Misserfolge sind im Profisport unliebsame Gäste. Egal ob Formel 1, Fußball oder Skispringen - alle wollen siegen, alle wollen Erfolge. Sollten sich diese nicht einstellen, ist in vielen Sportarten der letzte Ausweg immer der gleiche: der Trainer wird entlassen. In der Fußballbundesliga gab es das in der vergangenen Woche gleich dreimal innerhalb von 24 Stunden. Jupp Heynckes, Felix Magath und Thomas Doll mussten gehen, die Nachfolger saßen zwei Tage danach bereits auf der Bank.

Die allgegenwärtigen Rechtfertigungen der Clubführungen für das Trainer-Bashing - um in einer fremden Sportart, die gewohnte Wortwahl beizubehalten - ist ebenfalls immer die gleiche: man könne schließlich nicht alle Spieler rausschmeißen. Das ist in der Formel 1 anders - hier kann man die Fahrer nicht nur austauschen, hier müssen die Fahrer auch oft genug gehen.

Die Fahrer in den Cockpits lassen sich schnell austauschen., Foto: Sutton
Die Fahrer in den Cockpits lassen sich schnell austauschen., Foto: Sutton

Wir erinnern uns an Juan Pablo Montoya und an Jacques Villeneuve, beides Ex-GP-Sieger, der eine sogar Ex-Weltmeister. Das hat sie aber nicht davor gerettet, während der Saison 2006 ihre Rennschuhe packen zu müssen. andere Fahrer mussten ihren Helm nehmen, weil sie oder ihre Sponsoren nicht die versprochenen Gelder bieten konnten; Giorgio Pantano musste einst für Timo Glock weichen und diverse Minardi Pay-Driver kamen und gingen, wie es ihre Überweisungen zuließen.

In der F1 kann man aber nicht nur Fahrer austauschen. Auch Teamchefs sind nicht sicher - jedenfalls so lange sie nicht auch Teambesitzer sind wie Frank Williams oder früher Eddie Jordan. Selbst ein erfolgreicher Teamchef wie David Richards war vor unfreiwilligen Abgängen nicht sicher. Häufiger erwischt es jedoch die Technischen Direktoren. Allein im letzten Jahr mussten gleich zwei davon gehen - Mike Gascoyne und Geoff Willis. Sie kommen einem Pendant zu den Fußball- oder Skisprungtrainern am nächsten. Als Wandervögel heuern sie nach ihrem Gardening Leave (der Sperre bis zu ihrem Vertragsende) andernorts wieder an, um dort ihr Glück zu versuchen. Viele Fahrer versinken hingegen in der Versenkung, von ihnen gibt es einfach zu viele, während erfahrene Techniker und Ingenieure nicht wie Blasen auf den Pneus wachsen. Umso erstaunlicher ist es, dass es immer wieder zu Fällen für das Contracts Recognition Board kommt; wie in der vergangenen Woche mit dem Super Aguri oder Spyker-Tester Giedo van der Garde - die Teamzugehörigkeit hängt ganz von der Sichtweise, Vertragsauslegung und dem Härtegrad der van der Gate-Affäre ab.

Was das jetzt alles mit der Woche in der F1 zu tun hat? Ist das nicht vielmehr die Woche in der Bundesliga? Vielleicht, aber angesichts der mannigfaltigen Diskussionen um die ersten gemeinsamen Wintertestzeiten und Ergebnisse, könnte man fast meinen, dass so mancher Bundesliga-Präsident dabei nervös werden würde. Drei Sekunden Testrückstand, Motoren- und Getriebeprobleme, fehlender Speed und Zuverlässigkeit - das hätte in der Rückrundenvorbereitung mancher Clubs nur so nach der Trainer-Notbremse geschrieen!

Dabei waren es doch nur Pre-Season-Tests, um es mit den Worten von Doppelweltmeister Fernando Alonso zu sagen. "Es ist nur ein Pre-Season-Test, um das Auto zu verbessern", betonte er in Valencia beim ersten Aufeinandertreffen fast aller Teams. Die Bestzeiten mit seinem neuen silbernen Arbeitsgerät wollte er deshalb nicht überbewerten - es war schließlich nur ein Test. "Das Auto ist momentan sehr schnell und gut, aber wir haben letzte Woche schon hier getestet, also hatten wir vielleicht einen kleinen Vorteil gegenüber den anderen Teams." Wer während der Saison am schnellsten sein wird, wisse derzeit noch niemand.

Auch Technikgurus müssen gegen ihren Schatten kämpfen., Foto: Sutton
Auch Technikgurus müssen gegen ihren Schatten kämpfen., Foto: Sutton

Das ist die einzige felsenfeste Aussage, die man aus den ersten gemeinsamen Tests dieser Wintersaison ziehen kann. Es geht darum, sich an die neuen Autos zu gewöhnen, neue Fahrer zu integrieren, die neuen Reifen kennen zu lernen und Stück für Stück am Gesamtpaket zu feilen. Jeder spult sein Programm für sich ab. Weder mangelnder Speed noch kleine Kinderkrankheiten stören dabei. "Ich habe die Probleme lieber jetzt als in Australien", nennt Alonso den Sinn und Zweck der Testfahrten - nämlich so viele Fehler, wie möglich zu finden.

Über die Konkurrenz denkt er nicht nach, schon gleich gar nicht bei so wechselhaften Wetterbedingungen wie in der vergangenen Woche. "Es ist noch zu früh um jemanden abzuschreiben, schon gar nicht Ferrari", sagte er. "Momentan läuft alles ganz gut für uns, aber in der F1 kann sich das sehr schnell ändern." Auch das hat die Königsklasse des Motorsports mit König Fußball gemein. "Ich habe mir nicht angesehen, was die anderen machen", stimmte Kimi Räikkönen zu. "Wir konzentrieren uns auf uns. Noch ist es zu früh für Vergleiche." Derzeit brauchen sich die Fahrer und Technischen Direktoren also noch keine Sorgen, um eine Betätigung der Notbremse zu machen. Noch zählt nur das normale Bremspedal.