Kleiner Rückschlag für Pascal Wehrlein beim zweiten Saisonrennen der Formel E 2024. Jake Dennis gewinnt in Saudi-Arabien vor Jean-Eric Vergne und Nick Cassidy das erste von zwei Rennen an diesem Wochenende und verkürzt damit den Rückstand in der WM-Wertung deutlich. Genauso wie Nick Cassidy, der in der Weltmeisterschaft einen großen Schritt nach vorne machen konnte.

Dennis dominiert Diriyah-Rennen, Evans und Vergne kollidieren

Jake Dennis konnte von einer misslungenen Strategie Jean-Eric Vergnes profitieren. Von der Pole Position gestartet, entschied sich der Franzose, früh beide Attack Modes aufzubrauchen, blieb aber hinter einem langsameren Jaguar von Mitch Evans stecken, wodurch er die Führung an Dennis abgab.

Im weiteren Verlauf des Rennens verwickelten sich Evans und Vergne in einen regelrechten Zweikampf, der auch mit fliegenden Karbonteilen einherging. Während Vergne den zweiten Platz festzumachen schien, musste sich Evans zunehmend mit Teamkollege Nick Cassidy beschäftigen, der nach einer starken ersten Rennhälfte bis auf den vierten Platz nach vorne kam.

Evans stellte sich im Rennen aber häufig selbst ein Bein, indem er sich mehrmals schwer verbremste und so nicht nur Zeit, sondern auch Positionen liegenlies. So blieb dem Neuseeländer nach einem Verbremser in der letzten Runde statt P3 letztlich nur Rang fünf.

Für Jake Dennis, der die Führung im Laufe des Rennens nicht mehr hergab und ganze 13,289 Sekunden vor Jean-Eric Vergne ins Ziel kam, war es der insgesamt siebte Sieg in der Formel E, sein Arbeitgeber Andretti durfte sich über den 12. Gesamtsieg freuen. "Wir hatten einen schwierigen Saisonstart, sind aber zurückgekommen. Dieser Sieg ist nicht weit weg von den Besten!" so der Brite nach dem Rennen.

Pascal Wehrlein lässt Punkte liegen

Dadurch verhalf Evans seinem Teamkollegen Cassidy unfreiwillig zu wichtigen WM-Punkten. Durch seinen dritten Platz konnte der neue Jaguar-Pilot in der WM-Wertung einen großen Schritt nach vorne machen und liegt nun mit 31 Punkten nur einen Punkt hinter dem Führenden Pascal Wehrlein (32 Zähler).

Dieser sah sich beim Start direkt einer schwierigen Situation gegenüber. Der 29-jährige Porsche-Werksfahrer geriet in Kurve 1 in ein Sandwich und wurde drei Positionen zurückgereicht. Im weiteren Verlauf des Rennens konnte er nur schwer Positionen gutmachen und schloss das Rennen lediglich auf dem 8. Rang ab.

Das erste Diriyah-Rennen im Überblick

Der Start: Pole-Setter Vergne verteidigte am Start die Führung gegen den Jaguar von Mitch Evans. Dahinter blieb auch Weltmeister Jake Dennis vor dem ERT-Boliden von Sergio Sette Camara. Sam Bird im McLaren-Nissan konnte, von Platz neun gestartet, mehrere Positionen gut machen und lag nach der ersten Runde auf P6 hinter Dennis-Teamkollege Norman Nato. Für den WM-Führenden Pascal Wehrlein lief der Start nicht wie erhofft. Er verlor drei Positionen und fiel auf Rang neun zurück.

Im hinteren Teil des Feldes konnte der von Platz 15 gestartete Sacha Fenestraz (Nissan) das Rennen nach einer Berührung und daraus folgendem Schaden an der Radaufhängung das Rennen zunächst nicht fortsetzen, bevor er nach zehn Runden erst wieder ins Rennen zurückkehrte, um dann nach 22 Runden doch aufzugeben.

Die erste Rennhälfte: In der dritten Runde ging der Führende Jean-Eric Vergne als erster an der Spitze in seinen zweiminütigen Attack Mode und fiel auf Platz drei zurück. Eine Runde später folgte Evans und verlor knapp die Position wieder an Vergne, wobei sich beide Autos berührten. Auch wenn beide keinen Schaden davontrugen, nutzte der Kontakt Jake Dennis. Er konnte die Lücke zu Vergne und Evans auf 1,6 Sekunden ausbauen und behauptete damit Platz zwei vor Evans, als er seinen ersten zweiminütigen Attack Mode auslöste, blieb aber hinter Vergne.

