Sechstes Formel-E-Rennen 2024, der sechste unterschiedliche Sieger: Antonio Felix da Costa, der nach einem schwierigen Saisonstart bei Porsche unter Druck stand, gewinnt ein wildes erstes Formel-E-Rennen in Misano. In der 26. von 28 Runden sicherte sich der Portugiese die Führung und gab diese bis ins Ziel nicht mehr her. Für den Formel-E-Champion von 2020 ist es der neunte Triumph in der Elektro-WM.

Update: Antonio Felix da Costa disqualifiziert!

Die Freude bei Felix da Costa hielt jedoch nicht lange an: Rund fünf Stunden nach dem Rennende wurde der Portugiese für ein technisches Vergehen disqualifiziert. Alle Details sowie Auswirkungen auf Rennergebnis und Meisterschaft lest Ihr in diesem Artikel:

"Es gibt im Leben immer Aufs und Abs, und niemand ist perfekt", sagte Felix da Costa. "Wir müssen auch in schwierigen Zeiten als Team zusammenhalten. Ich will langfristig hier bleiben und hoffentlich war das der erste Sieg von vielen in dieser Saison."

In den finalen Runden verkam ein über weite Strecken chaotisches Rennen zu einem Zweikampf zwischen Felix da Costa und Nissan-Werksfahrer Oliver Rowland um den Sieg. Rowland, der zum vierten Mal in Folge auf einem Formel-E-Podest steht, musste sich schlussendlich um 0,410 Sekunden geschlagen geben. Der Brite sicherte sich aber dennoch den Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde und übernimmt die Führung in der Weltmeisterschaft.

Jean-Eric Vergne verliert Podium nach Strafe

Komplettiert wurde das Podium vom amtierenden Weltmeister Jake Dennis im Andretti-Porsche, der sich das Rennen über von Startplatz 17 sukzessive nach vorne arbeitete. Jean-Eric Vergne (DS Penske), der das Rennen auf der Strecke auf Platz drei beendete, fiel nach einer 5-Sekunden-Strafe gegen ihn für eine Kollision mit Jaguar-Pilot Nick Cassidy auf Platz sieben zurück.

"Wir haben einen sehr effizienten Antriebsstrang. Bisher war es dieses Wochenende ein großer Kampf und auf einer Runde habe ich mir schwergetan. Aber für das Rennen haben mir die Jungs ein wirklich gutes Auto hingestellt", zeigte sich Dennis zufrieden.

Hinter dem Briten folgten Tokio-Sieger Maximilian Günther (Maserati-DS) und sensationell Dan Ticktum im ERT, ehemals NIO. Für den 24-jährigen Briten ist es das beste Resultat seiner Formel-E-Karriere. Pole-Setter Mitch Evans (Jaguar) konnte sich lediglich Rang sechs sichern und beendete das Rennen auf der Strecke vor Sergio Sette Camara, der im zweiten ERT zunächst ein hervorragendes Ergebnis für das langjährige Hinterbänkler-Team perfekt zu machen schien.

Doch Sette Camara wurde nachträglich für einen zu hohen Energieverbrauch mit einer Durchfahrtsstrafe belegt. Diese wurde in eine 50-Sekunden-Zeitstrafe umgewandelt, womit der Brasilianer auf Rang 16 zurückfiel. Vergne profitierte und komplettierte mit Dennis-Teamkollege Norman Nato, Stoffel Vandoorne im zweiten DS Penske sowie Sacha Fenestraz (Nissan) die Punkteränge.

Energie-Spar-Schlacht sorgt für Chaos

Wie erwartet war das Rennen in Misano bis wenige Runden vor Schluss die Rückkehr der Energie-Spar-Schlachten, sodass sich die Fahrer oftmals kampflos vorbeiwinkten und die Führung wild hin und her wechselte. Acht unterschiedliche Fahrer führten das Rennen während der 28 Runden an: Pole-Setter Evans, Buemi, Vergne, Felix da Costa, Bird, Wehrlein, Vandoorne und Rowland.

