Nach seinem Triumph beim Formel-E-Auftakt in Peking reist ABT-Pilot Lucas di Grassi als Tabellenführer nach Malaysia. Auf dem 2,5 Kilometer langen Stadtkurs vor den Toren Kuala Lumpurs will das einzige deutsche Team mit dem Brasilianer und Daniel Abt jetzt nachlegen.

Es ist ein echter Hingucker: Gut 30 Kilo schwer ist der massive Siegerpokal, der die Besucher am Eingang des Motorsportzentrums von ABT Sportsline in Kempten empfängt. Verdienter Lohn für den Sieg beim Auftakt der Formel E in Peking vor zwei Monaten. Am kommenden Wochenende werden die nächsten Trophäen verteilt: Teams und Fahrer treffen sich zum zweiten von insgesamt neun Events in Malaysia. Auftakt zu einer Serie von drei Rennen innerhalb von sieben Wochen. Die FIA Formula E nimmt endlich Fahrt auf.

Schauplatz des zweiten Laufes der Serie für rein elektrisch angetriebene Formelautos ist Putrajaya, etwa eine halbe Autostunde südlich von Kuala Lumpur gelegen. Mit 2,560 Kilometern ist der temporäre Stadtkurs deutlich kürzer als zuletzt in Peking und führt an einigen markanten Wahrzeichen vorbei. Ganz in der Nähe liegt auch der Sitz des Premierministers, das berühmteste Gebäude Putrajayas. Gestaltet wurde die Strecke vom britischen Architekten Simon Gibbons, der auch einige Sportstätten der Olympischen Spiele in London 2012 konzipierte.

Daniel Abt und Lucas di Grassi reisen hoch motiviert nach Malaysia: Der deutsche Youngster lässt für den Auftritt in der Formel E schweren Herzens das Finale der GP2-Serie sausen, in der er in diesem Jahr seine zweite Saison absolviert hat. Lucas di Grassi startet als Audi-Werksfahrer in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC. Beim legendären 24-Stunden-Rennen in Le Mans belegte er in diesem Jahr den zweiten Platz.

Um dem gefürchteten Monsunregen am Nachmittag zu entgehen, haben die Organisatoren den Zeitplan gestrafft. Der Tag beginnt für die Piloten schon um 7:45 Uhr mit dem ersten Training und einem anschließenden Qualifying. Das Rennen wird um 14 Uhr Ortszeit (7 Uhr deutscher Zeit) gestartet und führt über 31 Runden.

Das sagen Fahrer und Teamchef

Hans-Jürgen Abt: "Endlich geht die Formel E wieder auf die Rennstrecke! Wir haben unseren Sieg beim Auftakt genossen, uns dann aber konzentriert auf die nächsten Rennen vorbereitet. Wichtigste Erkenntnis aus Peking: Die Formel E verzeiht mit ihrem kompakten Zeitplan und klasse Fahrern nicht den kleinsten Fehler. Wir haben deshalb in unserem Team alle Abläufe noch einmal auf den Prüfstand gestellt, alle Daten ausgewertet und an vielen Details gearbeitet – jetzt sind alle heiß darauf, wieder Rennen zu fahren. Wir wollen in Putrajaya nachlegen und den nächsten Pokal holen."

Daniel Abt (D, 21, #66): "Es war natürlich keine leichte Entscheidung, das GP2-Finale wegen der Überschneidung nicht zu fahren. Aber ich möchte in der Formel E unbedingt am Ball bleiben. Malaysia ist ein tolles Land und der Kurs in Putrajaya eine spannende Strecke. Das Layout ist sehr abwechslungsreich mit langsamen und mittelschnellen Kurvenkombinationen. Das verspricht ein spannendes Rennen, weil das Feld eng zusammenbleiben wird. Nach dem Auftakt in Peking habe ich noch eine Rechnung offen: Ich habe beim Auftakt eine Menge gelernt und möchte auch in Putrajaya um einen Platz auf dem Podium kämpfen."

Lucas di Grassi (BR, 30, #11): "Die Formel E ist unberechenbar. Alle haben das gleiche Material, die Abstände sind minimal, auf einer neuen Strecke wie in Putrajaya können die Kräfteverhältnisse wieder ganz neu verteilt sein. Unser Ziel bleibt vor jedem Rennen gleich: Wir wollen gewinnen. Und wenn das nicht möglich sein sollte, wollen wir zumindest aufs Podium und wertvolle Punkte mitnehmen. Unser Sieg in Peking ist eine schöne Erinnerung - mehr aber auch nicht. Deshalb bereiten wir uns genauso konzentriert auf Malaysia vor und versuchen, mit der ganzen Mannschaft ein fehlerfreies Wochenende zu erwischen. Putrajaya ist im Vergleich zu Peking kürzer und scheint auf den ersten Blick einige anspruchsvollere Kurven und Passagen zu haben. Es wird eine große Herausforderung, auf die wir uns so schnell wie möglich einschießen müssen."