Während auch am Donnerstag die Fahrer und Teams in Bahrain den Sandkörnern dabei zusahen, wie sie durch die Luft flogen, schien in Jerez ein weiteres Mal die Sonne und es konnte nach Herzenslust gefahren werden. Wenig überraschend kamen dabei auch wieder einige Kilometer zusammen und noch weniger überraschend war am Ende Sebastien Bourdais im einzigen 2008er-Auto der schnellste.

Nicht nur schnell, sondern auch Arbeit

Der Franzose mit der frischen Vertragsverlängerung bei Toro Rosso in der Tasche fuhr auf der schnellsten seiner 128 Runden eine 1:18.493, womit er dank aerodynamischem Vorteil gegenüber der Konkurrenz wieder klar voran lag. Doch nur schnell wollte man bei Toro Rosso nicht sein. Bourdais durfte auch die weiche und mittlere Reifenmischung vergleichen, am Setup arbeiten und Optionen an der Vorderradaufhängung prüfen. Zudem wollte man die Zuverlässigkeit des Ferrari-Motors unter die Lupe nehmen, denn das Aggregat soll am Freitag seinen Arbeitszyklus vollenden.

Das schnellste Auto in 2009er-Konfiguration war wie schon am Mittwoch der McLaren, nur dass diesmal Weltmeister Lewis Hamilton hinter dem Steuer saß. Wie ebenfalls bereits am Mittwoch hatte man bei den Silbernen aber ein klein wenig geschummelt und den Heckflügel von 2008 auf das Auto gepackt, der doch etwas mehr Abtrieb liefert als die aktuellen Modelle. Grund sollen fehlende Teile für den neuen Flügel sein. Auf das älteste Auto im Feld verlor Hamilton so rund 2,2 Sekunden.

Der Weltmeister hatte sich bei seinen Ausfahrten am Vormittag vor allem auf die Aero-Abstimmung und die Balance konzentriert, am Nachmittag ging es dann an Longruns. KERS war auch wieder im Einsatz. "Der Test heute war für mich die erste Gelegenheit, den MP4-24 bei warmen, trockenen Bedingungen zu fahren - und ich bin sehr ermutigt von dem, was ich gefühlt habe. Das Auto fühlt sich stark an, sehr ähnlich wie das des Vorjahres sogar. Es dauert nicht lange, sich an die neuen Knöpfe [KERS und Frontflügel-Verstellung] zu gewöhnen, aber der echte Test für alle ist es jetzt, die Reifen vor dem ersten Rennen in Melbourne nächsten Monat zu verstehen", sagte Hamilton.

Sebastian Vettel war gut unterwegs, Foto: Moy/Sutton
Sebastian Vettel war gut unterwegs, Foto: Moy/Sutton

Da Hamilton den alten Flügel drauf hatte, war es ein wenig überraschend, dass Sebastian Vettel im ganz auf 2009 getrimmten RB5 lediglich eine Tausendstel langsamer war als der McLaren-Pilot. Der Tag des Deutschen schien auf der Strecke fast problemlos zu laufen, auch wenn sein Auto einmal etwas stärker beim Starten und Losfahren rauchte. Da er aber direkt darauf einige Runden fuhr, schien es kein größeres Problem gewesen zu sein. Auch das Getriebe schien diesmal mitzuspielen, denn unfreiwillige Stopps gab es keine. Nur ein paar Schäden an der Verkleidung kosteten etwas Zeit, da die ein paar Stunden zum Reparieren brauchten. Wie das Team mitteilte, konnte man die Arbeit danach aber aufholen und die Jobliste mit Aero-Tests und Arbeit am mechanischen Setup abarbeiten.

Ebenfalls ganz knapp am McLaren dran war Kazuki Nakajima im Williams, der rund eineinhalb Zehntel auf Hamilton verlor. Der Japaner war vorrangig mit der Arbeit am Setup beschäftigt, um das Auto auf die Saison vorzubereiten. Laut Technikdirektor Sam Michael wurden auch Systeme und die Kühlung geprüft. "Wir haben ein paar nützliche Informationen, die wir heute Nacht ansehen werden, um uns auf morgen vorzubereiten. Nico Rosberg schließt sich uns morgen für den letzten Tag an und wir werden Boxenstopp-Übungen zwischen ihm und Kazuki aufteilen, bevor er den FW31 für den letzten halben Testtag am Nachmittag übernimmt", erklärte Michael.

Renault kann doch viele Runden fahren

Eine kleine Überraschung lieferte Renault. Zwar lag der Bolide bei den fortlaufenden KERS-Tests wieder am Ende des Feldes, doch mit Fernando Alonso im Auto konnte der R29 auf einmal richtig viele Runden fahren - dank der zahlreich erschienen Alonso-Fans auch unter einigem Applaus. 133 Mal kam der Spanier an Start und Ziel vorbei, womit er an einem Tag deutlich mehr Runden zurücklegte als der aufgrund der mangelnden Testrunden bereits etwas säuerliche Nelson Piquet Jr. die beiden Tage davor. Der Brasilianer hatte wegen einiger kleiner Probleme viel Standzeit in Kauf nehmen müssen.

Alonso konnte stattdessen einige Longruns abspulen und dabei neben KERS verschiedene Teile des Autos unter die Lupe nehmen. "Heute ging es nur darum, Kilometer auf das Auto zu bringen, vor allem mit dem neuen KERS. Es war mein erster ganz trockener Tag im Auto und ich konnte viel lernen. Wir haben viele Runden gefahren, was ermutigend ist und jetzt werden wir mit der Arbeit am Setup beginnen, damit ich mich wohler fühle", berichtete er. Test-Chefingenieur Christian Silk war froh, dass es nach den schwierigen ersten beiden Tagen endlich möglich war, ungestört zu fahren. "Morgen werden wir bei den Kilometern weiter Gas geben und alles über das Paket lernen, was wir können", meinte Silk.