Die erwartete Strategie, dass die Fahrer extrem langsam starten und erst gegen Rennende das Tempo anziehen würde, schlug sich in den Rundenzeiten deutlich nieder: Bis zur Rennmitte lagen die Rundenzeiten im Bereich zwischen 1:25 und 1:26 Minuten. Nachdem erstmals Felix da Costa in Runde 21 (1:23.6 Minuten) angaste, ging die schnellste Rennrunde am Ende an Rowland: 1:19.730 Minuten - das war geschlagene sechs Sekunden schneller als die vorherrschende Renn-Pace!

Wehrlein und Cassidy erleiden Frontflügelschaden

Die Schleichfahrt zu Beginn des Rennens sorgte für ordentlich Kontaktsport und hatte massive sportliche Folgen für die Meisterschaftsführenden. Am Ende der fünften Runde musste Nick Cassidy nach der Kollision mit Vergne zu einem Frontflügelwechsel an die Box kommen. Danach waren sämtliche Hoffnungen auf Punkte dahin. Zu allem Überfluss blieb der Neuseeländer wenige Runden vor Schluss in der Boxengasse stehen und sah nicht die Zielflagge.

Ein Frontflügelschaden erlitt eine Runde nach Cassidy auch Porsche-Werksfahrer Pascal Wehrlein, der zuvor auf Vergne aufgefahren war. Auch dieser Zwischenfall wurde untersucht, anders als bei der Kollision zwischen Cassidy und Vergne wurde jedoch keine Strafe ausgesprochen. Auch Wehrleins Rennen war gelaufen, im Ziel blieb lediglich Rang 17.

Auch Robin Frijns im Envision-Jaguar musste im Rennverlauf an die Box kommen (P18 im Ziel). Selbiges galt für Sao-Paulo-Sieger Sam Bird, der nach einem Reifenschaden sogar überrundet wurde und das Rennen wie Cassidy nicht beendete. Die Zielflagge nicht sahen zudem Mahindra-Werksfahrer Edoardo Mortara, der bereits in der ersten Runde aufgrund eines bislang unbekannten Technik-Defekts stehen blieb, sowie Günther-Teamkollege Jehan Daruvala, den in der Schlussrunde das selbe Schicksal ereilte.

Abt-Cupra verpasst Punkte knapp

Beim deutschen Team Abt-Cupra erfüllten sich die Hoffnungen auf weitere Punkte im ersten Misano-Rennen des Wochenendes nicht, obwohl Nico Müller seinen Boliden mit Mahindra-Power im Qualifying sensationell auf den vierten Startplatz gestellt hatte. Auch der Schweizer musste im Rennverlauf einige Berührungen hinnehmen, unter anderem mit Frijns. Ihm blieb jedoch ein Gang in die Box erspart und so befand sich Müller bis ins Ziel im Kampf um Punkte. Letztendlich blieb jedoch nur Rang zwölf (nach Sette-Camara-Strafe), direkt hinter Teamkollege Lucas Di Grassi, der weiterhin auf die ersten Punkte des Jahres wartet. Di Grassi fehlten ihm Ziel nur 0,199 Sekunden auf Platz zehn.

Formel E 2024: So geht es weiter

Bereits morgen findet das nächste Rennen statt (Rennen ab 15:00 Uhr), für welches jedoch nur 26 Runden und damit zwei weniger als am Samstag angesetzt sind. Der neue deutsche TV-Sender DF1 zeigt alle Rennen live im Free-TV. In Österreich strahlt der Privatsender ServusTV die Rennen der Elektro-Weltmeisterschaft aus. 2024 stehen 16 Rennen an zehn Rennwochenenden im Rennkalender.

Formel E 2024: Tabelle nach 6/16 Rennen

Pos.FahrerTeamPunkte
1Oliver RowlandNissan73
2Jake DennisAndretti-Porsche68
3Pascal WehrleinPorsche63
4Nick CassidyJaguar61
5Maximilian GüntherMaserati-DS60