Daniel Abts Rauswurf bei Audi vor genau sieben Tagen war das dominierende Thema in der Welt des Motorsports. Einigkeit herrscht nur darüber, dass der 27-Jährige mit seiner Aktion bei einem virtuellen Rennen der Formel E einen riesengroßen Fehler begangen hat, der ihn letztendlich den Job kostete. Ob die Konsequenzen seitens Audi (Suspendierung) oder der Formel E (10.000 Euro Strafe) zu hart oder gerechtfertigt waren, darüber wird weiter eifrig debattiert.

Zahlreiche Rennfahrer-Kollegen stärkten Abt nach dem Rauswurf den Rücken, einige machten gleichzeitig aber auf die Bedeutung des Werksfahrer-Status - egal in welchem Umfeld - aufmerksam. Abt, der alle bisherigen 63 Rennen in der Formel E bestritten hat und damit zu den Pionieren der Elektro-Rennserie zählt, wurde 2017 in Folge der Audi-Übernahme des Abt-Teams zum Werkspiloten befördert.

Diese privilegierte Stellung im Motorsport genießt weiterhin Nico Müller, der amtierende DTM-Vizemeister aus dem Audi-Lager. Der Schweizer startet seit 2016 ununterbrochen für das Audi Sport Team Abt Sportsline und tritt auch in dieser Saison für den Rennstall aus Kempten an. Parallel startet Müller in diesem Jahr erstmals als Stammfahrer beim vergleichsweise kleinen Team Dragon-Racing, um sich weiter mit der Formel E vertraut zu machen.

Audi wirft Daniel Abt raus: gerecht oder zu hart? (43:08 Min.)

"Daniel hat das ganz sicher nicht mit böser Absicht getan", sagte Müller bei Sat.1 ran. "Es war ein großer Fehler, keine Frage. So wie ich ihn kenne aber eben nicht aus böser Absicht. Er hat die Situation falsch eingeschätzt, das tut mir für ihn persönlich sehr leid."

Dabei kennt Müller die Situation nur zu gut, als Rennfahrer bei einem globalen Autobauer angestellt zu sein und damit die Marke in der Öffentlichkeit zu repräsentieren: "Aber es ist eben auch so: Man muss akzeptieren, dass es mit dem Logo auf der Brust auch ein offizieller Auftritt ist, egal wie ernst man es selbst nimmt. Ob die Bestrafung nun so gerechtfertigt ist, steht mir nicht zu es zu beurteilen."

Durch den Rauswurf hat Abts Abschiedstour in der Formel E ein vorzeitiges und für ihn vollkommen unerwartetes Ende genommen. Der Kemptener hatte schon vor dem Eklat geplant, seinen Abschied aus der Elektro-Rennserie bekanntgeben zu wollen. Das hat Motorsport-Magazin.com aus unterschiedlichen Quellen erfahren. Beim nächsten Rennen in der laufenden Saison, voraussichtlich in Berlin, wo Abt 2018 siegte, tritt er nicht mehr das Audi-Team an.

Wie es für den Sohn von Abt Sportsline-Geschäftsführer Hans-Jürgen Abt künftig weitergeht, steht offiziell noch nicht fest. Nach dem Skandal, der weltweit Schlagzeilen machte, und seinem Video-Statement, das zwischenzeitlich Platz 1 in den YouTube-Charts belegte (864.000 Aufrufe bis 02. Juni), nahm sich Abt erst einmal eine Auszeit.

Müller war unterdessen sicher, dass Abt eine Zukunft im Motorsport haben wird: "Ich bin überzeugt, dass es für ihn wieder weitergehen wird und wir ihn wieder auf einer Rennstrecke sehen werden. Jetzt ist es ein bitterer Schlag mit diesem abrupten Ende. Aber er wird daran wachsen und stärker zurückkommen. Er ist ein Abt - er wird weiterkämpfen!"