Der Weltmeister setzt ein Ausrufezeichen: Jake Dennis schlägt nach einem enttäuschenden Saisonauftakt eindrucksvoll zurück und dominiert im ersten Nachtrennen von Diriyah 2024 nach Belieben. Der Brite gewann von Startplatz drei mit über 13 Sekunden Vorsprung auf Jean-Eric Vergne im DS Penske. Das stellt den größten Abstand zwischen einem Erst- und Zweitplatzierten in einem Formel-E-Rennen seit dem Putrajaya ePrix 2015 dar.
Im Qualifying zuvor am Freitag musste sich Dennis im Halbfinale der Duell-Phase zunächst noch dem Jaguar von Mitch Evans knapp geschlagen geben (0,087 Sekunden Rückstand) und nahm das Rennen von Startplatz drei in Angriff. In einem Rennen, in dem sich das Überholen aufgrund der sandigen Strecke und des niedrigen Grip-Niveaus abseits der Ideallinie als extrem schwierig herausstellte, gelang es Dennis im von Andretti eingesetzten Kundenporsche, durch die Strategie nach vorne zu gelangen.
Jake Dennis: Attack-Mode-Strategie der Schlüssel zum Sieg
Am Start behauptete Dennis zunächst die dritte Position gegen Sergio Sette Camara, obwohl er diese kurzzeitig verloren hatte. Als der Führende Jean-Eric Vergne in der vierten Runde als erster des Spitzentrios seinen ersten zweiminütigen Attack Mode auslöste, schob sich Dennis auf P2 nach vorne. Evans, der bis dahin zweiter gewesen war, folgte eine Runde später und fiel hinter Dennis und Vergne zurück.
Anschließend kam es zu einem Schlüsselmoment in Dennis' Rennen. Zwar hatte er sich bereits eine Runde später auch ohne die 50kW Zusatzleistung leicht von Vergne und Evans abgesetzt, kam jedoch nicht sofort in der fünften Runde zu seinem ersten Attack Mode. Stattdessen hatte er noch eine weitere Runde freie Fahrt und konnte Vergne auf 1,6 Sekunden distanzieren. Der Plan ging auf: Nachdem er in der sechsten Runde seinen ersten zweiminütigen Attack Mode aktiviert hatte, fiel er zwar wieder hinter Vergne zurück, behauptete aber die Position gegen Evans.
Dennis und Andretti-Team uneinig
Bei dieser Strategie waren sich Dennis und sein Andretti-Team jedoch uneinig, wie der amtierende Weltmeister nach dem Rennen verriet: "Es gab eine kleine Diskussion zwischen mir und dem Team, wann wir ihn nehmen sollten, aber schlussendlich haben wir es richtig gemacht." Andrettis Plan war es, bereits in Runde fünf, also direkt nach Evans, in den Attack Mode zu gehen und nicht, wie im Endeffekt passiert war, in Runde sechs.
"Ich denke, ihre Ansage, wann ich den Attack Mode nehmen sollte, hätte nicht funktioniert und ich wäre immer noch Dritter gewesen", steht Dennis auch nach dem Rennen noch zu seiner Haltung. Dies habe sich bezahlt gemacht. Im Endeffekt hat es den Unterschied gemacht, dass ich sie ignoriert habe und noch eine Runde gemacht habe", so der ehemalige BMW-Werksfahrer weiter.
Ein Konflikt käme deswegen zwischen Dennis und Andretti aber nicht auf: "Ich glaube sie waren froh, dass ich diese Entscheidung getroffen habe. Generell geben sie mir Freiheiten, was ich während dem Rennen mache", so der sechsmalige ePrix-Sieger weiter.
Dennis-Sieg gerät nur kurz in Bedrängnis
Auch beim zweiten Attack Mode lag Dennis mit einer späteren Aktivierung als die Konkurrenz goldrichtig. Während Vergne in Runde sieben seinen zweiten sechsminütigen Attack Mode auslöste und in der darauffolgenden Runde hinter Evans feststeckte, konnte sich Dennis distanzieren und behielt nach seiner zweiten Aktivierung der Zusatzleistung die Führung.
Von diesem Punkt an geriet sein Sieg nur noch einmal wirklich in Bedrängnis. Nachdem Evans seinen zweiten Attack Mode aktiviert hatte und in Runde zwölf Jean-Eric Vergne überholte, schloss er immer weiter zu Dennis auf und versuchte in Runde 14 ein Überholmanöver. Dabei verbremste sich der Neuseeländer jedoch nicht zum letzten Mal an diesem Freitagabend und musste sich von dort an nach hinten orientieren.
Dennis baute anschließend seinen Vorsprung immer weiter aus und gewann mit über 13 Sekunden Vorsprung vor Vergne und Nick Cassidy im zweiten Jaguar. Dennis belegt nun Platz vier in der Meisterschaft, vier Punkte hinter dem WM-Führenden Pascal Wehrlein. Am morgigen Samstag erhält der Andretti-Pilot im zweiten Diriyah-Rennen die Möglichkeit, einen zweiten Sieg an einem Wochenende zu holen, wie es an gleicher Stelle vor einem Jahr schon sein Markenkollege Wehrlein erreicht hatte.
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