Mercedes steht vor dem Ausstieg aus der Formel E nach der kommenden Saison 2022. Die Entscheidung soll zeitnah vor dem Saisonfinale in Berlin gefallen sein, wie Motorsport-Magazin.com erfahren hat. Der Ausstieg nach Saison 8 (2022) - dem letzten Jahr vor der Einführung der neuen Gen3-Autos - soll zur Mitte kommender Woche, voraussichtlich am Mittwoch, offiziell verkündet werden.

Neben Audi und BMW wäre Mercedes der dritte deutsche Premium-Hersteller innerhalb kurzer Zeit, der den Stecker in der Formel E zieht. Im Gegensatz zu den Autobauern aus Ingolstadt und München wollen die Stuttgarter offenbar noch die letzte Saison mit den aktuellen Gen2-Autos bestreiten. Schon zu DTM-Zeiten hatte Mercedes seinen werksseitigen Ausstieg mit mehr als einem Jahr Vorlauf für die Serienverantwortlichen bekanntgegeben.

Wilde Gerüchte beim Saisonfinale in Berlin an diesem Wochenende: Toto Wolff könnte in anderer Form in die Formel E zurückkehren. Spekulationen über die Gründung eines privaten Teams - als neuer Entry oder in Verbindung mit dem Team Venturi aus Monaco, das Ehefrau Susie Wolff leitet und das Kunden-Motoren von Mercedes bezieht - machten die Runde im Fahrerlager.

Spekuliert wird auch über einen Einstieg von Aston Martin anstelle von Mercedes. Dem britischen Autobauer, an dem Toto Wolff einen Anteil von 0,95 Prozent respektive knapp 15 Millionen Aktien besitzt. Aston Martin betätigt sich seit dieser Saison neben Mercedes in der Formel 1 und bezieht seine Motoren von den Silberpfeilen, die seit dem Beginn der Hybrid-Ära alle Weltmeisterschaften in der Formel 1 gewonnen haben.

Zwar gab es bislang keine nennenswerten Verbindungen zwischen Aston Martin und Elektromobilität in der Serienentwicklung. Laut unterschiedlichen Medienberichten planen die Briten jedoch ab 2025 die Fertigung zweier elektrischer Fahrzeugmodelle. Dabei soll es sich um einen SUV sowie einen Sportwagen handeln.

An einen Verbleib des Mercedes-Werksteams in der Formel E über die Saison 2022 hinaus glaubt seit geraumer Zeit kaum noch jemand. Vor wenigen Wochen beim Rennwochenende in New York sagte Formel-E-Gründer Alejandro Agag zu Motorsport-Magazin.com:

"Das ist ihre Entscheidung und die werden wir in jedem Fall akzeptieren und respektieren. Wir würden sie liebend gern behalten und hoffentlich bleiben sie. Da geht es wohl um die Verteilung der Budgets auf Marketing-Seite. Es besteht auch eine große Chance, dass sie gehen. Vielleicht ist das ein kleiner Folge-Effekt nach den anderen beiden (Audi und BMW; d. Red.)."

Der aktuelle Geschäftsführer der Formel E, Jamie Reigle, sagte in Berlin zu Motorsport-Magazin.com: "Es ist schade, dass wir neben Audi und BMW vielleicht auch Mercedes verlieren. Aber mein Job ist es, die Formel E unabhängig von ihnen (Herstellern; d. Red.) aufzubauen und für sie attraktiv zu machen."

Mercedes stieg erst zur Saison 2019/20 als Werksteam in die Formel E ein, nachdem HWA aus Affalterbach in der Saison 2018/19 die Vorhut gebildet hatte. Weit früher hatte sich der Autohersteller die Option auf einen Startplatz in der Formel E gesichert und sie gezogen, nachdem die Gen2-Autos eingeführt wurden und dadurch der Autowechsel zur Rennmitte wegfiel.

Anfang Juni hatte Mercedes eine Option für eine mögliche Teilnahme am Gen3-Reglement gezogen. Das ermöglichte es dem Hersteller, den Treffen der Technical Working Groups teilzunehmen und über die Entwicklung des leistungsstärkeren Gen3-Autos auf dem Laufenden zu bleiben respektive Daten zu erhalten.