Die Titelentscheidung in der Formel E fällt wie erwartet beim letzten Rennen der Saison! Lucas di Grassi gewann das Samstagsrennen beim großen Finale in Berlin, während die bisherigen Spitzenreiter im engsten Titelkampf der Geschichte strauchelten und die Spitze nach dem 14. von 15 Saisonrennen noch enger zusammenrückt.

Ausgerechnet di Grassi triumphierte auf dem Rollfeld des stillgelegten Flughafens Tempelhof - kurz vor dem angekündigten Ausstieg von Arbeitgeber Audi zum Ende der Saison. Mit dem zweiten Berlin-Sieg nach 2019 und seinem insgesamt zwölften in der Formel E, wahrt der Brasilianer die Chancen auf seine zweite Meisterschaft in der Elektro-Rennserie.

Hinter di Grassi komplettierten Edoardo Mortara und Mitch Evans das Podium in einem über weite Strecken ereignislosen Rennen. Als große Verlierer gelten die beiden Techeetah-Piloten Jean-Eric Vergne und Antonio Felix da Costa, die sich mit den Plätzen eins und zwei im Qualifying die beste Ausgangslage gesichert hatten.

Di Grassi bei Sat.1: "Edo ist ein fantastisches Rennen gefahren. Wir haben es geschafft, die Energie im richtigen Moment zu sparen. Wenn wir morgen die Pole holen und gewinnen, sind wir Weltmeister. Wir haben nichts zu verlieren. Es wird ein sehr emotionales Rennen."

Während der heißen Phase der Attack Modes fielen der der frühere Champion (Vergne) sowie der amtierende Meister (Felix da Costa) allerdings zurück und landeten letztendlich auf den Plätzen sechs und sieben. Erstmals mussten alle Fahrer den Attack Mode nur einmal, dafür aber mit einer Dauer von 8 Minuten nutzen.

Audi und der von Platz drei gestartete di Grassi gingen taktisch am cleversten zu Werke und sicherten den Sieg beim Heimrennen des Autobauers. Beim Zieleinlauf wurde es noch einmal richtig spannend, als Ex-DTM-Pilot Mortara dem Audi bis zur Ziellinie im Heck hing und am Ende nur 0,141 Sekunden Rückstand aufwies.

Beim ersten von zwei Rennen in der deutschen Hauptstadt fuhren drei der vier deutschen Piloten in die Punkteränge: Maximilian Günther wurde kurz vor dem Werksausstieg von BMW Achter, gefolgt von Rene Rast (Audi) und Andre Lotterer (Porsche) auf den Plätzen neun und zehn. Pascal Wehrlein im zweiten Porsche verpasste die Top-10 wegen eines früh erlittenen Reifenschadens.

Formel E: Titelentscheidung beim Finale am Sonntag

Der Ausgang der ersten offiziellen FIA-Weltmeisterschaft in der Formel E bleibt bis zum letzten Rennen am Sonntag (ab 15:00 Uhr im Live-Ticker von Motorsport-Magazin.com offen. Nyck de Vries überquerte die Ziellinie mit einer Runde Rückstand auf P22, bleibt aber Spitzenreiter in der Tabelle mit 95 Punkten. Neuer Gesamtzweiter ist Edo Mortara mit 92 Zählern vor Jake Dennis, der bislang 91 Punkte sammeln konnte. Mitch Evans (90 Punkte), Robin Frijns (89) und Lucas di Grassi (87) folgen auf den Plätzen vier bis sechs.

Die Top-8 der Meisterschaft vor Berlin-Rennen 1: 1. De Vries (95), 2. Frijns (89), 3. Bird (81), 4. Dennis (81), 5. Felix da Costa (80), 6. Lynn (78), 7. Cassidy (76), 8. Evans (75)

Die Top-8 der Meisterschaft nach Berlin-Rennen 1: 1. De Vries (95), 2. Mortara (92), 3. Dennis (91), 4. Evans (90), 5. Frijns (89), 6. Di Grassi (87), 7. Felix da Costa (86), 8. Bird (81)

Formel E Berlin 2021: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Jean-Eric Vergne sicherte sich seine 13. Pole Position in der Formel E und bereits die vierte in Berlin. Hinter dem zweifachen Champion sorgte der amtierende Meister Antonio Felix da Costa für eine reine Startreihe 1 für Techeetah. Lucas di Grassi lag mit seinem Audi auf P3 in Lauerstellung, dahinter das Venturi-Duo Edo Mortara/Norman Nato. Pascal Wehrlein, Max Günther, Rene Rast und Andre Lotterer starteten von 9, 10, 12 und 14. Die Spitzenreiter in der Tabelle, Nyck de Vries und Robin Frijns, kamen im Qualifying nicht über die Plätze 19 und 23 hinaus.

Das Wetter: Bei hochsommerlichen Temperaturen um die 26 Grad (Strecke: 41 Grad) und vor bis zu 5.000 Zuschauern auf den Tribünen startete das Samstagsrennen zur Mittagszeit um 14:00 Uhr. Das Sonntagsrennen und gleichzeitiges Saisonfinale beginnt um 15:00 Uhr auf der umgekehrten Streckenvariante.

Der Start: Weniger Drama als im Vorfeld erwartet: Pole-Setter Jean-Eric Vergne eilte ohne Druck von Hintermann und Teamkollege Antonio Felix da Costa durch die ersten Kurven. Audi-Verfolger Lucas di Grassi, Edo Mortara und Norman Nato legten die ersten Runden in Lauerstellung zurück. Mitch Evans überholte Sebastien Buemi für P6, während Pascal Wehrlein einen und Rene Rast sowie Max Günther zwei Plätze verloren. Größter Gewinner der Startphase war Oliver Rowland, der sich mit der Brechstange von P11 bis auf P8 verbesserte.

Der Fanboost: Die kurzzeitige Zusatzleistung erhielten Antonio Felix da Costa, Stoffel Vandoorne, Nyck de Vries, Mitch Evans, Alex Lynn und Alexander Sims.

Die Zwischenfälle: Für Pascal Wehrlein war das Rennen nach Runde 9 praktisch gelaufen. Im Duell mit Oliver Rowland beschädigte sich der Porsche-Pilot den linken Hinterreifen und musste in die Boxengasse für einen Reifenwechsel abbiegen. Die Kollision ereignete sich kurz nachdem die beiden Nissan von Rowland und Buemi den Attack Mode im Parallelflug aktiviert hatten und bei der Rückkehr zur Ideallinie auf Wehrlein trafen.

Die Ausfälle: Wenige Minuten nach dem Reifenschaden von Pascal Wehrlein (Runde 9) rollte Sam Bird mit seinem Werks-Jaguar auf der Strecke aus und musste das Rennen vorzeitig aufgeben. Der Vorfall löste die erste Safety-Car-Phase des Rennens aus.