Mika Häkkinen ist und bleibt ein Gentlemen, wie es für einen Doppelweltmeister im Buche steht. Welcher andere Fahrer beginnt ein Pressegespräch, in dem er allen anwesenden Journalisten die Hand schüttelt oder wie diesmal in Barcelona zunächst nach dem Wohlbefinden der Schreiberlinge fragt? "Wie sieht's aus, hattet Ihr einen guten Tag? War es nicht zu kalt für Euch?"

So rührend die Fürsorge des McLaren-Eintages-Testers auch war, die Presseschar musste diese Frage natürlich sofort erwidern: Wie ging es Mika nach seinem F1-Comeback? "Es war ein exzellenter, spannender Tag", sagte er nach seinen ersten 79 Runden in einem F1-Auto seit seinem Rücktritt in Japan 2001. "Das waren viele Runden, gerade hier in Barcelona gibt es viele lange Kurven mit hohen g-Kräften. Die Strecke ist physisch sehr anstrengend", erinnerte er. "Deshalb bin ich sehr glücklich, so viele Runden ohne Probleme gefahren zu sein."

Mika hat Blut geleckt, er würde gerne wieder kommen..., Foto: Sutton
Mika hat Blut geleckt, er würde gerne wieder kommen..., Foto: Sutton

Ganz ohne Probleme verlief sein Comeback allerdings nicht, zumindest nicht, was seinen Silberpfeil betraf. "Wir konnten unser Programm heute Morgen nicht normal beginnen", enthüllte Mika. "Es gab einige Probleme, an denen wir bis Mittag arbeiten mussten." Diese betrafen unter anderem den Motor. Allerdings betonte Mika auch, dass die Motoren von diesem Test nicht jene endgültigen eingefrorenen Motoren für die kommenden Jahre sind. Davon abgesehen war Häkkinens oberste Direktive sich an das Auto zu gewöhnen.

"Ich bin mit Pedros Setup gefahren, aber wir haben im Laufe des Tages viel daran geändert", sagte er. "Es wäre aber nicht fair, wenn ich sagen würde, dass sein Setup nicht gut gewesen wäre. Wichtig war es, viele Runden zu fahren und den Speed zu haben. Wir waren auf dem richtigen Weg, das Auto an meinen Fahrstil anzupassen." Das war die Hauptaufgabe des Tages. "Es ging heute nicht darum, jemandem zu imponieren, es ging darum ein gutes Gefühl für das Auto zu bekommen und dafür, wie sich die F1 seit 2001 verändert hat."

Überraschenderweise empfand Mika den Unterschied als sehr gering. "Es steckt mehr Elektronik im Auto. Das ganze Feintuning ist mehr, was schon einmal etwas verwirrend sein kann", gestand er. "Man braucht also sehr viel Erfahrung und muss ruhig herangehen, darf keine Fehler machen. Ein falscher Knopfdruck kann die Rundenzeit um eine halbe oder sogar eine Sekunde verschlechtern." Dabei könne es passieren, dass der Fahrer das gar nicht bemerkt. Einen weiteren Unterschied machte der Finne beim Drehmoment aus. Dieses sei besonders bei hohen Drehzahlen beeindruckend gewesen; obwohl die Boliden durch den Wechsel von V10- auf V8-Motoren einiges davon verloren haben.

Über die Bridgestone-Reifen konnte Häkkinen mangels Vergleichswerten zu Michelin nur wenig sagen. "Ich war aber positiv überrascht", sagte er. "Ich hatte Gerüchte gehört, wie sich die Autos beim Kurvenverhalten verändert haben sollen, aber ich empfand es als ziemlich schön. Natürlich bin ich nie mit den Michelins gefahren, aber ich war mit den Reifen zufrieden." Allerdings entdeckte Mika vor allem in der Kurvenmitte einen gewissen Hang zum Untersteuern.

Für einen Tag flog Mika wieder durch die F1-Welt. Kommt er wieder?, Foto: Sutton
Für einen Tag flog Mika wieder durch die F1-Welt. Kommt er wieder?, Foto: Sutton

Den Test ging er gestern mit der Aufgabestellung an, so viel wie möglich über ein modernes F1-Auto zu lernen und dem Team wichtige Informationen für die Saisonvorbereitung zu liefern. Hat er das erreicht? "Ja, alle meine Fragen wurden beantwortet, aber jetzt habe ich wieder neue Fragen", sagte er schmunzelnd. "So wie sich das Auto verhielt, gibt es Dinge, die man verbessern kann. Das habe ich dem Team gesagt. Alle Autos können besser werden." Hat es ihn also gewurmt, dass er als 18. mit drei Sekunden Rückstand nur Letzter in der Zeitentabelle war? Oh ja, natürlich hätte er die Zeitenliste am liebsten umgedreht.

"Nach fünf Jahren wäre es aber ein Fehler gewesen, sofort Vollgas zu geben. Da hätte leicht ein Fehler oder Dreher passieren können, das wäre nicht sehr professionell gewesen", begründete er seine anfängliche Zurückhaltung. "Die Aufgabe war es, zu lernen und Feedback zu geben, das hätte ich dann nicht mehr machen können." In manchen Situationen müsse man auch beim Testen ans Limit gehen, um etwas über das Auto zu erfahren, aber diesmal sei das nicht die Aufgabe gewesen. Trotzdem hätte es ihm natürlich besser gefallen, wenn er "eine schnellere Zeit" gefahren wäre. "Aber es wäre unfair, nach einer so langen Pause eine Bestzeit zu erwarten." Dennoch glaubt er, dass er mit neuen Reifen und weniger Sprit durchaus schneller hätte sein können. "Aber das war nicht die Aufgabe", betonte er abermals.

Hat ihn dieser Eintages-Test, der laut Norbert Haug eine einmalige Aktion war, hungrig auf mehr gemacht? "Selbstverständlich, ja", sagte Mika ehrlich. "Wir wurden immer besser, ich gewöhnte mich immer mehr an die Bremspunkte, verbesserte das Setup und lernte die Leute besser kennen. Bei einem zweiten Test würde ich natürlich noch stärker, schneller, erfahrener werden." Denkt er also schon an das nächste Mal? "Ich weiß es nicht, das müssen wir erst noch besprechen", widersprach er seinem Motorsportchef, der ja von einer einmaligen Aktion gesprochen hatte. "Warten wir ab, was passiert."