Schon in Runde sieben löste Vergne seinen zweiten sechsminütigen Attack Mode aus und fiel erneut hinter Evans zurück. Evans konnte das Tempo von Dennis nicht mitgehen und nachdem Dennis in Runde acht seinen sechsminütigen Attack Mode auslöste behielt er vor Evans und Vergne in Führung. Evans überfuhr eine Runde später zum letzten Mal die Schleifen für die Zusatzleistung und fiel wieder auf P3 zurück. In Runde zwölf überholte der Neuseeländer Vergne dann aber mit einem späten Bremsmanöver und machte sich auf die Jagd nach dem Führenden Dennis. Er wiederholte sein Vergne-Manöver in Runde 14 gegen Dennis, kam dabei jedoch leicht von der Strecke ab, womit der Andretti-Porsche von Dennis wieder vorbeiging.

Daraufhin geriet Evans zunehmend unter Druck von Jean-Eric Vergne, während sich Dennis an der Spitze absetzen konnte. In der 16. Runde kam Evans erneut leicht von der Strecke ab, womit er sich auch dem Franzosen geschlagen geben musste. Hinter den Top-3 entwickelte sich ein großes Abwarten, wo bis hin zu Da Costa auf Position 14 niemand den Attack Mode auslöste, da das Feld dicht beieinanderlag und niemand die Streckenposition aufgeben wollte. Zu Überholmanövern kam es in dieser Phase in diesem Teil des Feldes nicht.

Die zweite Rennhälfte: In Runde 21 kam Bewegung in das Rennen hinter den Top-3, als der McLaren-Nissan von Jake Hughes und der Envision-Jaguar von Robin Frijns auf den Positionen zehn und elf ihren ersten Attack Mode auslösten. Kurz darauf kam es zu einer Berührung zwischen Sam Bird (McLaren-Nissan) und Nick Cassidy (Jaguar) als Bird seinen Attack Mode auslöste, wobei Cassidy auf ihn auffuhr und einen Teil seines Frontflügels verlor.

Dennoch gelang es dem Jaguar-Piloten auf seinen Teamkollegen Evans aufzuschließen. In Runde 26 tauschten die beiden Neuseeländer schließlich die Positionen. Nach seinem Attack Mode fiel er wieder hinter seinen Teamkollegen zurück, bevor er ihn in Runde 29 erneut überholte. Cassidys Ziel: Evans sollte den hinter ihm fahrenden Sam Bird aufhalten, der bereits beide Attack Modes' genutzt hatte, sodass Cassidy nach seiner zweiten Attack-Mode-Aktivierung vor dem McLaren bleiben können würde.

Der Plan ging auf: In Runde 32 nutzte Cassidy zum zweiten Mal den Attack Mode und ergatterte Position vier hinter Evans und vor Bird und Nato. Vor ihnen fiel Vergne immer weiter hinter Dennis zurück und wurde von Jaguars und den Verfolgern eingeholt. In der letzten Runde wagte Evans den Angriff, verbremste sich jedoch erneut und verlor dadurch nicht nur die Position an seinen Teamkollegen, sondern auch an den McLaren von Sam Bird.

Pascal Wehrlein hatte in der letzten Runde zwar noch drei Prozent mehr als die direkte Konkurrenz vor ihm, kam jedoch nicht mehr weiter nach vorne und beendete das Rennen auf Position acht, direkt hinter Maximilian Günther im Maserati-DS. An der Spitze gewann Jake Dennis dominant das zweite Saisonrennen mit über 13 Sekunden Vorsprung auf Vergne auf P2.

Der WM-Stand der Formel E nach zwei Rennen

Pos.FahrerTeamPunkte
1Pascal WehrleinPorsche32
2Nick CassidyJaguar31
3Jean-Eric VergneDS Penske29
4Jake DennisAndretti-Porsche28
5Mitch EvansJaguar20
6Sebastien BuemiEnvision-Jaguar18
7Maximilian GüntherMaserati-DS18
8Sam BirdMcLaren-Nissan12
9Norman NatoAndretti-Porsche9
10Jake HughesMcLaren-Nissan6