Die ersten vier Fahrzeugpräsentationen des neuen Jahres sind vorbei, drei davon fanden sogar hintereinander an ebenso vielen Tagen statt. Somit gab es in den vergangenen sieben Tagen viel zu berichten - aus den vielen Presserunden und Gesprächen mit den Fahrern und Verantwortlichen, aus den vielen Bühneninterviews, aus den vielen Fernseh- und Radiointerviews, aus den vielen Pressemappen und, und, und.

So viel Material und - wie es bei Präsentationen heutzutage leider üblich ist - so wenig darin versteckte brauchbare Inhalte hielten unsere gesamte Redaktion in Atem; alles wollte gesichtet, auf Sinn und Tauglichkeit überprüft und dann interessant, informativ und unterhaltsam verwertet werden. Bei so viel Arbeit ist es verständlich, dass man mancherorts schon einmal total den Überblick verliert und immer wieder das gleiche schreibt.

Panzergeneral Kimi eröffnet das Feuer., Foto: Sutton
Panzergeneral Kimi eröffnet das Feuer., Foto: Sutton

Sollte das noch nicht ausreichen, gibt es noch immer die knochenharten Fakten, die spektakulärsten Entwicklungen der F1-Neuzeit, über die man berichten könnte - etwa den angestrebten geringeren Trinkwasserverbrauch in Melbourne am GP-Wochenende. Wen interessiert das nicht total?

Als ob all das noch nicht reichen würde, gibt es aber auch noch die gute alte Boulevardpresse. Aus dieser ging am Mittwoch eine Meldung hervor, die sich wie von einem Turbomotor angetrieben durch die gesamte Presselandschaft verbreitete: Ex-Mercedes-Motorenmann Mario Illien soll der Sport Bild verraten haben, dass Kimi Räikkönen immer nur Vollgas geben wolle. Alles andere interessiere ihn nicht. Kein Fahrer nehme das Material härter ran, kein Fahrer knalle Runde für Runde härter über die Randsteine. "Ferrari muss Kimi schon einen Panzer bauen, wenn sie mit ihm den Titel holen wollen", zitierten die Kollegen Illiens Schlussfolgerung und lösten damit einen Sturm von hitzigen Fandiskussionen aus.

Dem Schweizer waren diese Worte allerdings neu. "Ich habe in den letzten paar Monaten mit niemandem über die Formel 1 gesprochen und keine Interviews gegeben." Stattdessen betonte er, dass Kimi ein toller Kerl sei, mit dem er immer gerne zusammengearbeitet habe und den er sehr respektiere. Gegenüber Autosport sah Illien Kimis Fahrstil am Limit sogar als etwas Positives an. Also wieder nur ein Fall von verdrehten oder erfundenen Aussagen?

Was der Wahrheit entspricht und welcher Quelle man glaubt, muss jeder selbst entscheiden - immerhin hat sogar die angesehne Nachrichtenagentur Reuters den Panzer-Kommentar übernommen. Und Reuters ist bei Leibe nicht so dubios wie manch andere Quelle, die hier und dort herhalten muss. Letztlich wissen wir aber nur eins ganz genau: Mario Illien hat in den vergangenen Monaten mindestens ein Interview gegeben und dabei mindestens einmal unter anderem über die Formel 1 gesprochen - nämlich mit motorsport-magazin.com. Von Panzern und Finnen war in diesem Gespräch aber keine Rede - es ging um Motorräder, Autos und Motoren; immerhin ist motorsport-magazin.com ein Motorsport-Magazin und hoffentlich keine totale Themaverfehlung.