Ein leichtes Schmunzeln konnten sich die Teams in Jerez wohl nicht verkneifen, wenn sie am Mittwoch einen Blick auf den Wetterbericht aus Bahrain geworfen haben. Während dort ein Sandsturm den Testtag beinahe ganz zunichte machte, schien in Südspanien die Sonne und es konnte ausgiebig gefahren werden. Das nutzten die meisten anwesenden Teams dann auch gleich zu einem Monsterprogramm. So war der Tagessschnellste Sebastien Buemi mit dem alten STR3 ganze 143 Runden unterwegs. Sein schnellster Umlauf ließ die Uhr dabei bei 1:17.591 Minuten stehen bleiben.

Wobei die schnellste Runde zustande kam, dürfte bei einem Blick auf das Testprogramm nur unschwer zu erahnen sein. Buemi hatte ein Grand-Prix-Qualifying und auch ein Rennen simuliert; Nachtanken und Safety-Car-Abläufe inklusive. Nebenbei warf das Team noch einen Blick auf die hintere Aufhängung und die superweichen, weichen und mittleren Mischungen von Bridgestone. "Das waren ein paar brauchbare Tage für mich, ich fuhr im Nassen und im Trockenen", sagte Buemi, der am Donnerstag an Sebastien Bourdais übergeben wird. "Auch wenn wir noch im 08er-Auto fahren, habe ich viel darüber gelernt, wie wir an Rennwochenenden arbeiten, da wir Qualifying und Rennen simuliert haben. Es war eine gute Vorbereitung, jetzt brauchen wir nur noch unser neues Auto."

McLaren mit altem Flügel und KERS

Schnellster Neuwagen war der McLaren-Mercedes mit Heikki Kovalainen an Bord. Die Silbernen hatten aber auch wieder den alten, breiten Heckflügel aufgezogen, waren also auch ein wenig außer Konkurrenz unterwegs. 3,2 Sekunden trennten den Finnen am Ende von Buemi. Getestet hatte er dabei vor allem das KERS des Teams, wobei die Auskunft kam, dass dabei alles glatt gelaufen war. Auf seinen Longruns konnten Kovalainen und das Team auch ein wenig an der Balance feilen.

Mark Webber war sehr erleichtert, Foto: Moy/Sutton
Mark Webber war sehr erleichtert, Foto: Moy/Sutton

Einigermaßen gut verlief das Comeback von Mark Webber, der sich beim ersten Einsatz nach seinem Beinbruch auf Rang drei der Zeitenliste setzte. "Ich bin sehr erleichtert", sagte der Australier danach und versprach, bis zum Saisonstart in Melbourne wieder voll fit zu sein. 3,7 Sekunden fehlten Webber am Ende auf die Bestzeit. Prominente Beobachter hatte der Australier übrigens auch, denn Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz und Gerhard Berger hatten ihre Aufwartung gemacht. "Es gab vor heute viele Fragen und ich habe sie beantwortet. Aus meiner Warte lief alles besser als erwartet und an meinem ersten Tag zurück im Cockpit mehr als eine Renndistanz zu fahren, ist einige Wochen vor Melbourne eine gute Sache", meinte Webber, der an Aerodynamik und Setup gearbeitet hatte.

Nakajima simulierte ein Rennen

Fast unspektakulär verlief der Testtag bei Williams, wo diesmal Kazuki Nakajima am Steuer saß. Der Japaner spulte 125 Runden ab und reihte sich an Position vier ein. Einzig kleiner Schluckauf war, als er sich einmal verbremste und durch den Notausgang musste, was aber nicht weiter für Probleme sorgte. So konnte er die Optimierungs-Arbeiten wie geplant voranbringen, das mechanische Setup testen und eine Rennsimulation fahren. Laut Technikdirektor Sam Michael alles ohne technische Probleme.

Nelson Piquet Jr. ging es da nicht ganz so gut. Bei Renault wurde wieder an KERS gearbeitet und der Tag ging nur schleppend voran. Nur 49 Runden standen am Ende nach einigen längeren Standzeiten zu Buche, was den über mangelnde Testrunden klagenden Piquet nicht gerade gefreut haben dürfte. Dass er am Ende mit einem Defekt für die einzig rote Flagge des Tages sorgte, zauberte wohl auch kein Lachen auf sein Gesicht. Die Arbeit an Zuverlässigkeit und Entwicklungsteilen dürfte jedenfalls noch Nachholbedarf haben. Auch zeitentechnisch lag man wieder zurück: 4,3 Sekunden fehlten auf die Spitze, gut fünf Zehntel auf Nakajima.

Piquet meinte nach seiner Ausfahrt, dass man trotz der Probleme mit der Findung des Basis-Setup begonnen habe. "Wir sind heute wieder nicht so viele Runden gefahren, wie wir das wollten, da wir nach dem Mittagessen Zeit verloren haben, aber wir haben dennoch interessante Dinge gelernt. Das Wetter sieht für den Rest der Woche gut aus, also sollte das Team morgen und Freitag weitere wichtige Daten bekommen", erklärte er. Auch Test-Chefingenieur Christian Silk sprach davon, dass man Fortschritte am Auto gemacht hatte, da man bei Setup-Änderungen gute Richtungen für die restlichen Tage gefunden hat. "Es gab während des Tages ein paar kleine Zuverlässigkeits-Probleme, aber wir schafften am Nachmittag einen Longrun, der ermutigend war." Am Donnerstag wird Fernando Alonso für Renault fahren, am Mittwoch schaute er schon einmal mit dem Fahrrad vorbei.