'Der Wind, der Wind, das himmlische Kind', heißt es bei Hänsel und Gretel. Als Formel 1-Pilot findet man den Wind jedoch gar nicht so himmlisch; insbesondere dann, wenn er einem ein Freitagstraining versaubeutelt. "Jeder wird dir sagen, wie schlimm die Bedingungen mit dem Wind waren und ich werde es auch tun. Das hat das Testen etwas schwierig gemacht", meckerte Alex Wurz stellvertretend für das gesamte Fahrerlager. Doch eigentlich war der Williams-Pilot ganz zufrieden mit dem Tagewerk. "Nichtsdestotrotz sind wir durch unser Programm gekommen und haben viel darüber gelernt, wie das Auto hier mit den Reifen funktioniert." Es wäre auch verwunderlich gewesen, hätte ausgerechnet er Probleme mit dem rauen englischen Sommer gehabt. Schließlich gilt der Österreicher als Naturbursche und passionierter Kite-Surfer.

Christian Klien wäre auch bei Orkan-Warnungen ins Auto geklettert, Foto: Sutton
Christian Klien wäre auch bei Orkan-Warnungen ins Auto geklettert, Foto: Sutton

Doch wenn Wurz schon meckert, dann müssen die äußeren Bedingungen für die übrigen vier Deutschen und einen Österreicher doch gewirkt haben, wie ein Orkan, sollte man meinen. Doch sein Teamkollege Nico Rosberg war mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Grund zu klagen gab es für ihn auch nicht. Denn offensichtlich waren ihm die Winde wohlgesonnen und bliesen vornehmlich ins Heck seines Williams. Doch so ganz traut er dem Frieden mit den Elementen nicht und verlässt sich lieber auf die Stärken des Teams: "Es gibt definitiv noch Leistung, die man aus dem Auto holen kann", glaubt Rosberg. Sollte er Recht behalten, stünde morgen einem Ritt bis ins Q3 nichts mehr im Wege.

Nick Heidfeld hatte da schon mehr Probleme, wobei er offen ließ, ob der verhältnismäßig durchwachsene Auftritt der BMW Sauber wirklich etwas mit dem Wind zu tun hatte. Auf jeden Fall stimmt die Balance noch nicht. "Das Auto war relativ schwierig zu fahren", gab Nick zu. "Das Problem ist, dass es auf alten Reifen nicht schlecht ist, aber auf neuen geht nichts." Trotz allem glaubt auch er, dass sich bis morgen noch alles in Wohlgefallen auflöst - mit oder ohne Wind. "Wir sind sicher nicht so schlecht wie es aussieht, einige Teams werden weniger Sprit drin gehabt haben als wir."

Ralf Schumacher päsentierte sich hingegen als äußerst wetterfest. Er war genauso schnell wie Hamilton, und das obwohl auch ihm der Wind zu schaffen machte, wie er zugab: "Er war stark und das machte einen Vergleich schwierig." Aber letztendlich sei das ja für alle gleich. Den Wind hat der Kerperner in seinem Toyota schon einmal mit Bravour gemeistert - das nächste Wetterextrem kann kommen: "Vielleicht haben wir Glück und es regnet - dann ist alles möglich", hofft Schumacher fürs Qualifying

Bei Wind und Wetter ein gewohntes Bild., Foto: Sutton
Bei Wind und Wetter ein gewohntes Bild., Foto: Sutton

Christian Klien hätte man wahrscheinlich auch bei akuter Hurrikan-Warnung ins Auto setzen können. So häufig bekommt man als Testfahrer in dieser Saison ja nicht die Chance sein Können unter Beweis zu stellen. Doch da Jenson Button lieber seinen Rücken schonen (oder vor den Winden flüchten?) wollte, bekam der Österreicher unverhofft die Chance, eine ganze Trainingssession lang wieder bei den Großen mitzufahren. Da beißt man sich natürlich lieber die Zunge ab, als über die Bedingungen zu klagen. "Ich kenne den Kurs in Silverstone sehr gut, deswegen habe ich mich auch sofort sehr wohl im Auto gefühlt", erklärte Klien.

Auch Adrian Sutil klagte nicht über die Bedingungen. Dafür klagte sein Chef über ihn: "Leider hat Adrian dafür gesorgt, dass unseren Jungs in der Fabrik nicht langweilig wird." Mike Gascoyne war 'not amused' über den abermaligen Abflug. Adrian Sutil lässt es halt bei Wind und Wetter krachen. So kennen und lieben wir ihn. "Ich verlor das Auto in Copse und flog in die Streckenbegrenzung", so Sutil. "Zum Glück war es kein schwerer Einschlag." Und wenn schon - die Spyker-Fabrik ist ja auch gleich neben der Strecke. So macht Fahren Spaß, auch wenn es windig ist.