Es gibt die Dinge, die sollte man besser unkommentiert lassen. Genau auf diese Weisheit berief sich McLaren-CEO Martin Whitmarsh nach dem Frankreich GP. "Es ist immer gefährlich, Strafen zu kommentieren", sagte er. "Die Stewards müssen andere Informationen gehabt haben als wir." Vorangegangen war eine Drive-Through-Strafe für Lewis Hamilton, der in der ersten Runde Sebastian Vettel neben der Strecke überholt haben soll.

"Die Durchfahrtsstrafe war für mich nicht eindeutig", sagte der Brite. "Ich glaubte, dass ich Vettel fair überholt hatte und eingangs der nächsten Kurve vor ihm war. Doch ich war auf der äußeren Linie und wenn ich nach innen gezogen hätte, wären wir miteinander kollidiert." Dann sei sein Heck ausgebrochen und er fuhr über die Kerbs. "Ich habe das nicht als unlauteren Vorteil angesehen, aber Regeln sind eben Regeln." Dennoch glaubt Hamilton nicht, dass er etwas falsch gemacht habe. "Ich habe ihn nicht vorbeigelassen, weil ich nicht glaubte, dass ich ihn über den Kerb überholt habe. Ich hatte ihn schon vorher überholt."

Abhaken und weitermachen

Ron Dennis nahm die Strafe hin. "Es wird immer verschiedene Meinungen zu bestimmten Situationen im GP-Sport geben", sagte er. "Manchmal ist es der konstruktivste Weg, dazu keine Meinung kundzutun, das Rennen abzuhaken und nur nach vorne zu schauen." Genau das mache man. "Wir kamen mit einem schwierigen Ziel hierher und hätten gerne einen 3. und 4. Platz geholt." Das habe nicht funktioniert, aber die Saison sei noch lang. "Unser Speed war nicht schlecht", betonte Norbert Haug die positive Seite. "Ohne die Durchfahrtsstrafe war definitiv Platz drei für Lewis drin und von 13 auf drei auf diesem alles andere als überholfreudigen Kurs hätte natürlich eine super Story werden können."

Auch Hamilton sieht in der Nullrunde von Magny Cours, seinem dritten punktlosen Rennen der Saison, noch keinen Grund, sich entmutigen zu lassen. "Ich liege zehn Punkte hinter der Spitze und freue mich jetzt auf Silverstone, wo ich vor meinem Heimpublikum wieder angreifen will." Dennis sieht die kommenden Strecken in Silverstone und Hockenheim als McLaren-Territorium an. "Wir sind mehr als fähig, in der zweiten Saisonhälfte Rennen zu gewinnen, den Rückstand aufzuholen und auch in Führung zu gehen." Darauf konzentriere man sich jetzt, gewisse Aufs und Abs, wie bei Lewis Hamilton, werde es immer geben. "Aber man darf nicht vergessen, dass es erst seine zweite Saison ist. Viele Fahrer waren schon etliche Jahre in der Formel 1, bevor sie ihren ersten Grand Prix gewonnen haben."

Heikki Kovalainen holte die Kohlen für McLaren aus dem Feuer., Foto: Sutton
Heikki Kovalainen holte die Kohlen für McLaren aus dem Feuer., Foto: Sutton

Erst BMW, dann Ferrari

Den ersten GP-Sieg von Heikki Kovalainen sieht Whitmarsh nicht mehr fern. "Er ist ein fantastisches Rennen gefahren", lobte Whitmarsh. "Sein mittlerer Stint mit viel Benzin war fantastisch. Noch ein paar Runden mehr und er wäre vielleicht an Trulli vorbeigekommen und auf das Podium gefahren." Die Pechsträhne des Finnen aus den letzten Rennen sieht Whitmarsh damit als beendet an. "Er ist stark genug und wird noch Rennen gewinnen." Mit dem Frankreich-Wochenende müsse man im Nachhinein zufrieden sein. "Wenn man an einem Wochenende drei Strafen bekommt, ist es schwierig, daraus etwas zu machen."

Somit ist Kovalainens vierter Platz eine gute Schadensbegrenzung für die Silbernen. "Beide Fahrer sind ein gutes Rennen gefahren, aber mit drei Strafen ist es schwer, das Ergebnis zu holen, dass man erreichen wollte", wiederholte er noch mal seine Unzufriedenheit mit den Strafen. "Auf der positiven Seite könnte man sagen: wir hatten dieses Jahr schon so viel Dinge, die schief gelaufen sind, und sind trotzdem mit Lewis nur 10 Punkte vom WM-Führenden weg." Hamilton müsse nur ein Rennen gewinnen und Massa einmal ausfallen und schon sei der Vorsprung dahin.

In der Konstrukteurs-WM werde es schwieriger, den Rückstand aufzuholen. Hier führt Ferrari überlegen mit 17 Punkten Vorsprung auf BMW Sauber und 33 Punkten vor McLaren. "Das wird hart, aber es sind noch viele Punkte zu vergeben." BMW Sauber sei sehr konstant und man habe ihnen trotz der Probleme nur einen Punkt abnehmen können. "Wir müssen erst sie überholen, danach schauen wir auf Ferrari."