Was wurde im Vorfeld der Präsentation des neuen McLaren nicht alles spekuliert. Wegen des neuen Titelsponsors wurde sogar gemutmaßt, dass der Wagen mehr Rot als Silber haben könnte. Doch genau wie sein Konkurrent aus Maranello setzt der MP4-22 mehr denn je auf eine Farbe: Während der F2007 ganz in Rot gehüllt ist, kommt der MP4-22 als beinahe kompletter Silberpfeil daher!

"Das Auto sieht fantastisch aus", freute sich Fernando Alonso. "Jetzt müssen wir herausfinden wie seine inneren Werte sind, sprich: wie gut er ist. Aber allein vom Aussehen ist es das schönste F1-Auto, dass ich jemals gefahren bin." Allerdings ist er den MP4-22 noch nicht gefahren. Dessen Roll-Out findet erst am Mittwoch statt, ebenfalls in Valencia. Auch Lewis Hamilton war vom Anblick seines neuen Arbeitsgerätes begeistert. "Das Auto war Jahre lang das eleganteste auf der Strecke und der MP4-21 hat die Schönheit des Autos noch einmal angehoben. Aber der neue MP4-22 ist einfach unglaublich - der Wagen haut jeden aus den Socken, der es nur anschaut!"

Das neue McLaren-Duo hatte seinen Spaß., Foto: Mercedes
Das neue McLaren-Duo hatte seinen Spaß., Foto: Mercedes

Nur Pedro de la Rosa blieb beim Anblick des neuen Boliden auf den Boden. "Wir kennen die Schwächen des MP4-21 und die Ingenieure haben hart daran gearbeitet, sie zu beheben", sagte der zweite Spanier im Team. "Ich denke, dass ihnen das gelungen ist. Aber das werden wir erst erfahren, wenn wir mit den Tests beginnen."

Eine lange Entwicklung

Alle Boliden der 2007er Generation entstanden unter den Einflüssen der drei großen Regeländerungen: dem Wechsel auf Bridgestone-Einheitsreifen, der Verschärfung diverser Crashtests und der Einfrierung der Motoren. Demnach gibt es auch am MP4-22 einige aerodynamische Neuerungen, die vor allem auf die ersten beiden Faktoren zurückzuführen sind.

Die Entwicklung des neuen Silberpfeils begann noch bevor sein Vorgänger zum ersten Mal auf die Strecke durfte. Erste aerodynamische Design-Konzepte und Entwürfe für die Kupplung und das Getriebe wurden schon im Dezember 2005 angefertigt - also zur gleichen Zeit, als Fernando Alonsos Wechsel zu den Silbernen bekannt wurde.

Im Laufe des langwierigen Designprozesses wurden alle 11.000 Einzelteile des Autos noch einmal unter die Lupe genommen und mehrere tausend Zeichnungen angefertigt. Mit der heutigen Präsentation hört das aber noch lange nicht auf: Schon beim Saisonstart erhält der MP4-22 ein neues Aero-Kleid, während der Saison ist alle 3-4 Wochen eine Überarbeitung des Boliden geplant.

Der Titel ist das Ziel

Das Ziel für die Saison 2007 ist das gleiche wie in jedem Jahr. "Wir wollen in jeder Saison gewinnen", bestätigte McLaren-CEO Martin Whitmarsh. "Selbstverständlich werden wir für unsere Leistung in der vergangenen Saison kritisiert, denn wir haben nicht gut genug gearbeitet." Das soll sich in diesem Jahr ändern. "Ich habe zu diesem Zeitpunkt immer ein gutes Gefühl und bin deshalb für 2007 sehr optimistisch."

Verantwortlich dafür ist nicht nur das Auto, auch das neue Fahrer-Duo versprüht Motivation im Technology Centre. Zum einen natürlich weil man nun mit einem Doppelweltmeister zusammenarbeitet, zum anderen weil auch Lewis Hamilton das Team beflügelt. "Er hat unsere Erwartungen nicht nur erfüllt, er hat sie übertroffen", staunte Whitmarsh. "Wir müssen vorsichtig sein und auf die Euphoriebremse treten, aber Lewis wird zweifelsohne ein Siegfahrer in diesem Sport." Im ersten Jahr dürfe man von ihm aber noch keine Wunderdinge erwarten. "Die Weltmeister seit 1969 haben durchschnittlich 28 Rennen bis zu ihrem ersten Sieg gebraucht", blätterte er in den Geschichtsbüchern. "Wir wollen mit Lewis natürlich früher siegen, aber es ist immer gut, wenn man dabei auf dem Boden bleibt."

Sie wollen den Titel nach Woking holen., Foto: Mercedes
Sie wollen den Titel nach Woking holen., Foto: Mercedes

Hamilton selbst geht ebenfalls ruhig in seine erste F1-Saison. "Mein Ziel ist es immer zu gewinnen, aber das ist erst meine Debütsaison, in der ich so viel wie möglich lernen möchte." Ihm ist es deshalb wichtig konstante Fortschritte zu erzielen und dem Team in beiden Titelkämpfen zu helfen. Das Verlangen nach mehr brennt dennoch in ihm. "Sobald ich eine Aufgabe angenommen habe, kann ich nicht ruhen, bis ich mein Ziel erreicht habe. Ich bin nicht hier, um teilzunehmen, sondern um zu gewinnen. Ich habe nicht vor, diese Chance zu verschenken."

Das gilt genauso für Fernando Alonso, der sich ein klares Ziel für 2007 gesetzt hat. "Ich möchte die WM gewinnen - keine Frage. Nach zwei Titeln in Serie kann ich nicht beim ersten Rennen antreten, um vielleicht aufs Podium oder in die Punkte zu fahren. Man muss der Beste sein." Aus diesem Grund sei er zu McLaren gewechselt, da das Team dieses Ziel mit ihm teilt. Den ersten Schritt zum Gewinn des WM-Titels absolviert er am Mittwoch, wenn er erstmals mit dem MP4-22 in Valencia testen darf.

"Es gibt viele neue Dinge zu beachten", erinnerte er. "Nicht nur mein neues Team, auch den Wechsel zu Einheitsreifen. Wir haben also viel zu tun und ich muss viel über das Team lernen." Nichtsdestotrotz traut Fernando seiner neuen Truppe den Sprung zurück an die Spitze zu. "Das Team hat sich gut vorbereitet und versteht, warum es im letzten Jahr nicht so gut gelaufen ist. Sobald der MP4-22 fährt, erwarte ich bis zum ersten Rennen große Fortschritte. Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir um den Titel kämpfen werden."