Audi feiert beim Finale der Formel E in New York seinen zweiten Doppelsieg in dieser Saison. Lucas di Grassi gewann das Samstagsrennen vor seinem Teamkollegen Daniel Abt. Dieses Kunststück war dem ersten deutschen Hersteller in der Elektro-Serie schon in Berlin gelungen. Di Grassi setzt mit dem Sieg seine unglaubliche Serie fort: sechster Podestplatz und zweiter Sieg in Folge. Abt sicherte sich seinen dritten Podestplatz beim vorletzten Rennen der Formel-E-Saison 2017/18.
Großer Jubel auch bei Techeetah: Jean-Eric Vergne machte den Gewinn der Meisterschaft vorzeitig perfekt. Dem Franzosen reichte im Samstagsrennen der fünfte Platz, um rechnerisch nicht mehr einholbar zu sein. Unglaublich: Vergne nahm das Rennen nach einem Problem im Qualifying aus der letzten Startreihe auf und legte eine erstaunliche Aufholjagd hin.
"Unglaublich! Ein verrücktes Rennen", jubelte Vergne. "Von ganz hinten zu starten und dann Fünfter zu werden, war viel Stress. Wenn du dann über die Linie fährst, fühlt sich das großartig an. Es wird eine Weile dauern, bis ich das alles realisiert habe."
Tolle Geste des frisch gebackenen Champions: Noch in der Auslaufrunde widmete Vergne die Meisterschaft seinem verstorbenen Freund Jules Bianchi. "Das ist für Jules", sagte der Franzose deutlich gerührt am Teamfunk.
Bird: Ein harter Tag
Sam Bird, der letzte verbliebene Titelaspirant, kam nicht über den neunten Platz hinaus. "Wir hatten die gesamte Saison lang nicht die Effizienz mit dem Auto", sagte ein geknickter Bird. "Und auf der langen Strecke hier konnte ich nicht viel ausrichten. Das war ein harter Tag für mich, aber Glückwunsch an Jev."
Damit löst Vergne den bisherigen Champion di Grassi ab. Der frühere Formel-1-Fahrer ist der vierte Champion in der Geschichte der Formel E nach Nelson Piquet, Sebastien Buemi und di Grassi.
Audi mit guten Chancen auf Team-Titel
Die Fahrer-Meisterschaft ist ein Rennen vor Schluss entschieden, doch in der Team-Wertung erwartet die Formel E ein ganz heißes Finale. Audi hat durch den Doppelsieg 44 Punkte geholt und hat jetzt nur noch fünf Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Techeetah. "Klasse! Vor allem Lucas, der von so weit hinten startete", sagte Audi-Teamchef Allan McNish. "Ich bin so happy, dass wir mit Techeetah um die Meisterschaft kämpfen können. Ehrlich gesagt, dachte ich vor dem Wochenende, dass es sehr schwer werden würde. Jetzt ist es möglich und wir werden kämpfen!"
Buemi: Audi auf anderem Planeten
Hinter di Grassi und Abt belegte Sebastien Buemi den dritten Platz auf dem Podium. Der Renault-Pilot startete von der Pole Position, musste sich aber schon in der sechsten Runde Abt beim Kampf um die Führung geschlagen geben. Auch gegen di Grassi war der Schweizer chancenlos, hielt sich in der Folge aber auf der dritten Position.
Eine lange Safety-Car-Phase in der Schlussphase sicherte Buemi endgültig die Podiumsplatzierung. Ich bin ganz zufrieden", sagte Buemi. "Leider hatte ich nicht die Pace der Audis. Die waren auf einem anderen Planeten unterwegs. Glückwunsch an sie und ich bin froh, Best of the Rest geworden zu sein."
