Ricardo, du hast in dieser Woche erstmals als Testpilot für Renault hinter dem Lenkrad des neuen R27 Platz genommen. Wie ist es gelaufen?
Ricardo Zonta: Prima, bestens. Am ersten Tag musste ich mich erst einmal an das neue Umfeld gewöhnen, eine brauchbare Sitzposition im Auto finden und auch die Prozeduren kennen lernen, mit denen Renault arbeitet. Bereits ab Mittwoch konnte ich die reguläre Arbeit aufnehmen und konzentrierte mich dabei auf die Abstimmung der Aerodynamik für die kommenden Rennen. Dabei war ich zumeist mit sehr wenig Abtrieb unterwegs, versuchte aber dennoch, mit jeder einzelnen Konfiguration so viele Kilometer wie möglich abzuspulen.

Wie fühlst du dich im Renault R27?
Ricardo Zonta: Das ist ein komplett neuer Rennwagen für mich, auf den ich mich und meine Fahrweise erst adaptieren musste. Hinzu kommt, dass die neuen Reifen spürbar weniger Haftung aufbauen als jene, die ich bislang gewohnt war. Doch diese Anpassungsphase verlief gut. Bei den bevorstehenden Testfahrten werde ich mich im Auto richtig wohl fühlen. Diese erste Ausfahrt war sehr wichtig - nicht nur, um den Renault R27 kennen zu lernen, sondern auch, um mit all den Menschen reden zu können, mit denen ich in diesem Jahr eng zusammenarbeiten werde.

Stichwort Reifen: Du bist bekannt dafür, dich mit den Bridgestone-Pneus sehr gut auszukennen. Wie groß ist der Unterschied zu den Reifen, die 2007 zum Einsatz kommen werden?
Ricardo Zonta: Dabei handelt es sich um komplett andere Produkte. Bislang zeichneten sich die Pneus dadurch aus, dass sie in der ersten Runde sehr viel Grip lieferten, du also gleich auf den ersten Metern eine schnelle Zeit in den Asphalt stanzen konntest. Dies geht nun nicht mehr. Da die Laufflächenmischungen viel härter ausfallen, hat auch die generelle Haftung abgenommen. Zu Beginn bin ich mit den neuen Bridgestones zu aggressiv umgegangen und habe das Auto "überfahren". Doch der Groschen, dass eine sanftere Fahrweise und vorsichtigeres Einlenken den Reifen besser gefällt, ist bei mir ziemlich schnell gefallen. Kleine, aber sehr feine und wichtige Anpassungen, an die ich mich sehr bald gewöhnt hatte.

Da du den Vergleich hast: Wie ist die Stimmung innerhalb des Teams?
Ricardo Zonta: Der Umgang der Menschen miteinander verläuft sehr freundschaftlich, die Zusammenarbeit ist sehr einfach und zielorientiert. Ich habe in der Zwischenzeit ja schon einige Male Enstone besucht, den Chassis-Workshop, wo zum Beispiel mein Sitz angepasst wurde. Also war für mich nicht alles neu, als ich hier erstmals in diesem Jahr an die Strecke kam. Jeder hat sich viel Zeit genommen, um mir die speziellen Arbeitsabläufe genau zu erklären und wie sie ihre Aufgaben in Angriff nehmen. Deswegen stand ich recht bald auf eigenen Füßen und fühlte mich wohl. Ich denke, wir haben gemeinsam einen guten Start hingelegt.