Die Formel E gastiert an diesem Wochenende nach 2015 und 2017 zum dritten Mal in Monaco. Zum ersten Mal mit dem neuen Gen2-Rennwagen, aber wie bisher auf der kurzen Streckenvariante. Mit nur 1,765 Kilometern ist der Stadtkurs in Monte Carlo die kürzeste Rennstrecke im Rennkalender. Und es bleibt die Frage: Wieso fahren die leistungsstärkeren Boliden nicht auf dem traditionellen Formel-1-Layout?

"Wir haben einen Vertrag unterschrieben für Rennen in den Saisons 1, 3 5 und 7", sagt Formel-E-Mitbegründer und Chief Championship Officer Alberto Longo an diesem Freitag. "Bis zur dritten Saison waren die Autos nicht bereit, eine gute Show auf der ganzen Strecke zu liefern. Deshalb haben wir ein kürzeres Layout bevorzugt. Außerdem wollten wir etwas anders sein als die Formel 1. Deshalb diese Entscheidung."

Dabei wären die Verantwortlichen der Formel E selbst nach Informationen von Motorsport-Magazin.com gern auf der aus der Formel 1 bekannten Streckenvariante inklusive Casino- und Tunnel-Abschnitt gefahren. Die Entscheidung dagegen fällte letztendlich die FIA. Einen direkten Vergleich zwischen Formel E und Formel 1 - es wäre das erste Mal in der Geschichte der Elektro-Rennserie gewesen - lehnte der Automobil-Weltverband ab.

FIA-Präsident Jean Todt hatte bereits im vergangenen Jahr im Rahmen des Paris-Rennens erklärt, wieso er die Formel E nicht auf dem kompletten Monaco-Layout sehen möchte. "Das Interesse der Meisterschaft ist, dass man sie nicht mit anderen Serien vergleichen kann. Die Formel E ist eine besondere und exklusive Meisterschaft", so Todt 2018 auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Formel E Grid Walk: Was geschieht in der Startaufstellung? (14:15 Min.)

Todt weiter über die Herangehensweise in dieser Diskussion, die mit der Einführung der Gen2-Rennautos neu entflammt ist: "Wenn wir etwas machen, müssen wir rationale Gründe dafür haben. Und im Moment sehe ich keine Gründe, die mich darüber nachdenken lassen, dass wir auf der traditionellen Strecke fahren sollten."

Nicht auszuschließen aber, dass die Formel E bei der Rückkehr zur Saison 7, also im Jahr 2021, erstmals die 3,337 Kilometer lange Variante nutzen wird, die in der Formel 1 seit 1950 befahren wird. Ab der kommenden Saison erweitert sich das Starterfeld durch die Zugänge von Mercedes (ersetzt HWA) und Porsche von 22 auf 24 Rennwagen - das könnte eng werden auf nur 1,7 Kilometern.

Sicherlich hätte es in diesem Jahr zahlreiche Vergleiche zwischen Formel E und Formel 1 gegeben. Kein Geheimnis, dass die Rundenzeiten der Elektro-Autos wesentlich langsamer gewesen wären im Vergleich zu knapp 1.000 PS starken Formel-1-Boliden samt Slick-Reifen (in der Formel E kommen Allwetterreifen von Michelin mit Profilierung zum Einsatz).

In Monaco steigt das 9. Saisonrennen der Formel E, Foto: LAT Images
In Monaco steigt das 9. Saisonrennen der Formel E, Foto: LAT Images

"Jeder weiß doch, dass ein Formel-1-Auto viel mehr Leistung hat", sagt DS Techeetah-Fahrer Andre Lotterer. "Das sind komplett andere Autos und unterschiedliche Konzepte. Bei uns stehen mehr Show und Zweikämpfe im Vordergrund."

Einleuchtende Argumente des dreifachen Le-Mans-Siegers, aber: Die enormen Performance-Unterschiede wären unter Umständen Wasser auf die Mühlen der Kritiker gewesen, die noch immer gern einen Direktvergleich zwischen Formel E und Formel 1 ziehen - wobei beide Serien außer dem Single-Seater-Status nur wenig gemeinsam haben.

Die Fahrer hätten sich unisono gefreut, mit den Gen2-Autos in den Genuss des kompletten Monaco-Layouts zu kommen. "Das wäre mega cool gewesen", sagt Mahindra-Pilot Pascal Wehrlein, der den Kurs auch zweimal in der Formel 1 gefahren ist. "Selbst wenn die Rundenzeiten deutlich langsamer gewesen wären als in der F1, macht die Strecke trotzdem Spaß. Und dass die Formel 1 deutlich schneller ist als die Formel E, ist ja auch klar. Daraus muss man kein Geheimnis machen."

Zustimmung gibt es von Landsmann und Audi-Werksfahrer Daniel Abt, der zum dritten Mal mit einem Formel-E-Auto in Monaco antritt und die Strecke aus seiner Vergangenheit in GP3 und GP2 kennt. "Wir sollten auf jeden Fall das große Layout fahren", fordert Abt bei Motorsport-Magazin.com. "Von Anfang an gab es Gerüchte, dass wir mit den Autos nicht den Berg hochkommen würden und solch einen Quatsch. Das war aber nie der Fall."

Die Formel E nutzt im Fürstentum eine kurze Variante der Formel-1-Strecke, die sowohl den Bogen um das Casino als auch den Tunnel auslässt. Stattdessen führt der Kurs hinter der ersten Kurve Sainte Devote runter zum Hafen und mit einer Spitzkehre zurück auf die bekannte Streckenführung.