Die Punkteränge: Tom Dillmann sorgte mit Platz vier für eine faustdicke Überraschung. Der Ersatzmann von Edo Mortara, der für Mercedes das DTM-Rennen in Zandvoort bestreitet, bescherte Venturi eine ordentliche Punkteausbeute - und das beim ersten Rennen mit Susie Wolff als neuer Teamchefin am Kommandostand des Rennstalls aus Monaco. Hinter dem neuen Meister Vergne überquerte Nick Heidfeld die Ziellinie als Sechster. Die beiden Deutschen Andre Lotterer und Maro Engel komplettierten die Top-8.
So lief das Samstagsrennen in New York
Die Startaufstellung: Jean-Eric Vergne und Andre Lotterer mussten aus der letzten Reihe starten, weil sie im Qualifying wegen eines Software-Updates zu viel Energie verwendet hatten. Sebastien Buemi startete von der Pole Position, Renault-Teamkollege Nico Prost hinter Mitch Evans (Jaguar) von der dritten Position. Daniel Abt ging als Fünfter ins Rennen, Audi-Teamkollege Lucas di Grassi von P11. Einen Platz davor qualifizierte sich Nick Heidfeld (Mahindra). Maro Engel (Venturi) startete von der achten Position. Oliver Turvey (NIO) musste das Rennen nach seinem erlittenen Handbruch auslassen.
Der Start: Ganz heikle Situation beim Start, als Mitch Evans von Platz 2 nicht vom Fleck kam und in letzter Sekunde zumindest an die Seite fahren konnte. Daniel Abt war der große Gewinner der Startphase. Innerhalb der ersten zwei Runden verbesserte sich der Abt-Pilot vom fünften bis auf den zweiten Platz. Nico Prost fiel von Startplatz drei bis auf P5 zurück, stattdessen Nelson Piquet auf Podestkurs. Jose-Maria Lopez musste nach einer Kollision beim Start an die Box, um sich einen neuen Frontflügel abzuholen. Jean-Eric Vergne fuhr in den ersten Runden auf dem letzten Platz, während sich Sam Bird bis auf P9 verbesserte.
Der Fanboost: Jean-Eric Vergne, Daniel Abt und Sebastien Buemi sicherten sich den Fanboost für das Samstagsrennen der Formel E in New York. Abt und Buemi kamen in fast jedem Rennen der Saison in den Genuss des zusätzlichen Power-Boost.
Die Boxenstopps: Das gab es auch selten: In Runde 22 bogen alle 18 Fahrer gleichzeitig in die Boxengasse ein, um auf das zweite Rennauto zu wechseln. Daniel Abt bog als Führender vor Teamkollege Lucas di Grassi wieder auf die Strecke ab. Pech hatte Nelson Piquet, der nach dem Rausfahren auf der Rennstrecke stehen blieb und den fünften Platz einbüßte. Haarige Situation auch in der Pitlane, als Felix Rosenqvist warten musste, bis er an die Mahindra-Box fahren konnte und eine kurze Weile mitten in der Boxengasse stand.
Die Zwischenfälle: Früh im Rennen lief Jean-Eric Vergne bei seiner Aufholjagd auf Felix Rosenqvist auf. Dem Franzosen gefiel die Fahrweise des Mahindra-Piloten offenbar überhaupt nicht und das zeigte er auch mit einem eindeutigen Handzeichen aus seinem Cockpit heraus.
Die Ausfälle: Mitch Evans (Jaguar) musste das Rennen schon während der ersten Runde beenden. Einer der größten Pechvögel der Formel E kam von Startplatz zwei überhaupt nicht vom Fleck und musste das Rennen wenig später aufgeben. Doppelt bitter: Evans' Teamkollege Nelson Piquet blieb mit seinem Jaguar kurz nach dem Fahrzeugwechsel auf der Strecke stehen und rollte an die Box des britischen Herstellers zurück.
Jose-Maria Lopez gab das Rennen nach einer Kollision in der Startphase ebenfalls vorzeitig auf. 10 Runden vor Schluss verunfallte Alex Lynn mit seinem Virgin-Boliden heftig und sorgte für eine Safety-Car-Phase. Der Brite konnte sein Auto unverletzt verlassen.
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