Nach dem verregneten Montag durften die Formel-1-Teams in Jerez am Dienstag aufatmen. Zwar war die Strecke am Morgen aufgrund von Regenfällen noch etwas feucht, doch sie wurde im Laufe eines weitgehend freundlichen Tages trocken, womit normale Testarbeit möglich war. Dementsprechend arbeitsfreudig waren die Teams dann auch unterwegs und legten Runde um Runde zurück. BMW Sauber, Ferrari und Force India gab es aber kleine Störungen. Robert Kubica blieb einmal unfreiwillig stehen und Felipe Massa hatte einen Dreher, was beides für eine rote Flagge sorgte. Beim Brasilianer machte zudem noch die Elektronik Probleme. Force India hatte wegen eines Problems an der Antriebswelle wieder viel Standzeit an der Box, obwohl man eigentlich um jeden Preis Kilometer sammeln will.

Felipe Massa hatte einen prominenten Beobachter, Foto: Moy/Sutton
Felipe Massa hatte einen prominenten Beobachter, Foto: Moy/Sutton

Ungeachtet der kleinen Widrigkeiten der Konkurrenz konnte Timo Glock seinen Toyota recht flott um den Kurs führen. In 1:19.814 setzte der Deutsche am späten Nachmittag während einer Qualifying-Simulation die schnellste Zeit des Tages. Davor hatte er sich mit einer Rennsimulation und Setup-Arbeit beschäftigt. "Das war ein produktiver Tag. Heute Morgen hatten wir etwas Pech bei den Bedingungen, was die Rennsimulation schwer machte. Aber es war nützlich, um herauszufinden, wann man auf die Slicks wechseln muss. Außerdem war die Pace nicht schlecht", erzählte der Deutsche. Laut Pascal Vasselon hatte man den Zeitpunkt für den Wechsel auf Slicks genau richtig erwischt, was ihn doch zufrieden stellte. "Alles in allem war es spaßig, interessant und es brachte wertvolle Kilometer bei realistischen Bedigungen. Da wir vor unserem Zeitplan lagen, haben wir den Nachmittag mit Setup-Arbeit verbracht", sagte er.

Schumacher sah zu

Massa hatte nach dem Fahrverzicht vom Montag einiges zu tun und auch einen prominenten Beobachter. Michael Schumacher war zugegen und sah dem Brasilianer bei längeren Runs zu, die konstant und schnell waren. Auch bei den Reifen probierte er einiges aus und spulte am Nachmittag ein ganzes Rennen inklusive Boxenstopps ab, womit er auch gleich die Zuverlässigkeit des Autos prüfte. Letztendlich konnte er kurz vor Ende der Session noch eine schnelle Runde hinlegen, die ihn vier Zehntelsekunden hinter Glock auf Rang zwei nach vorne spülte.

Einen guten Auftritt zeigte auch Renault, wo Fernando Alonso wieder einmal das Glück auf seiner Seite hat. Kaum sitzt er im Auto, passt das Wetter und er kann viel Fahren. Auch bei der Platzierung innerhalb des Feldes sieht es für den Spanier besser aus als für Nelson Piquet Jr. Rund fünf Zehntel lag Alonso am Ende von Setup-Arbeiten und der Evaluation von Entwicklungsteilen hinter Glock und war nur knapp hinter Massa gelandet. "Heute war ein produktiver Tag, da ich 152 Runden fahren konnte, was uns viele Daten gebracht hat. Zu diesem Zeitpunkt ist es wichtig, so viel Zeit im Auto zu haben wie möglich, um sich an die neuen Regeln wie bewegliche Flügel und KERS zu gewöhnen. Deswegen bin ich zufrieden, wie es geklaufen ist", erzählte Alonso, der sich immer wohler im Auto fühlt.

Zweieinhalb Test-Zehntel langsamer als der Renault war der McLaren mit Heikki Kovalainen an Bord. Dort wurde unter anderem auch wieder an den Reifen für 2010 gearbeitet, weswegen die Zeiten nur nebensächlich gewesen sein dürften. Abgesehen von zukünftigen Reifen wurde auch mit Intermediates gearbeitet und als es dann trocken war, erstmals das Setup mit dem kompletten 2009er-Flügelpaket evaluiert. Dementsprechend wenig sagen letztendlich auch die Zeiten aus.

Sutil fand zumindest etwas Zuverlässigkeit

Der fünfte Tagesrang ging an Adrian Sutil, der von der Rundenanzahl zwar absolutes Schlusslicht war, aber den Rückstand nach vorne mit einem schnellen Tagesabschluss immerhin unter einer Sekunde halten konnte. Zugleich hatte er noch Setup-Arbeit, Reifenvergleiche und den Test von einigen Teilen erledigt; darunter auch die Haiflosse. "Es war wichtig, wieder ins Auto zu kommen und Selbstvertrauen zu sammeln. Das Auto war OK; es gibt da definitiv Potential, wir konnten noch ein paar Kilometer drauffahren und am Nachmittag auch etwas Zuverlässigkeit finden", erzählte der Deutsche. Größte Konzentration lag aber auf den Reifen und einem Setup, mit dem die Gummis gut laufen. "Wir hatten etwas Instabilität am Heck und Übersteuern, aber wir werden morgen weitersehen. Wir sind zumindest etwas zuverlässiger und können nun versuchen, weitere Kilometer zu sammeln", meinte Sutil.

Nico Rosberg konnte zeitentechnisch nicht aufzeigen, Foto: Moy/Sutton
Nico Rosberg konnte zeitentechnisch nicht aufzeigen, Foto: Moy/Sutton

Als Erster über eine Sekunde verlor Mark Webber im Red Bull, der sich mit Abläufen eines Rennwochenendes beschäftigt hatte. Ihm folgte dichtauf Kubica, der vor allem an Aerodynamik und Setup arbeitete. Sein Stopp auf der Strecke wurde dadurch erklärt, dass der Pole den Wagen abstellte, als ein Warnlicht anging. Ursache soll ein Fehlerhafter Sensor gewesen sein. "Insgesamt war es OK. Wir konnten etwas von der verlorenen Zeit gestern gutmachen, als der Regen uns zur Änderung des Plans zwang. Ich begann auf Extreme Wets, wechselte zu Regenreifen und fuhr am Ende Slicks. Gemeimsam mit den verschiedenen Setup-Lösungen, die ich probiert habe, hat mir das geholfen, ein noch besseres Gefühl für das Auto zu bekommen", sagte Kubica. Am Ende des Feldes fand sich Nico Rosberg im Williams. 1,8 Sekunden hatte der Deutsche Rückstand auf seinen Landsmann an der Spitze. Wie es aber so schön heißt: Testzeiten sind bis Melbourne immer mit Vorsicht zu genießen.