Ferrari hatte nach dem Rennen in Indianapolis wieder zu seinem mittlerweile traditionellen Debriefing geladen und musste dabei einige Dinge beantworten, die vor und während des Rennens aufgefallen waren. So war Kimi Räikkönen schlecht, aber auch als einziger mit harten Reifen gestartet. Die harten Reifen hatte er wegen des Qualifyings drauf, denn dort musste er wegen eines Problems einen zusätzlichen weichen Satz verwenden. "Heute Morgen haben wir dann beraten, ob es besser wäre, am Anfang einen neuen harten oder einen gebrauchten weichen Reifen zu haben. Wir kamen zu dem Schluss, dass der harte die beste Wahl wäre", verriet Stefano Domenicali. Ob die Reifen aber auch Schuld am schlechten Start hatten, konnte er nicht sagen.

Was er dafür genau sagen konnte, war, dass Räikkönen danach ein gutes Rennen fuhr, auch wenn er zunächst hinter Heikki Kovalainen und Nick Heidfeld fest hing. "Er hat einen beeindruckenden Stint gefahren und ich denke, das ist ein gutes Zeichen für die Zukunft", meinte Domenicali. Sonst hatte ihm der Sonntag weniger gefallen. Platz drei und vier nannte er "nicht unser Standard" und das Ziel, in Nordamerika den Rückstand zu verkleinern, habe man verfehlt. "Wir habend das Gegenteil gemacht und 15 Punkte verloren. Es war also sicher kein gutes Wochenende. Aber was Kimi heute gezeigt hat, kann als das Positive von Indianapolis gesehen werden."

Etwas trauerte Domenicali Räikkönens schlechtem Start nach, gab aber auch zu, dass sich mit Wenn und Aber nichts anfangen lässt. Trotzdem kam er aufgrund der Stärke von Räikkönen bei freier Fahrt zu einem interessanten Schluss. "Was sicher ist, unsere Hauptkonkurrenten sind einen Schritt weiter, aber nur im Qualifying. Und das Qualifying ist sehr wichtig. Denn wie wir wissen, wenn man vorne startet, dann kommt man vorne an, wenn nicht etwas Katastrophales passiert", erklärte er. Deswegen sei es nun wichtig, das Auto zu verbessern, was kommende Woche mit den neuen Teilen in Silverstone passieren werde. "Wir haben etwas in der Tasche. Wir dürfen nicht überreagieren, wir müssen arbeiten - in der Fabrik, an allen Teilen des Autos, an der Strecke, mit den Fahrern, allem."

Denn für Domenicali ist wie wohl für viele andere eines klar: "Wir waren zu Saisonbeginn schneller, jetzt ist McLaren schneller und unser Ziel ist es, wieder schneller zu sein als McLaren. Die Botschaft, die wir haben, lautet: wir wissen, es ist Zeit zu reagieren, aber wir geben nicht auf; die Saison ist lange." Worauf man dabei besonders achten muss, wusste Luca Baldisserri, der meinte, dass McLaren vor allem mit neuen Reifen über eine Runde mehr herausholen kann. Auf die Frage, woran das liegt, konnte aber auch er nur schmunzelnd sagen: "Wenn wir das wüssten."

Was er bislang jedenfalls festgestellt hat, ist, dass es eine leichte Korrelation mit den weichen Reifen gibt, da diese während der vergangenen drei Rennen im verstärkten Einsatz waren. "Ich glaube aber nicht, dass die Verbesserung des Autos bei der Aerodynamik, dem Motor, der Mechanik, die wir in den vergangenen drei Rennen gemacht haben, eine Auswirkung darauf haben wird." Besonderes Augenmerk wird auch auf das Qualifying gelegt, da der Speed laut Baldisserri dort genauso wichtig ist wie im Rennen. "Das Problem ist, wenn man im Qualifying hinten ist, dann wird man ein schweres Rennen haben - vor allem wenn man beim Start Positionen verliert. Wenn man hinter anderen Autos fährt, dann lässt die Leistung des eigenen Autos nach. Wenn man hinter langsamen Autos fährt, dann verliert man im ersten Stint schon zehn Sekunden und es ist beinahe unmöglich, das aufzuholen", erklärte er.

Deswegen ist für die kommenden Tests in Silverstone einiges geplant. Ferrari wird ein komplett neues Aerodynamik-Paket bringen, dass die Mannschaft wieder an McLaren heran oder vorbei führen soll. Für die britischen Kollegen hatten die zwei Italiener aber noch eine Bitte, damit die Testfahrten erfolgreich sind. So sagte Baldisserri: "Hoffentlich ist das Wetter auf unserer Seite." Stefano Domenicali fügte noch hinzu: "Versucht, etwas am Wetter für uns zu machen."