportlich lief es allerdings leider einmal mehr nicht wie gewünscht: Ins Freie Training geht man immer noch positiv gestimmt und guter Dinge hinein - dann ist man auf einmal Letzter, weit abgeschlagen und versteht natürlich die Welt nicht mehr. Gründe für unsere Probleme gibt es einige, aber eigentlich ist es immer wieder das gleiche leidige Thema und alles definitiv sehr schwierig.

Immerhin war das Qualifying im Vergleich zum Freien Training dann ein großer Schritt nach vorne. Nach wie vor ist es aber so, dass ein paar Dinge nicht funktionieren, mir immer noch Speed auf der Geraden fehlt... all diese Dinge, die sich da addieren, machen es einfach so schwer, im Moment ein ordentliches Ergebnis einzufahren. Im Training haben wir die harten Reifen nicht zum Arbeiten gebracht, weshalb ich auf der Bremse katastrophal schlecht unterwegs war und in nahezu jeder Kurve stehende Räder hatte. Ich habe anschließend ein bisschen etwas verändert und das waren ganz gute Schritte - aber zu sagen, P22 ist etwas Tolles, ist natürlich trotzdem weit gefehlt. Endgültig gelaufen war mein Wochenende dann mit dem Start des Hauptrennens. Dabei war mein Start an sich eigentlich ganz gut, der von Kevin Ceccon hinter mir aber auch - die Reihe vor uns ist schlecht weggekommen und wir haben uns leider beide für den gleichen Weg entschieden.

Der erste Funkspruch in der GP2-Geschichte

Ehrlich gesagt habe ich in dem Moment wenig mitbekommen und nur gesehen, dass es irgendwie einen Schlag gibt und da ein Frontflügel an meinem Reifen ist. Dass es so einen heftigen Unfall gab, habe ich ebenso wenig bemerkt - das habe ich erst später im Fernsehen gesehen. Mir hat es dabei aber die Felge kaputtgemacht und den Reifen aufgeschlitzt und somit war das Thema dann gleich schon wieder durch. Eigentlich dachte ich, dass das Auto komplett kaputt ist, denn das Lenkrad stand schief. In der Box hat sich dann aber herausgestellt, dass das die Aufhängung nur ganz leicht beschädigt war, also haben wir die Reifen gewechselt und sind dem Feld hinterhergedüst. Für die Zuschauer war das scheinbar ganz gut mitzuverfolgen, denn erstmals gab es an diesem Wochenende bei den GP2-Übertragungen im Fernsehen auch unsere Funksprüche zu hören und meiner war nach dem Startcrash der erste.

Nach dem Crash am Samstag war das Wochenende früh gelaufen, Foto: GP2 Series
Nach dem Crash am Samstag war das Wochenende früh gelaufen, Foto: GP2 Series

Immerhin diesen Rekord habe ich auf dem Nürburgring also aufstellen dürfen: Erster Funkspruch in der GP2-Geschichte! Spaß beiseite - es war wirklich schade, dass es dann ausgerechnet so eine Negativmeldung war. Ich hätte natürlich lieber gesagt: 'Danke für den Sieg.' An diesem war mein Teamkollege James Calado am Wochenende übrigens schon einmal etwas näher dran, in beiden Rennen konnte er aufs Podium fahren. Da können wir als Team eine Menge rausziehen, denn wir haben im Rennen dann beide gemerkt, dass es vorwärts geht - auch bei mir, nur leider kann man dann nicht mehr viel ausrichten, wenn man 30 Sekunden oder mehr zurückliegt. Die Pace hat sich aber schon einmal besser angefühlt und auch James kam viel besser zurecht - das hat gezeigt, dass etwas möglich ist und war ein Lichtblick für die Zukunft. Am Qualifying und dem Speed über eine Runde müssen wir zwar noch arbeiten, aber im Rennen sah es schon besser aus, James hat einen guten Job gemacht und das stimmt auch mich zuversichtlich.

Zwar gibt es schon leichte Unterschiede, was unsere Fahrstile betrifft - allgemein ist es aber auch so, dass wir in die gleiche Richtung tendieren, was unsere Vorlieben am Auto und die Vorstellungen vom Fahrverhalten betrifft. Wir sind beide Fahrer, die lieber Übersteuern als Untersteuern haben - das ganze Jahr über hatten wie nie Übersteuern sondern immer Untersteuern. Dieses Mal war es im Rennen das erste Mal so, dass wir auf die Hinterräder achten mussten. Das war so gesehen also ein ganz gutes Gefühl. Am Sonntag im Sprint hat mir das aber leider noch nichts geholfen, denn auch dieses Rennen war eigentlich schon rum, bevor es richtig losging. Durch den Unfall am Samstag und meinen dort beschädigten Reifen, musste ich am Sonntag auf alten Pneus starten. Der Reifen links vorne war schon 25 Runden alt, die anderen drei hatten so fünf bis sechs Runden auf dem Buckel - da hat man einfach keine Chance und dementsprechend war ich fernab von Gut und Böse.

Früher sind viele Leute ja im Training nicht gefahren, um für solche Fälle Reifen zu sparen - mittlerweile wurden die Regeln aber geändert und wir müssen einen Satz wieder zurückgeben. Diese Regelung ist schon gut so, denn nur so kriegen die Leute an der Strecke auch viele Autos zu sehen. Hier hat es mir aber leider geschadet, denn man hat nur zwei Sätze harte Reifen und wenn die hinüber sind oder man den zweiten Satz schon im ersten Rennen braucht, hat man im Sprint keine Chance mehr. Für mich gilt es nun einfach, die drei Wochen Pause bis Budapest zu nützen, um abzuschalten und die Probleme ein bisschen zu vergessen. Es war ein schwieriges erstes halbes Jahr in der GP2 für mich und gar nicht so, wie ich mir das erhofft habe. Einige Dinge müssen wir noch ausmerzen und zunächst hoffe ich nun einmal darauf, einen neuen Motor zu bekommen.

Was diesen Bereich betrifft, bin ich nicht komplett konkurrenzfähig ausgestattet und verliere schon auf der Geraden so viel Zeit im Vergleich zu meinem Teamkollegen, dass ich gehandicapt bin. Im Moment versuchen wir, mit dem Motorenhersteller einen Weg zu finden. Die Motoren haben nun einmal eine gewisse Leistungsstreuung und der aktuelle Stand ist, dass mein Aggregat an der unteren Leistungsgrenze ist, das von meinem Stallgefährten an der oberen. Diese ganzen kleinen Dinge, wie dass mir dann eben hier und da wieder vier Stundenkilometer fehlen, kommen eben derzeit einfach zusammen und machen mir das Leben im Moment sehr schwer. In diesem Sinne hoffe ich auf eine baldige Besserung. Am kommenden Wochenende steht für mich aber erst einmal noch ein kleines Highlight an - da fahre ich auf dem Norisring im DTM-Taxi. Vielleicht sieht man sich ja dort, ich würde mich über euer Kommen freuen - bis bald!