Der Traum vieler Millionen Michael Schumacher Fans geht in Erfüllung: Der Rekordweltmeister steigt als Ersatzmann für Felipe Massa noch einmal in einen Formel-1-Boliden. Aber nicht nur die Fans vermissten den Deutschen. Auch F1-Boss Bernie Ecclestone fehlte nach dem Rücktritt etwas: "Ja, ich vermisse ihn und würde es lieben, ihn zurück in der Formel 1 zu sehen", sagte Ecclestone in der Saison 2007. "Ich würde sehr gern erleben, wie er gegen die aktuellen Piloten unter diesen gegebenen Umständen fahren würde."

Sollte das Trainingsprogramm von Schumacher problemlos verlaufen, wird Ecclestone die Antwort auf diese Frage erhalten. Dann wird Schumacher zum ersten Mal in einem Grand Prix gegen die neuen Stars wie Sebastian Vettel und Lewis Hamilton antreten.

Schumacher vs. Vettel

Die Karriere des neuen deutschen Titelanwärters Sebastian Vettel ist schon lange mit jener des Rekordchampions verknüpft. Zumindest in den Freien Trainings von Schumachers Abschiedssaison fuhren Vettel und er bereits gleichzeitig an einem Rennwochenende. Als Vettel sein Debüt als Freitagstester bei BMW Sauber in der Türkei 2006 gab, sagte er: "Es wird ein komisches Gefühl sein, da ich noch nie gegen Michael gefahren bin."

Zehn Jahre zuvor schwenkte der Ferrari-Star noch die Zielflagge bei einem von Vettels Kartrennen in Kerpen. "Jetzt fahre ich in einem Auto, das ähnlich schnell ist wie seines und kann mich direkt mit ihm messen - das wird sicher ein tolles Gefühl." Fast auf den Tag genau drei Jahre später wird Vettel in Valencia sein erstes Formel-1-Rennen gegen Michael Schumacher bestreiten. "Nichtsdestotrotz geht es ganz normal weiter und wir müssen uns auf uns konzentrieren", sagt der zum Titelanwärter gereifte Jungstar.

Überhaupt werden die Rollen getauscht sein: Schumacher kommt mit dem Ferrari als Außenseiter nach Valencia, Vettel zählt mit dem Red Bull zu den Favoriten. Aber Stadtkurse haben ja bekanntlich ihre eigenen Gesetze. Ob es dabei gegen Schumacher oder Jenson Button geht, ist Vettel egal. "Duelle gibt es jeden Sonntag, denn es tritt jeder gegen jeden an und der Beste gewinnt. Gegen wen man letzen Endes fährt, ist egal."

Bislang hat Michael Schumacher Lewis Hamilton nur beim Fahren zugeschaut., Foto: Sutton
Bislang hat Michael Schumacher Lewis Hamilton nur beim Fahren zugeschaut., Foto: Sutton

Beim Race of Champions fuhren Schumacher und Vettel sogar schon gemeinsam als Team für Deutschland und gewannen zwei Jahre in Folge den Nations Cup. "Wenn ich Rat brauche, kann ich immer zu Michael gehen", so Vettel, der Vergleiche mit dem siebenfachen Champion ablehnt. Er habe viel Respekt für das, was Schumacher erreicht habe, und dieser sei eine große Inspiration für ihn gewesen. "Er war mein Held, als ich Kart fuhr und er war der Grund, warum ich davon träumte, in die F1 zu gelangen." Jetzt träumen die Fans vom Duell Schumacher gegen Vettel.

Schumacher vs. Hamilton

Sebastian Vettel ist nicht der einzige Jungstar in der Formel 1. Lewis Hamilton mag in diesem Jahr nicht das konkurrenzfähigste Material gehabt haben, aber er ist trotzdem noch der amtierende Weltmeister und nach dem ersten Saisonsieg beim Ungarn GP auch bestens motiviert. Auf der Strecke kennt Hamilton den Ferrari-Rückkehrer nur von vereinzelten Testfahrten im Winter 2007 und Anfang 2008. In einem F1-Rennen konnte er sich noch nie mit Schumacher messen.

"Als ich klein war, habe ich Michael Schumacher bewundert", gesteht Hamilton, der dem verpassten Duell bei seinem F1-Einstieg nachtrauerte. Denn als Hamilton in die Königsklasse aufstieg, hatte Schumacher gerade seine Karriere beendet. "Als ich hörte, dass er aufhört, dachte ich: 'Verdammt, bitte Michael, mach noch eine Saison weiter und wir werden tolle Rennen gegeneinander fahren!'"

Genau diese Gelegenheit erhält Hamilton jetzt. Auf dem Papier ist das Duell Hamilton gegen Schumacher sogar wahrscheinlicher als jenes zwischen den beiden Deutschen, immerhin fuhren Ferrari und McLaren bei den letzten Rennen ungefähr auf gleichem Niveau. "Das Duell Rot gegen Silber ist zurück!", freut sich Norbert Haug. Schumacher lobte Hamilton bereits nach dessen phänomenalen F1-Einstand. "Er hat sehr viel Talent, also überrascht es mich gar nicht, dass er sich sehr gut angestellt hat", sagte er damals. "Was mich wirklich überrascht hat, ist seine Konstanz."

An Selbstbewusstsein mangelt es Hamilton nicht. So sagte er einmal: "Auch wenn ich mit Michael Schumacher in einem Team gefahren wäre, hätte ich gezeigt, dass ich auch neben ihm nicht die Nummer 2 bin." Nun kann er zum ersten Mal beweisen, dass er Schumacher in einem F1-Rennen schlagen kann. Das Duell Hamilton vs. Schumacher hat begonnen.