Welche Aufgaben haben Sie, da Sie nun Team Manager sind?
Jens Marquardt: Prinzipiell besteht mein Job darin, sicherzustellen, dass die operativen Aspekte des Teams glatt laufen, während ich mit der FIA sportliche und logistische Belange abkläre. Bei Grands Prix bin ich verantwortlich für die Operationen an der Strecke, also bin ich in jedes Element der Arbeit des Teams involviert, von den Boxenstopps, zu den Zeitplänen der Fahrer, bis zum Catering - alles. Ich brauche einen kompletten Überblick aller Team-Aufgaben, damit ich sicherstellen kann, dass es dafür die beste Arbeitsumgebung gibt und die Team-Mitglieder auf ordentliche Weise arbeiten können. Wenn es um die FIA geht, dann besteht meine Aufgabe darin, dass sichergestellt ist, dass sich das Team innerhalb der Regeln bewegt. Außerdem besprechen wir sportliche oder logistische Probleme, die auftreten.

Das hört sich nach viel Arbeit an - ist die Herausforderung einschüchternd?
Jens Marquardt: Es ist sicher eine Herausforderung, aber ich würde sagen, ich bin wegen meines neuen Jobs eher aufgeregt als eingeschüchtert. Es ist viel zu tun, das ist sicher und meine Zeit wird von vielen Aufgaben beansprucht, aber es ist eine tolle Gelegenheit und letztendlich ist es sehr befriedigend. Ich genieße meinen Job; ich genieße es, einen neuen Tag vor mir zu haben, an dem ich an der Speerspitze der Automobil-Entwicklung arbeiten kann. Das ist eine tolle Motivation.

Ihre ersten Rennen als Team Manager beinhalteten zwei direkt aufeinender folgende Rennwochenenden und die längste Reise der ganzen Saison. War der Start schwierig?
Jens Marquardt: Es wäre einfacher gewesen, die kurze Fahrt nach Spa oder zum Nürburgring zu koordinieren, aber Abwechslung ist, was die Arbeit in der Formel 1 so interessant macht. Auch wenn ich in diesem speziellen Job neu bin, so hat das Team viel Erfahrung mit der Logistik der raschen Versendung von Autos, Material und auch der Mitarbeiter von einer Strecke zu nächsten. Das verlangt gute Planung und viel harte Arbeit von den Leuten an der Strecke, aber alles lief sehr glatt.

Die Logistik ist nicht einfach, Foto: Sutton
Die Logistik ist nicht einfach, Foto: Sutton

Ist es einfacher, sich auf den spanischen Grand Prix vorzubereiten, da wir nun wieder in Europa fahren?
Jens Marquardt: Die europäischen Rennen sind generell einfacher, da wir das Motorhome und die Technik-Trucks haben. Das bedeutet, wir können sicher sein, dass der Arbeitsbereich genau so groß ist, wie wir das brauchen und die Umgebung ist dadurch für alle Team-Mitglieder gewohnter. Das erste Europa-Rennen ist aber auch das erste Rennen des Jahres mit diesen ganzen Einrichtungen, also bin ich mir sicher, es wird das eine oder andere Problemchen geben; das ist unvermeidbar. Keine zwei Rennen oder Strecken sind gleich, also muss ich für alles bereit sein.

Hat der Spanien Grand Prix diese Saison irgendwas Spezielles?
Jens Marquardt: Wir hoffen alle, dass das Ergebnis am Sonntag speziell sein wird, aber wir müssen abwarten. Abgesehen davon ist es der Start der GP2 Serie und unser dritter Fahrer Kamui Kobayashi fährt dort mit. Er hat gerade die GP2 Asia gewonnen, also werden wir ihn am Wochenende unterstützen. Es ist auch der 300. Grand Prix unseres Teamarztes Riccardo Ceccarelli, der sich um jeden im Team kümmert. Er ist seit Beginn unserer Formel-1-Zeit der Teamarzt, ist dadurch also ein bekanntes Gesicht und ich bin mir sicher, wir werden einen Weg finden, um zu feiern.

Wie fühlen Sie sich, da Ihre erste Saison als Team Manager nun begonnen hat?
Jens Marquardt: Es war eine große Ehre, diese Verantwortung vom Team zu erhalten und ich genieße die Herausforderung. Es war während der Saisonvorbereitung für alle eine geschäftige Zeit und für mich persönlich ebenfalls, denn es gab viel zu lernen, Prozesse, an die man sich gewöhnen musste, diese Dinge. Der Start der Saison ist immer besonders arbeitsreich und für mich als Team Manager bei den ersten Rennen in diesem Jahr besonders. Nun ist es etwas ruhiger und es war schön, von diesen vier Rennen nach Hause zu kommen und drei Trophäen dabei zu haben. Unser Teamgeist ist toll und die Jungs haben wirklich gute Arbeit geleistet, sie verdienen dieses Jahr also noch ein paar Pokale mehr.

Waren Sie schon immer ein Motorsport-Fan?
Jens Marquardt: Als ich aufgewachsen bin, war ich an Flugzeugen eigentlich mehr interessiert und habe an der Universität Luft- und Raumfahrt studiert. Mein Bruder wurde Pilot und als Kinder gingen wir zu Flugplätzen, um den Flugzeugen beim Starten und Landen zuzusehen - ich bin jetzt immer noch beeindruckt, wie so viele Tonnen aus Metall fliegen können. Ich bin also kein typischer Benzinkopf mit einem passenden Auto zu Hause, aber ich habe meine gesamte Laufbahn in der Auto-Industrie verbracht.

Jens Marquardt war eigentlich von Flugzeugen fasziniert, Foto: Sutton
Jens Marquardt war eigentlich von Flugzeugen fasziniert, Foto: Sutton

Können Sie uns etwas über Ihre bisherige Laufbahn sagen?
Jens Marquardt: Ich habe meine professionelle Laufbahn bei den Serienwägen begonnen und war Ingenieur für Auspuffsysteme und Katalysatoren. Danach ging es dann zur Direkt-Einspritzung. Nach etwa zwei Jahren hatte ich die Gelegenheit, in den Motorsport zu gehen und das war immer eine Leidenschaft von mir, also war es eine einfache Entscheidung. Ich arbeitete als Entwicklungs-Ingenieur bei Ilmor für die F1- und CART-Programme und von 1999 bis 2000 war ich in den USA als Strecken-Ingenieur für die CART-Teams mit Ilmor Motoren zuständig. Das war eine tolle Erfahrung, aber ich hatte die Chance, zurück nach Deutschland zu kommen und gleich zu Beginn des Projekts mit Toyota in die Formel 1 zu gehen. Es war auch toll, dabei mitzuwirken, unsere Motor-Lieferungen an Williams aufzubauen und die Beziehungen als Manager für Kundenmotorlieferung zu pflegen. Ich habe meine Erfahrungen bei Toyota bislang genossen, denn ich fühle, dass ich mit dem Team gewachsen bin und mich mit ihm entwickelt habe.