"Ich habe einen starken Willen und akzeptiert, großes Risiko auf mich zu nehmen. Ich wurde Rennfahrer, weil ich es einfach liebe und dabei glücklich bin." Gegen den Willen seines Vaters Charles Goldenberg, ein angesehner Juwelier russisch-jüdischer Abstammung, entschied sich François Cevert nach Abschluss der schulischen Ausbildung zur Motorsport-Karriere.

Ceverts erster Sieg kam am gleichen Ort wie sein letztes Rennen., Foto: Phipps/Sutton
Ceverts erster Sieg kam am gleichen Ort wie sein letztes Rennen., Foto: Phipps/Sutton

Im Jahr 1968 machte der damals 24-jährige Sonnyboy aus Paris das erste Mal auf sich aufmerksam. Nach dem Gewinn der französischen Formel-3-Meisterschaft beendete der Tecno-Fahrer ein Jahr später die Formel-2-Europameisterschaft auf dem dritten Rang hinter seinem Landsmann Johnny Servoz-Gavin und dem Deutschen Hubert Hahne - unter anderem mit einem Sieg auf dem Österreichring.

Ein Jahr zuvor hatte Ceverts Schwager Jean-Pierre Beltoise diese Wertung für sich entschieden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurden die Formel 1 Teams auf Cevert aufmerksam, der abseits der Rennstrecken gerne Klavier spielte und der einen oder anderen Zigarette nicht abgeneigt war.

Debüt im Tyrrell

Der Zufall ermöglichte Cevert 1970 den Einstieg in die Formel 1. Nachdem Johnny Servoz-Gavin überraschend seine Karriere beendet hatte, wurde Ken Tyrrell auf der Suche nach einem neuen Fahrer auf Cevert aufmerksam.

Ceverts Tyrrell auf dem Nürburgring., Foto: Phipps/Sutton
Ceverts Tyrrell auf dem Nürburgring., Foto: Phipps/Sutton

"Er war sehr elegant, hatte große blaue Augen und die weiblichen Fans liebten ihn, aber das beeindruckte höchstens meine Ehefrau. Für mich war er schlicht und einfach der kommende Champion, er hatte das Talent dazu", beschrieb Tyrrell viele Jahre später seinen damaligen Schützling. In Zandvoort feierte Cevert an der Seite von Jackie Stewart seinen Einstand in der Königsklasse. Beim Grand Prix in Monza sicherte sich der Franzose seinen ersten Punkt in der Weltmeisterschaft.

Vom Adjutanten zum Nachfolger

Ein Jahr später feierte Cevert als zweiter Franzose nach Maurice Trintignant seinen ersten Sieg in der Formel 1, er gewann auf seinem Tyrrell 002 überlegen den Großen Preis der USA in Watkins Glen. In der Weltmeisterschaft belegte er den dritten Endrang, Stewart wurde Weltmeister. 1972 wurde ein Seuchenjahr für den Franzosen. Zwar belegte er bei den 24 Stunden von Le Mans zusammen mit Howden Ganley den zweiten Endrang, doch in der Formel 1 Weltmeisterschaft blieb er mit lediglich 15 Punkten weit hinter den eigenen Erwartungen.

Cevert verließ die F1-Welt viel zu früh., Foto: Phipps/Sutton
Cevert verließ die F1-Welt viel zu früh., Foto: Phipps/Sutton

Doch bereits ein Jahr später schien er mit sechs zweiten Plätzen auf dem besten Weg zum Nachfolger seines Teamkollegen und Freundes Jackie Stewart zu werden. Dieser hatte schon früh in der Saison beschlossen, mit Ende der Saison 1973 zurückzutreten. "Um ein wirklich guter Fahrer in der Formel 1 zu werden, benötigt es einige Jahre der Lernphase. François ist nun reif, mich als Weltmeister zu beerben", sagte der dreifache Champion über die Möglichkeiten seines Teamkollegen.

Tod an der Leitplanke

Als WM-Dritter hinter Emerson Fittipaldi und Stewart reiste Cevert zum Abschlussrennen nach Watkins Glen, wo er zwei Jahre zuvor seinen bis dahin einzigen Sieg gefeiert hatte. Am Nachmittag des 6. Oktobers 1973 erreichte eine Schreckensnachricht die Formel 1 Fans auf der ganzen Welt. François Cevert war in der Kurve "The Esses" von der Strecke abgekommen, sein Tyrrell 006 war bei hoher Geschwindigkeit an den Leitplanken zerschellt.

Der 29-Jährige hatte keine Chance zu überleben, das bestätigte auch Stewart: "Ich kam zur Unfallstelle und stieg sofort wieder in meinen Wagen, da es aussichtslos war." Der Schotte verzichtete auf einen Start beim Rennen und wurde in diesem Jahr zum dritten Mal Weltmeister. Dennoch konnte er sich über diesen Erfolg nicht freuen. "Ich habe zahlreiche Freunde in meinen vielen Jahren im Motorsport verloren, aber der Tod von François hat mich am schlimmsten getroffen. Je länger wir uns kannten, desto enger wurde unsere Freundschaft. Wir waren schon fast wie einen Familie."